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Barbara Schöneberger

Sie ist „Blondes Gift“, gerne „Genial daneben“, „Blond am Freitag“ und auch an den anderen Wochentagen. Für „Die Unglaublichen – The Incredibles“ synchronisiert sie nun eine Trickfigur. Barbara Schöneberger ist nicht auf den Mund gefallen. u_magazine nutzte das und bat sie zum schonungslosen Gespräch über sich, das Fernsehen, Karriere, Männer und ihre Brüste.

u_magazine: Frau Schöneberger, schön, dass Sie in „Die Unglaublichen“ nur zu hören und nicht zu sehen sind. Wo man in letzter Zeit auch hinzappte: Sie waren schon da.

Haben Sie keine Angst vor einer Schöneberger-Überfütterung?

Schöneberger: Ich habe das nicht im Griff, weil ich Sachen im August aufzeichne, die im November ausgestrahlt werden. Ich gucke es mir selber nicht an. Ich habe mir nämlich eine sehr schöne große Lampe gekauft, die nur an dem Punkt stehen konnte, wo der Fernseher früher stand. So habe ich zugunsten dieser Lampe den Fernseher jetzt nach hinten geräumt und den da gar nicht mehr so richtig angeschlossen, und da guck ich jetzt sehr selten. Man guckt sich seine eigenen Sachen auch nicht an.

u_magazine: Warum? Zu peinlich? Sind Sie zu eitel?

Schöneberger: Alles. Es ist so ein Gefühl von: Och, warum dieses Kleid? Warum hat mir keiner gesagt dass mir die ganze Zeit ein seildickes Haar aus dem Kopf rauswächst? Ich habe letztens mit meiner Kollegin Kim Fischer gesprochen, und die sagte: Wenn ich abends im Hotel liege und ich sehe mich zufällig beim Durchzappen – ich schalte emotionslos weiter. So ist es bei mir auch. Ich denk mir so: Ach, guck mal, da bin ich ja, wumm, weg, weiter.

u_magazine: Sie sind im Fernsehen immer quietschvergnügt. Was ist, wenn Sie zur lustigen Vorzeige-Fernsehfrau werden?

Schöneberger: Aber ich bin ja auch eine lustige Frau. Ich glaube nicht, dass ich jemals eine politische Journalistin sein werde und sein möchte. Natürlich ist der Punkt erreicht, wo man gucken muss, was noch Zukunft hat. Man kann mit 40 nicht mehr das Gleiche machen. Man muss sich weiterentwickeln und unter Umständen, wenn’s ganz hart auf hart kommt, irgendwann auch mal richtig inhaltlich arbeiten. Das wird natürlich der Horror, wenn man wirklich Inhalte transportieren muss. Mein Gott, da habe ich ja eine solche Angst vor. Langsam, aber sicher werde ich mich schon damit auseinandersetzen müssen. Aber ich habe mich selber auf lustig positioniert, und dann brauche ich mich jetzt auch nicht zu beschweren.

u_magazine: Kann man sich in der modernen Medienlandschaft überhaupt rar machen und nur eine Show machen statt drei?

Schöneberger: Das kann man schon. Ich arbeite aber auch gerne. Das Problem ist, das wir Fernsehleute zwar den Vorteil haben, nur einen Tag im Monat arbeiten zu müssen, um alles bezahlen zu können, allerdings ja auch gerne zwanzig Tage im Monat arbeiten wollen. Ich bin ein junger, gesunder Mensch, und ich kann ja nicht nur zu Hause sitzen und Blumenarrangements gestalten. Ich will ja auch ein ganz normales Leben leben und arbeiten und unterwegs sein und das Gefühl haben: Ich mache was. Aber immer, wenn ich was mache, sehen mich halt gleich alle.

u_magazine: Was ist es für ein Gefühl, von den Medien reflektiert zu werden, wenn man selber Teil dieser Medienwelt ist?

Schöneberger: Ist schon komisch. Das nimmt man sich alles nicht mehr so sehr zu Herzen. Wenn man weiß, dass man schlecht war, dann trifft es einen auch, weil man sich denkt: Oh, Scheiße, die haben Recht. Und meistens haben sie Recht, wenn sie einen verreißen. Meisten denkt man sich so: Ach ja, ich hätt’s auch so geschrieben, wenn ich’s hätt’ so schreiben können. Manchmal ist es so, dass mich das gar nicht interessiert. Ich fand’s okay, und dann stehe ich auch dazu. Glücklicherweise habe ich mit „Blondes Gift“, „Genial daneben“ und „Blond am Freitag“ drei Formate, wo ich mich total wohl fühle in der Art und Weise, wie ich da präsentiert werde oder mich selbst präsentiere. Da habe ich auch nicht das Gefühl, ich müsste irgendwas gutreden.

u_magazine: Sie fühlen sich vor der Kamera in der Tat sichtlich wohl. Was bringt Sie aus der Ruhe?

