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Big Thief: U.F.O.F.

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Auf „U.F.O.F.“ von Big Thief klingt Folk zeitgemäßer als Trap oder irgendwas mit Autotune.

Schon als sie ihr drittes Album mit der Veröffentlichung des Titelsongs angekündigt haben, war klar, dass 2019 das Jahr von Big Thief werden wird. Im Zentrum von „U.F.O.F.“ steht eine mit der Technik des Fingerpicking gespielte Akusikgitarre – doch schiebt ihr das in Brooklyn beheimatete Quartett einen Groove unter, dem sich selbst Hörer nicht entziehen können, die Folk eigentlich langweilig finden. Auch das Thema des Songs ist bei Licht betrachtet nicht wahnsinnig spektakulär: Eine jugendliche Protagonistin sehnt sich danach, von Außerirdischen entführt zu werden, um der Enge ihres Heimatkaffs zu entkommen. „And I imagine you, taking me outta here, to deepen our love, it isn’t even a fraction“, singt die 27-jährige Adrianne Lenker und trotzt dem strapazierten Motiv der unverstandenen Jugendlichen eine so nie zuvor gehörte Intensität ab.

 

 

Ganz unerwartet vollbringen Big Thief diese Großtat indes nicht: Mit den zuvor beim früheren Bright-Eyes-Label Saddle Creek veröffentlichten Alben „Masterpiece“ (2016) und „Capacity“ (2017) sind sie innerhalb kürzester Zeit zu Lieblingen der Indiefolkszene avanciert. Zudem hat Adrianne Lenker im letzten Jahr mit „abysskiss“ eine sehr reduzierte Soloplatte vorgelegt, mit der sie sich endgültig als eine der eigenwilligsten und poetischsten Songwriterinnen etablieren konnte. Doch die Vorabsingle war erst der Anfang, und der Schritt, den Big Thief mit Album Nummer drei machen, ist ein gewaltiger: Hier klingt Folk zeitgemäßer als Trap oder irgendwas mit Autotune, und wenn Lenker auf einen Trip ins Unbekannte und Verdrängte mitnimmt, fühlt man sich am Abgrund mindestens umarmt.

 

Ein ausführliches Interview mit Adrianne Lenker zu „U.F.O.F.“ von Big Thief gibt es drüben beim kulturselektor.

 

 

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