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„Becoming Charlie“: Die Suche nach der eigenen Identität

Die Serie „Becoming Charlie“ begleitet die junge, nichtbinäre Charlie auf der emotionalen Suche nach sich selbst. Jetzt im ZDF und in der Mediathek.

„Was für ein Pronomen benutzt du eigentlich?“ Diese beiläufig gestellte Frage schickt Charlie (Lea Drinda, Wir Kinder vom Bahnhof Zoo) auf die Suche nach ihrer eigenen Identität. Becoming Charlie in der ZDF-Mediathek erzählt die Geschichte der 20-jährigen Charlie. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter Rowena (Bärbel Schwarz) in einer Plattenbausiedlung, zu Hause fehlt das Geld, die Rechnungen häufen sich, und die Zukunftsperspektiven reichen nicht über den Job beim Lieferdienst hinaus. Was Charlie Halt gibt, ist die Musik – sie hört Rap. Insgesamt ist Charlie nicht das, was im Allgemeinen unter dem Stereotyp „typisch weiblich“ verstanden wird. In ihr wachsen Zweifel und Unsicherheit um ihre sexuelle Identität, und als sie im Internet über zu Trans- und nichtbinären Personen recherchiert, wählt sie die Flucht nach vorne: Sie verweigert das weibliche Pronomen, bindet ihre Brüste ab und geht mit ihrer Mutter, die das alles nicht wahrhaben will, in die Konfrontation.

Becoming Charlie ist eine sechsteilige Coming-of-Age-Serie, die sich der Zerrissenheit nichtbinärer Geschlechteridentitäten annimmt: Ein Thema, das äußerst aktuell ist: Zu oft werden nicht heteronormative Lebensrealitäten noch stigmatisiert und marginalisiert. Die Serie nutzt die Kraft der Fiktion, um Sichtbarkeit herzustellen und Probleme nichtbinärer Personen aus der Aufmerksamkeits-Peripherie zu holen: Sie erzählt vom Dazwischensein und den Anstrengungen der eigenen Identitätssuche. Die jugendliche Ästhetik wie etwa die wiederkehrenden Rap-Anleihen sind authentisch und unkitschig.

„Becoming Charlie“: Eine moderne Coming-of-Age-Geschichte mit Haltung

Die stärksten Momente sind jedoch die kurzen, ruhigen Sequenzen, die durch sphärische House-Melodien, ein raffiniertes Spiel mit den Lichtverhältnissen und schließlich aufgrund von Lea Drindas Performance jenes Dazwischensein so plastisch machen: Zwischen todtraurig und wild entschlossen. Dieses Dazwischensein macht Becoming Charlie so stark. So kann Charlies Kumpel Nikolas (Danilo Kamperidis, How to sell Drugs online (fast) trotz seines heteronormativen Männlichkeits-Gestus’ (Bomberjacke, Brustbeutel, Fassonschnitt, Krafttraining) dennoch schwul sein. Becoming Charlie ist mehr als eine Jugendserie. Sie zeigt, wie fragil Identitäten sind und wie leicht es noch immer ist, den Fremdzuweisungen herrschender Geschlechterkonstruktion zu unterliegen.

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