Schöneberger: Immer schwer ist es, wenn du eine neue, große Sendung machst. Eigentlich muss man sich nur klarmachen: Ich habe hier gar nichts zu verlieren. Und ich bin ja auch so ein bisschen unperfekt positioniert. Ich bin keine Sauberfrau, die immer super aussieht und immer politisch korrekt ist, wo alles immer klappt. Bei mir geht immer alles schief, und es sieht auch doof aus, dass man denkt: Och, das hätte aber schöner sein können. Das ist gut. Denn egal, was passiert, man kann immer sagen: So ist es halt. Das ist natürlich super.

u_magazine: Demnach sind Sie keine Perfektionistin?

Schöneberger: Nein. Perfektionist zu sein bedeutet ja auch, den Zustand X anzustreben, und diesen Zustand X muss man sich ja vorher vornehmen. Ich bin nicht gut darin, mir Sachen über mich selber auszudenken. Ich habe überhaupt keine Vision darüber, was meine berufliche und private Zukunft angeht. Da bin ich froh, wenn ich jemand habe, der das ein bisschen für mich macht. Der denkt dann vor, serviert mir das und fragt: Wie findest du denn das?, und dann sage ich ja oder nein. Aber mir selber was ausdenken für mich, das kann ich gar nicht.

u_magazine: Das könnte man als Trägheit, als Aus-der-Hand-geben der eigenen Karriere aufgrund von Unlust interpretieren …

Schöneberger: Das stimmt. Das ist auch so.

u_magazine: Karriere interessiert Sie nicht?

Schöneberger: Ich habe meine eigene Karriere noch nicht als Karriere wahrgenommen. Ich habe das Gefühl, das ist jetzt mein Leben und es läuft jetzt gerade so. Ich bin nicht jemand, der so in die eigenen Geschicke eingreift. Jetzt merke ich aber schon langsam, dass es wichtig ist, sich selber darum zu kümmern. Ich kann nicht mehr so laid back wie früher völlig relaxt sagen: Macht ihr mal, ich komm’ dann zum verabredeten Zeitpunkt rein und mach das dann. Ich bin ein guter Vollstrecker. Wenn du zu mir sagst: Mach das so, und ich finde das gut, dann kann ich auf Ansage wirklich alles so machen. Was ich in der Sendung sage, kommt natürlich von mir. Aber konzeptionelle Sachen kann ich überhaupt nicht.

u_magazine: Wie gehen Sie damit um, wenn Rudi Carrell fragt, warum Sie denn so hochgeschlossen auftreten und fordert: „Wer so schöne Titten hat, sollte einen Teil davon zeigen“?

Schöneberger: Rudi Carrell hat schon ganz viele lustige Sache gesagt, aber auch vieles, mit dem ich nicht übereinstimme. Es stimmt auch nicht, dass ich jetzt weniger Dekolletee zeige als früher. Mal habe ich halt Lust auf Dekolletee und mal nicht. Es geht gar nicht anders, als es zu zeigen. Ich kann es ja nirgendwo anders hinbinden. Das war eine völlig schwachsinnige Aussage. Wenn er sich mehr Dekolletee wünscht und ich ihm da nicht genug biete, dann muss er sich anderweitig irgendwo bedienen. Da gibt es ja nun im Fernsehen zunehmend Sendungen, wo nur Dekolletees zu sehen sind.

u_magazine: Was hilft Ihr angefangenes Soziologiestudium beim Tratsch mit Ralph Morgenstern in „Blond am Freitag“?

Schöneberger: Im Großen und Ganzen war es nur die Eintrittskarte für eine bestimmte Art von Jobs, die ich jetzt nicht mehr machen möchte. Beim Fernsehen sind viele Studienabbrecher, und es beweist, dass ich nicht von vornherein meine Karriere aufs Fernsehen ausgelegt habe. Diese Britney-Spears-Karrieren, wo man bereits als Sechsjährige sagt: ,I wanna be a Star!’, das finde ich sehr bedenklich. So möchte ich nicht sein. Ich hatte schon ein ganz normales Leben angestrebt, und das führe ich jetzt auch. Nur mache ich jetzt eben Fernsehen. Anders ist als in anderen Jobs musst du wirklich flexibel sein. Du lebst von der Hand in den Mund, weil du einen Vertrag hast für 20 Folgen, sprich für fünf Monate oder auch mal nur für sechs Folgen. Ich weiß nie, was ich im nächsten Jahr mache oder in den nächsten zwei Monaten. Da stellst du dich dann irgendwann drauf ein, aber ein bisschen komisch ist das schon. Schon ein anderes Leben, als wenn du in einem Büro arbeitest und weißt, wenn du noch fünf Jahre den Job machst, dann wirst du Abteilungsleiter und dann noch mal fünf Jahre, dann bist du Ressortleiter.

u_magazine: Wünschen Sie sich nicht eine sichere Perspektive?

