Bernd Begemann
Mit seiner Band Die Antwort spielte er in der Hamburger Schule, solo gab er den Schlagerstar. Jetzt rockt Bernd Begemann mit neuer Band durch Deutschland und verrät im Gespräch mit citymag, warum ihn Sterne-Sänger Frank Spilker nicht mehr lieb hat.
citymag: Bernd, du hast jetzt wieder eine feste Band. War die Zeit als Solokünstler zu einsam?
Bernd Begemann: Zum ersten Mal seit zehn Jahren bin ich nicht mehr allein, und es ist ein sehr schönes Gefühl. Endlich habe ich wieder eine Band, die mich liebt. Früher hatte ich sehr oft Bands, die mich gehasst haben.
citymag: Bist du denn ein so schwieriger Bandchef?
Begemann: Ach, die Karl Allaut Band war zum Beispiel immer so feindselig. Karl Allaut hat böse Erfahrungen beim Panikorchester gemacht und dachte wohl, alle Leadsänger sind so wie Udo Lindenberg. Eigentlich bin ich aber gar nicht schlimm. Ich bin nicht wie so viele andere wegen eines Statusbedürfnisses im Musikgeschäft; ich will einfach nur Lieder singen und spielen.
citymag: Dabei gab es sogar Gerüchte, dass du wieder mit Karl Allaut zusammenarbeiten möchtest.
Begemann: Er traut es sich selbst nicht zu. Damals hat er schon immer gejammert, dass er 40 ist. Ich muss zugeben, dass ich jetzt 41 bin und ihn immer noch nicht so ganz verstehe. Man kann doch noch durch die Gegend fahren, wenn man 40 ist. Mein Gott, ich bin heute besser als mit 20.
citymag: Rockstars sind aber eher 20 als 40, oder?
Begemann: Aber das ist doch völliger Irrsinn. Ich hoffe, das ganze Jung-Alt-Ding in der Rockmusik geht bald weg. Das war vielleicht in den 50er Jahren ganz wirkungsvoll, gerade in einem Land wie Deutschland, wo man mit Sicherheit noch ein paar Rechnungen mit der älteren Generation offen hatte. Aber heute verstehe ich nicht mehr, warum Menschen Musik machen, um sich abzugrenzen. Ich mache Musik, um dazuzugehören, um einen Platz in der Gemeinschaft zu haben.
citymag: Trotzdem bist du ja fast ohne Pause auf Konzertreise. Bist du da nicht manchmal auch am Ende deiner Kraft?
Begemann: Im Winter gab es ein paar Tage, an denen ich plötzlich dachte, dass ich einfach nicht mehr gut bin und nichts Neues mehr zu bieten habe. Da wollte ich dann einfach mal einen Monat durch Hamburg laufen und diese Stadt bewohnen.
citymag: Bist du denn kreativer, wenn du mal Ruhe hast und zu Hause bist?
Begemann: Das Schreiben ist für mich das Leichteste. Vorher muss ich mich aber irgendwie in eine Lage bringen, aus der ich schreiben kann. Wie ein altes Kriegsschiff, das sich erst mal in eine bestimmte Position manövrieren muss, um seine Kanonen abzufeuern – dann aber die volle Breitseite. Und isoliert und gelangweilt zu sein, hilft mir nun mal, in meine Schreibposition zu kommen.
citymag: Deine aktuelle Platte „Unsere Liebe ist ein Aufstand“ erscheint beim jungen Label Grand Hotel van Cleef, wo auch Bands wie Kettcar und Tomte veröffentlichen. Ist das eine neue Bewegung – die zweite Hamburger Schule?
Begemann: Uns verbindet eine Leidenschaft für melodiöse Musik, die nachdrücklich gespielt wird. Musik ohne ironische Geste, ohne Meta-Ebene und mit Liedern, die für sich funktionieren und nicht an einen Diskurs gekoppelt sind. Einzelne Menschen können sich dabei sicher gegenseitig helfen. Von einer Bewegung möchte ich aber nicht sprechen. Ich glaube an die Talente von einzelnen Menschen, und Bewegungen haben den Einzelnen schon immer beschnitten.
citymag: Besteht denn noch ein Austausch unter der ersten Generation der Hamburger Schule, etwa mit Sterne-Sänger Frank Spilker?
Begemann: Ich habe immer das Gefühl, dass ich Frank belästige. Er ist einfach viel vornehmer als ich. Wenn ich betrunken bin, sage ich oft Sachen, die ich nur sage, um zu kucken, was danach passiert. Frank entschuldigt sich dann immer für mich. Mir ist das so unangenehm. Ich möchte nicht, dass er das tut und schäme mich so. Ich wünschte, er würde mich wieder mögen.
Interview: Carsten Schrader