Big Thief über „Double Infinity“: Diebesbande

Offiziell sind Big Thief vom Quartett zum Trio geschrumpft – doch ihr neues Album ist eher im Kollektiv entstanden.
James, „Double Infinity“ ist das erste Big-Thief-Album ohne euren Bassisten Max Oleartchik, der die Band vor einem Jahr verlassen hat. Für eine so enge und harmonische Gruppe wie euch war das sicher nicht einfach.
James Krivchenia: Wir haben tatsächlich zunächst versucht, das Album nur zu dritt aufzunehmen – Adrianne, Buck und ich. Aber irgendwie hat es nicht funktioniert. Es hat sich angefühlt, als ob wir uns immer weiter einschließen, anstatt uns auszuweiten.
Also habt ihr das radikale Gegenteil gemacht.
Krivchenia: Genau, wir haben uns gefragt: Was, wenn der Big-Thief-Sound viel offener und wandelbarer ist, als wir dachten? Deshalb haben wir Freund:innen und Leute, die wir toll finden, zu den Sessions eingeladen. So sind wir schließlich auch in New York gelandet, wo wir das Album aufgenommen haben. Es war ganz schön aufwendig, all diese Menschen für drei Wochen in den einen Raum zu bekommen, und auch riskant, weil wir nicht wussten, was dabei herauskommen würde. Aber am Ende war es wunderschön.
Hat der Abschied von Max damit einen gewissen Big-Thief-Purismus beendet?
Krivchenia: Eine große Veränderung wie die Trennung von einem Bandmitglied ist natürlich ein Einschnitt, kann aber auch neue Möglichkeiten eröffnen. Wie nach dem Ende einer Beziehung: Plötzlich bist du ein neuer Mensch. Ein weiterer Faktor für diese Öffnung war aber auch das Album „Dance of Love“, das wir mit Tucker Zimmerman aufgenommen haben. Das war ziemlich ähnlich, weil wir alle möglichen Leute dazugeholt haben. Damals war es uns noch nicht klar, aber ich glaube, dass es uns unbewusst vorbereitet hat.
Dieses Vertrauen auf die Gemeinschaft ist auch ein Thema des Albums.
Krivchenia: Stimmt, den Titel „Double Infinity“ hatten wir allerdings schon zwei Jahre lang im Kopf. Es ist verrückt, was für eine Kraft Worte haben können: Allein durch den Titel wussten wir, welche von den 17 Songs, die wir aufgenommen haben, aufs Album passen und welche nicht. Am wichtigsten war uns, dass die Musik Energie transportiert: Wenn du sie hörst, fühlst du dich gestärkt, rauszugehen und mit der Verrücktheit der Welt umzugehen.