Nino Haratischwili dreht „Phädra“ auf links
Die Schriftstellerin und Theaterkönnerin nimmt sich den antiken Mythos vor und transportiert ihn in unsere Gegenwart – halten die Männer, auch die im Stück, das aus?
Nino Haratischwili: Phädra ganz politisch
Berlin und Theater: In ihrem neuen Text für das Berliner Ensemble überschreibt Dramatikerin und Bestsellerautorin Nino Haratischwili den antiken Phädra-Mythos und behandelt Fragen nach Machtpolitik, Emanzipation und politischer Regression. „Phädra, in Flammen“ unter der Regie der Film- und Theateregisseurin Nanouk Leopold („Brownian Movement“ mit Sandra Hüller) hat am 2. Juni Premiere.
Berlin und Theater: Phädra ganz privat
Königsgattin Phädra sehnt sich nach Freiheit und der Befriedigung ihrer Bedürfnisse. Da König Theseus vergreist, soll Sohn Demophon ihm nachfolgen und muss dazu mit Persea verheiratet werden. Phädra verliebt sich in die zukünftige Schwiegertochter – die neue Zeit steht der Tradition gegenüber, und die erzürnten Hohepriester fordern angesichts des Skandals Menschenopfer. Die Notwendigkeit der Veränderung steht der Gewalt der Tradition gegenüber und die bestehende Ordnung gerät ins Wanken – politisch wie privat.
Die Deutsch-Georgierin Nino Haratischwili hat als Schriftstellerin 2014 ihren Durchbruch gefeiert mit dem epischen Roman „Das achte Leben (Für Brilka)“. Weitere Romane sind „Die Katze und der General“ (2018) und „Das mangelnde Licht“ (2022), die beide auch am Thalia Theater in Hamburg auf die Bühne gebracht wurden. Für ihre Bücher und Theaterstücke wie „Land der ersten Dinge“ und „Das Leben der Fische“ erhielt Haratischwili unter anderem den Bertolt-Brecht-Literaturpreis.
Die niederländische Drehbuchautorin und Regisseurin Nanouk Leopold inszenierte schon 2021 Alice Birchs „Anatomie eines Suizids“ an Berliner Ensemble. Ihre Filme wurden auf der Berlinale und den Internationalen Filmfestspielen in Cannes gezeigt.