Bayerische Staatsoper zieht positives Fazit für Hygienekonzept

Bis zum zweiten Lockdown spielte die Bayerische Staatsoper mit 500 statt 200 Gästen im Probebetrieb. Das Hygienekonzept war erfolgreich.
Kulturhäuser haben es nicht leicht, das ist bekannt. Strenge Hygieneauflagen und Zwangsschließungen machen einen Spielbetrieb unwirtschaftlich, wenn nicht sogar unmöglich. In Bayern erlaubte die Besucherobergrenze in Opern und Theatern vor dem Lockdown nur 200 Gäste. Aber wären unter bestimmten Bedingungen nicht mehr Besucher*innen möglich, ohne das Infektionsrisiko zu erhöhen? Das wollte das Bayerische Ministerium für Wissenschaft und Kunst genauer wissen und hat ein Pilotprojekt ins Leben gerufen: „Probeweiser Betrieb der Bayerischen Staatsoper mit erhöhter Zuschauerzahl“ heißt das Experiment, das von September bis Oktober lief und nun ein positives Fazit beschert. Die Bayerische Staatsoper blieb in der Testphase nicht allein, auch der Gasteig in München und die Nürnberger Meistersingerhalle wurden an dem Pilotprojekt beteilt. Allerdings konnte die Testphase in der Nürnberger Meistersingerhalle aufgrund der Infektionslage nicht fortgeführt werden und musste frühzeitig beendet werden.
Kein erhöhtes Risiko festgestellt
Um zu testen, ob ein Spielbetrieb auch mit wesentlich mehr Gästen sicher ist, hat die bayerische Staatsregierung die Zuschauerobergrenze für das Nationaltheater in München von 200 auf 500 erhöht. Begleitet wurde der zweimonatige Probebetrieb von einem Expert*innenteam aus dem Gesundheitsbereich. Die 500 Gäste wurden anders im Publikumsraum verteilt, als es die derzeitigen Hygienemaßnahmen vorschreiben: Der Mindestabstand von 1, 5 m wurde teilweise unterschritten und eine neue Sitzordnung im Schachbrettmuster getestet. Auch die Luftströmung im Raum wurde genau unter die Lupe genommen – alle neuneinhalb Minuten wurde die Luft komplett ausgetauscht. Das prüfende Gesundheitsteam kam zum Schluss: die vorgenommenden Maßnahmen sind unkritisch.
Publikum zeigte sich verantwortungsvoll
Natürlich spielt für die Einschätzung der Sicherheit auch die Wahrnehmung des Publikums eine entscheidende Rolle. Nach jeder Vorführung erhielten die Besucher*innen einen Fragebogen: Wie sicher haben Sie sich gefühlt? Wie zufrieden sind Sie mit den Maßnahmen? Die Auswertung der Besucherbefragung fiel eindeutig aus: Die Besucher*innen nahmen ihren Schutz als weit mehr als ausreichend wahr. 94,5 Prozent der Befragten war mit den Maßnahmen zufrieden. 96,5% der Befragten hatte sich beim Besuch sicher gefühlt. Und was ist mit den Pausen, wenn alle zu den Sektgläsern strömen? Auch das lässt sich kontrollieren. Mit reservierten Tischen pro Haushalt, Laufpersonal und Verteilung an den Bars. Wie verhielt sich das Publikum? Verantwortungsvoll, diszipliniert, vorsichtig. Auch das ergab die Testphase. Keine Infektion konnte im Rahmen des Pilotprojekts nachgewiesen werden.
Expert*innen äußern sich zufrieden
Zu dem Gesundheitsteam gehört unter anderem Prof. Dr. Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie der TUM (Technischen Universität München). Sie fasste zusammen:
„Grundsätzlich konnten wir während des Testlaufs kein erhöhtes Infektionsrisiko beim Besuch der Bayerischen Staatsoper feststellen. Die Ansteckungsgefahr für die Besucher wird bei Einhaltung der Maßnahmen auf ein Minimum reduziert. Ich denke, das Konzept lässt sich bei vergleichbaren Inzidenzwerten mit individuellen Anpassungen auf andere Theater und Konzertsäle übertragen.“
Auch Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, bringt auf den Punkt, was die Ergebnisse des Projektes für die Kultur bedeuten:
„Auch in der aktuellen Lage des zweiten Lockdowns sind die Erkenntnisse des Pilotprojekts wichtig – denn die gesamte Kulturbranche braucht Perspektiven, braucht politische Entscheidungen, die ein Weiterbestehen der Kulturnation Deutschland sichern [ … ] Wir brauchen klare Parameter, die uns ermöglichen – unabhängig von täglichen Meldungen der Infektionszahlen – zu arbeiten und zu spielen! Dass dies verantwortbar ist, zeigen die Ergebnisse des Pilotprojekts.“
Das bayerische Hygienekonzept mit den starken Auflagen beim Luftaustausch ist nur einer von vielen Versuchen, die derzeit an den Bühnen unternommen werden, um mehr Sicherheit für das Publikum zu erwirken. Hier schrieb kulturnews über Ionisierung der Luft und Sauerstoffaktivierung in geschlossenen Räumen.