„Beckenbauer – Der letzte Kaiser“ – Außenristpass deluxe
Bei MagentaTV startet die Dokuserie „Beckenbauer – Der letzte Kaiser“ über Franz Beckenbauer als erfolgreicher Fußballer, umjubelter Popstar und schließlich gar als „Lichtgestalt“.
Am 7. Januar dieses Jahres ist Franz Beckenbauer verstorben. Jetzt startet eine dreiteilige Dokuserie „Beckenbauer – Der letzte Kaiser“ des Regisseurs Torsten Körner über den „Kaiser“ auf MagentaTV – der gelungene Versuch, das Phänomen Beckenbauer sowohl zeitgeschichtlich zu erklären als auch über den Umweg, Schauspieler, Musiker und Politiker erklären zu lassen, was sie einem Mann verfallen ließ, dessen einzige Leistung es war, einen Ball schöner und eleganter zu streicheln als alle anderen.
War schon der ARD-Dokumentarfilm „Beckenbauer“ vom Januar dieses Jahres – Franz Beckenbauer starb ausgerechnet am Tag der Ausstrahlung – eine ernsthafte, seriöse Auseinandersetzung mit dem Fußballer und Popstar; rückte schon davor die Serie „Der Kaiser“ auf Sky und Wow das sympathische Schlitzohr Beckenbauer in den Mittelpunkt und war als Biopic gut Unterhaltung, so ist der jetzt startende Dreiteil „Beckenbauer – Der letzte Kaiser“ der durchaus gelungene Versuch einer Einordnung von Beckenbauers Charisma und Erfolg in die Veränderung der Bundesrepublik Deutschland von den 1950ern bis zur Wiedervereinigung und darüber hinaus. Dabei beleuchtet die Serie ausführlich die Veränderung in den Strukturen des Fußballsystems hin zum Profisport und, was Franz Beckenbauer damit zu tun hatte, sowohl geschäftlich (Robert Schwan war sein Manager, Robert Schwan war aber auch der erste Manager der Bundesliga, denn er vertrat auch den FC Bayern und saß bei jedem Spiel auf der Bank) als auch als Popstar, der mit all seinem Charisma vermarktet wurde, so dass der noch immer sehr dürftig bezahlte Star schon Mitte der 1960er Jahre gut dotierte Werbeverträge abschloss.
„Beckenbauer – Der letzte Kaiser“: Begeisterte Künstler
Hergestellt hat diesen Dreiteiler der Regisseur Torsten Körner, dessen Film „Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, Ihr Schönen“ erst Ende August in die Kinos gekommen ist. Der Film handelt von der Leistung der Frauen unterschiedlicher Generationen in der DDR, während der erste Teil „Die Unbeugsamen“ westdeutsche Politikerinnen porträtierte, die sich gegen massive Frauenfeindlichkeit durchsetzen mussten, um erfolgreich zu sein. Auch bei Franz Beckenbauer liegt nicht das Leichte im Fokus der Körner’schen Betrachtung – das Leichte war eh nur die Lesart der Bevölkerung: Beckenbauer musste arbeiten, auch wenn es nicht so aussah, weil er mit seinem Können in Ballbeherrschung und Spielgestaltung, vor allem aber mit seinem einzigartigen Außenristpass unerreicht genial war in der damaligen Zeit. Vom Schauspieler Matthias Brandt („King of Stonks“, „
Roter Himmel“) bis zu Christian Petzold, dem Regisseur von „Roter Himmel“ und „Transit“, und vom Musiker Marius Müller-Westernhagen bis zum Krimiautor Friedrich Ani reicht die Schar der Künstler, die bekennen, wie sehr sie Beckenbauer in ihrer Kindheit und Jugend verehrten und wie sehr sie das auch jetzt – rationaler ausgedrückt als früher – noch tun. Der Bruder Walter Beckenbauer spricht über den privaten Menschen in seiner Weltoffenheit, Wolfgang Thierse personifiziert den Blick aus der DDR auf den Star, und der sonst so frotzelige frühere Werder-Bremen-Stadtionsprecher und jetzige Fußballentertainer Arnd Zeigler bekennt, als Erwachsener eine Beckenbauer-Figur erstanden zu haben, die er als Kind von seinen Eltern nicht bekam.
„Beckenbauer – Der letzte Kaiser“ ist eine Miniserie mit dem Willen zur posthumen Versöhnung mit Franz Beckenbauer. Unbestritten ist seine Verwicklung in die Bestechungszahlungen bei der Bewerbung für die WM 2006, die Deutschland dann auch austrugen durfte. Doch die sich gegen die Person Beckenbauer gerichtete Empörung war bigott, nur Träumer konnten davon träumen, dass eine Fußballweltmeisterschaft ohne Korruption vergeben würde. Der Dreiteiler atmet eine Entspanntheit im Umgang mit dem Thema, die man in der Öffentlichkeit wohl erst Jahre nach einem empörenden Ereignis an den Tag legen kann. Genau das aber tut der Doku gut: Sie konzentriert sich ohne Aufgeregtheit auf Fragen und Antworten, die dem Fußballer und Star Beckenbauer gerecht werden.