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Ben Böhmer über „Bloom“: Aufgeblüht

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(Foto: Harvey Pearson)

Beim dritten Album bekämpft Elektro-Superstar Ben Böhmer sein Burnout mit organischen Klängen.

Ben, gleich der erste Track auf deinem neuen Album macht deutlich, dass es klanglich in eine neue Richtung geht. Es ist direkt ein Klavier zu hören.

Ben Böhmer: Ich habe schon immer organische Einflüsse gehabt und auch Musik abseits des klassischen Deep oder Progressive House produziert. Jetzt wollte ich das zum ersten Mal auch veröffentlichen.

Was hat dich dazu motiviert?

Böhmer: Im Jahr 2022 habe ich viel zu viele Shows gespielt, knapp 200. Damals hatte ich mir noch vorgenommen, dass mein nächstes Album für die große Bühne gedacht sein soll. Das hat aber überhaupt nicht funktioniert, weil ich nach diesem Jahr echt ausgebrannt war. Ich habe kaum etwas geschrieben, und wenn, dann war das gar nicht mal so geil. (lacht) Es hat mir extrem geholfen, nur noch das zu machen, worauf ich Bock hatte. Viele Tracks sind jetzt genau das Gegenteil des Sounds, der mir am Anfang vorgeschwebt ist.

Du hast Klavier gespielt, bevor du zur Elektronik gefunden hast. Ist „Bloom“ damit auch eine Rückkehr für dich?

Böhmer: Absolut. Ich habe das Album hauptsächlich hier zu Hause geschrieben. Im Studio steht ein altes Stage Piano von Yamaha, das mir meine Eltern geschenkt haben, als ich sechs war. Das war jahrelang der Fokus, alle meine Stücke beginnen schon immer auf dem Klavier. Aber zu Beginn der Produktion des neuen Albums habe ich mir ein wunderschönes, echtes Klavier gekauft, und das ist entsprechend auch öfter vertreten.

Wie hat das dein Songwriting verändert?

Böhmer: Bei dem Titel „Hiding“ etwa hat es ewig gedauert, bis ich den richtigen Klang gefunden habe. Ein Klavier kann man im Nachhinein gar nicht mal so gut manipulieren. Das ist in der elektronischen Musik oft einfacher. An anderen Stellen war es leichter, mit dem organischen Klang zu arbeiten. Bei „Rain“ zum Beispiel gibt es ein Akkordbett. Da war nicht so viel zu tun, weil der Sound einfach da ist.

Beim Closer „Blossoms“ ist sogar eine Gitarre zu hören. Hast du den ungewöhnlichsten Track absichtlich ans Ende gestellt?

Böhmer: Ja, ich finde den letzten Abschnitt eines Albums generell spannend. Das war auch bei den vorherigen Alben die Position für die Titel, die etwas außerhalb des Fahrwassers sind. Aber obwohl er so anders und neu klingt, ist „Blossom“ tatsächlich der älteste Track auf dem Album. Die Idee dazu hatte ich schon 2016, obwohl in der Zwischenzeit viel damit passiert ist.

Während die Cover deiner ersten Alben sehr abstrakt waren, bist du hier zum ersten Mal selbst zu sehen – wenn auch nur verschwommen. Hängt das auch mit dem neuen Sound zusammen?

Böhmer: Ich mochte die abstrakten Bilder, weil sie kein Thema auf dem Silbertablett servieren – wie bei der Musik, da sollen auch alle für sich entscheiden, was sie fühlen. Aber mein Manager hatte die Idee, dass ich mich dieses Mal zeige. Das fand ich interessant, wollte aber trotzdem, dass nicht alles klar zu erkennen ist.

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