Schöneberger: Manchmal würde ich mir wünschen, dass mal einer sagt: Hier, für die nächsten vier Jahre darfst du das machen. Aber selbst wenn du so einen Vertrag hast, können sie dich trotzdem vorher rauskicken. Das hat man ja letztens bei Anke Engelke gesehen.

u_magazine: Wo hört bei Ihnen der Spaß auf?

Schöneberger: Es gibt viele Formate, wo man als Fernsehschaffender sagen sollte: Damit möchte ich definitiv nichts zu tun haben. Das Problem ist, dass man immer wieder fast dazu gezwungen wird. Man muss sich echt dagegen wehren. Sonst wird man wirklich überall mit reingesetzt, in jedes Panel.

u_magazine: Wie können sie – die Fernsehsender – einen zwingen?

Schöneberger: Indem sie sagen: Wenn du nicht kooperativ bist, dann müssen wir auch über die Verlängerung deines Vertrages noch mal nachdenken. Es gibt schon Möglichkeiten.

u_magazine: Können Sie damit umgehen?

Schöneberger: Schon. Natürlich habe ich Angst, meinen Job zu verlieren, gerade meine Heimat „Blondes Gift“, denn solange ich das habe, ist alles gut. Es ist mein Zuhause. Wenn ich das nicht mehr hätte, dann wäre ich entwurzelt. Klar könnte ich dann noch anderweitig meine Kohle verdienen, aber dann hätte ich so ein bisschen die Berechtigung verloren. Wenn man keine feste Sendung hat, dann eiert man so rum – dann ist man nur Gast.

u_magazine: Wie gehen Sie sich aus dem Weg, wenn Sie sich selber zu viel sind?

Schöneberger: Mich ödet manchmal meine eigene Biografie an, die ich schon tausendmal wiederholt habe. Alle Geschichten sind erzählt, zumindest die, die erzählbar sind. Da denke ich mir manchmal: Jetzt erzähle ich einfach mal, dass ich mit Jack Nicholson verheiratet war, einfach, um frischen Wind in meine eigene Biografie zu bringen. Ich gehe dem Geschäft sehr aus dem Weg. Ich erledige meinen Job sehr gewissenhaft, wenn auch sehr mit links und auch manchmal im Vorbeigehen. Aber mein Schwerpunkt sind mein Privatleben und mein Zuhause. Ich bin niemand, der stundenlang auf Festen rumhängt.

u_magazine: Sie haben mal bei einem Männermagazin eine Kolumne geschrieben, in der Sie den Kerlen erzählt habe, wo es langgeht. Was macht Sie zur Autorität auf dem Gebiet?

Schöneberger: Das frage ich mich auch. Ich habe versucht, Anleitung zu geben in dem großen Frauendschungel, dass Männer ungefähr wissen, wie es ablaufen soll. Ich hab’s mal aus meiner Sicht geschildert. Ich glaube auch nicht, dass sich jemand daran gehalten hat. Wobei viel Wahres darin liegt, dass Männer eine bestimmte Art von Styling vermeiden sollten: die Hanteln im Wohnzimmer rumliegen lassen und die Men’s Health auf dem Klo und verknusperte Taschentücher im Bett.

u_magazine: Männer sollen also ihre Wohnungen besser aufräumen?

Schöneberger: Nee, eben nicht. Es darf alles nicht platziert wirken, aber auch nicht aufgeräumt. Es muss inszeniert nachlässig sein, zufällig dahingelegt. Es darf aber nicht so wirken, und das gelingt selten. Letztens war ich bei einem Typen auf dem Klo, der hatte auf seiner Gästetoilette eine Men’s Health, ein Golfmagazin, ein Managermagazin und den MOMA-Katalog. Und ich sag’ so: Auf der Toilette haste sie dann so weit, wenn sie das sieht – aber wenn sie dann deine gestreifte Frotteebettwäsche sieht, dann wird sie trotzdem wieder nach Hause gehen.

Interview: Volker Sievert

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