„Balconettes“: Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs

Drückende Hitze über Marseille – dann gibt es eine Leiche, und dann noch eine. Was tun? Der französische #MeToo-Film „Balconettes“ ist bitterböse und sehr ernst zugleich.
Heldinnen sind die Schriftstellerin Nicole (Sanda Codreanu), das Camgirl Ruby (Souheila Yacoub) und die Schauspielerin Elise (Noémie Merlant, „Die Fotografin“; sie ist auch Regisseurin von „Balconettes“) nicht. Der Flm „Balconettes“ startet jetzt in den Kinos.
Wenn, dann ist Denise eine Heldin, die gleich zu Beginn der rabenschwarzen Komödie bei 46 Grad im Schatten ihren Mann mit einem Spaten erschlägt; leider verschwindet sie sehr schnell aus der Filmhandlung. Allerdings werden die drei schon erwähnten Frauen, die eine Wohnung in Marseille teilen, von den Umständen zu Heldinnen gemacht, denn sie wollen nicht Opfer von Männern sein. Elise verlässt ihren Mann, der sie vergewaltigt hat, Ruby räkelt sich sexpositiv vor der Webcam und lässt sich von notgeilen Männern bezahlen. Nicole schließlich wird vom Nachbarn gegenüber, einem Fotografen, vergewaltigt. Pech für ihn: Sie bringt ihn um, auch wenn sie sich hinterher nicht erinnern kann. „Balconettes“ ist die feministische „#MeToo“-Variante von Hitchkocks „Fenster zum Hof“ – und eine Zumutung: Brutale männliche Gewalt und Slapstick, schlimmste Demütigung und rabiate Komik, weinerliche Männer und selbstbewusst ihre Brüste entblößenden Frauen ergeben einen Mix, der mit Sicherheit von einigen kritisiert wird. Doch den drei Balconettes ist so vieles egal, sie werden auch das locker wegstecken.