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Bettgeschichten

Beim neuen Liveformat „Music & Stories“ treffen nicht nur drei Rocklegenden aufeinander. Sweet-Gitarrist Andy Scott kümmert sich als Moderator um die brisanten Enthüllungen.Interview: Carsten Schrader

Andy, wie bereitest du dich auf die „Music & Stories“-Tour mit Uriah Heep, Nazareth und Wishbone Ash vor?

Andy Scott: Ich kenne die meisten Mitglieder der Band ja schon eine Weile. Uriah-Heep-Gitarrist Mick Box habe ich zum Beispiel schon ’68 im Old Marquee Club in London kennen gelernt. Die Fragen könnten also wirklich alles betreffen, und dementsprechend gut vorbereitet muss ich sein. Ich werde die Geschichte und die Diskografie der einzelnen Bands durchgehen. Aber es geht hier ja schließlich um Rock’n’Roll: Ein bisschen was Unerwartetes muss mit dabei sein.

Was haben du und die anderen gemeinsam, dass ihr 50 Jahre auf der Bühne durchgehalten habt?

Scott: Die offensichtliche Verbindung sind tolle Songs und musikalisches Handwerk. Ich frage mich, wie viele der heutigen Rockbands in 50 Jahren noch relevant sein werden.

Weiß man erst im Nachhinein, dass man Musikgeschichte geschrieben hat, oder ist man sich dessen auch schon direkt in dem Moment bewusst?

Scott: Beides, denke ich. Es kommt drauf an: Manchmal bist du mittendrin, und die Zeit scheint irgendwie still zu stehen. The Sweet bei „Top of the Pops“ ’72 und ’73 zum Beispiel. Wir wussten direkt, dass es etwas Besonderes ist, neben Slade, Mark Bolan und David Bowie auf der Bühne zu stehen. Die Beatles, Woodstock und Live Aid sowieso. Andere Momente werden erst später historisch, wenn die Medien zurückgehen und die Alben und Konzerte eines Künstlers resümieren. Heutzutage ist der Hype überall – man sollte nicht alles glauben, was man liest.

Sind Hits wie „Lady in Black“, „Dream on“ oder „Lorelei“ da schädigend – weil sie das überschatten, was eine Band sonst noch erreicht hat?

Scott: Kein Hit kann wirklich schadhaft sein, da bin ich mir sicher. Dieser Erfolg öffnet einem Künstler und seinem Werk erst die Türen.

Machst du dir gar keine Sorgen, dass das Format „Music & Stories“ mit der ungeschminkten Wahrheit die Legenden beschädigt? Das Verhältnis zu „Yesterday“ kann sich radikal ändern, wenn man rausfindet, dass der Song ursprünglich „Scrambled Eggs“ heißen sollte …

Scott: Was ist denn schon Wahrheit? Auf dem Weg werden Geschichten ausgeschmückt, der Ruf eines Musikers immer weiter überhöht – es ist unmöglich, eine Legende zu zerstören. Obwohl: Es kommt der Wahrheit vielleicht näher, dass wir heute lieber mit einer Tasse Tee zu Hause bleiben und früh ins Bett gehen. Vielleicht.

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