Nett, nicht naiv
Nach zehn Jahren Abstinenz ist Damon Gough alias Badly Drawn Boy noch immer ein Mutmacher. Doch sollte man bei dem Mann mit der Mütze auch auf die Untertöne achten.
Damon, du hast acht Platten in zwölf Jahren veröffentlicht. Das neue Badly-Drawn-Boy-Album erscheint jetzt nach fast einem Jahrzehnt kompletter Funkstille …
Damon Gough: Mir ist das Leben dazwischengekommen. Der Song „I just wanna wish you Happiness“ erklärt das ziemlich gut: Im Jahr 2012 hat sich die Mutter meiner älteren Kinder nach 15 Jahren von mir getrennt. Unsere Beziehung ist daran zerbrochen, dass ich ein großes Alkoholproblem gehabt habe und ständig unterwegs gewesen bin. Ich habe nach der Trennung noch drei weitere Jahre weitergetrunken, und danach konnte die Freude über den geschafften Entzug nur für eine kurze Zeit überblenden, dass ich an Depression leide und besser eine Therapie machen sollte. Außerdem muss man auch noch ein Jahr Babypause einrechnen, denn inzwischen bin ich verheiratet und habe einen dreijährigen Sohn.
Trotz der schwierigen Themen klingst du auf „Banana Skin Shoes“ so eingängig und optimistisch wie nie zuvor.
Gough: Auf keinen Fall wollte ich larmoyante Songs, mit denen ich mich in Selbstmitleid wälze. Ich habe in den letzten Jahren so viel darüber gelernt, wie man das Beste aus seinem Leben macht und wie man andere Menschen behandeln sollte. Man muss positiv sein. Den Text von „I’m not sure what it is“ habe ich zum Teil nach meiner ersten Therapiesitzung geschrieben, indem ich mir vorgestellt habe, wie ich mein jüngeres Ich zum Lächeln bringen kann.
Was ist mit dem Klischee, dass Drogenentzug oft gut für den Künstler, aber eher schlecht für dessen Kunst ist?
Gough: Das passiert vielleicht, wenn man meint, den vermeintlichen Verlust auf eine seltsame Art und Weise kompensieren zu müssen. Ich war lange Zeit davon überzeugt, nur nachts mit einem gewissen Pegel kreativ sein zu können. Wenn man aber nichts verändert und nur den Alkohol weglässt, wird das Ergebnis immer besser sein.
Dann ist es einfach deine Superpower, die Hörer zu trösten und ihnen Mut zuzusprechen, ohne dabei kitschig rüberzukommen?
Gough: Ich schrecke auf jeden Fall vor Herzlichkeit zurück, die niedlich sein will oder an Wehmut gekoppelt ist. Meine Songs wandeln immer auf steinigen Wegen. Vielleicht bin ich ein netter Songwriter, aber ich bin nicht zu nett oder naiv.
Das belegen auch die politischen Untertöne in Songs wie „I need someone to trust“ oder „Appletree Boulevard“. Im Text von „Is this a Dream?“ erwähnst du einen Brief von Bono, der dich nach dem Brexit-Referendum getröstet hat. Gibt es den wirklich?
Gough: Als ich mir vor 20 Jahren ein U2-Konzert in der Manchester Arena angesehen habe, wurde mir ein handgeschriebener Brief von Bono überreicht, in dem er mir mitteilt, wie sehr ihm mein Debütalbum gefallen hat. Ich hatte ihn jahrelang nicht gesehen, aber dann brachte mir meine Exfreundin einen Karton aus unserem alten Haus ins Studio. Ihn bei der Arbeit am Comebackalbum wieder zu lesen, hat meinem Selbstbewusstsein ziemlich gut getan, und weil es kurz nach dem Referendum war, konnte ich mir diesen Witz nicht verkneifen, der auf den papstähnlichen Status des U2-Sängers anspielt: Alles wird ein bisschen erträglicher, wenn Bono da ist.
Interview: Carsten Schrader
Badly Drawn Boy: Banana Skin Shoes erscheint am 22. Mai.