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Bill Ryder-Jones über „Iechyd da“: Na dann, Prost!

Bill Ryder-Jones by Marieke Macklon
(Bild: Marieke Macklon)

Keine Ahnung, was der Titel von Bill Ryder-Jones’ neuem Album bedeuten soll? Das ist Teil seines Plans …

Bill, du hast gesagt, du bist auf „Iechyd da“ so stolz wie auf kein anderes Album seit „A bad Wind blows through my Heart“ aus dem Jahr 2013. Was macht die neue Platte so besonders?

Bill Ryder-Jones: So weit würde ich gar nicht unbedingt gehen, aber ich ziehe das Album jedenfalls den letzten beiden vor. Es ist näher an der Musik, die ich wirklich höre und liebe. Im Gegensatz dazu bin ich bei den beiden Vorgängern ein bisschen auf Nummer sicher gegangen. Dieses Mal habe ich mich wieder mehr herausgefordert. Es ist ein Album geworden, das eine Menge Informationen und Ideen beinhaltet.

Hat dir dabei geholfen, dass du zuletzt auch immer mehr für andere Künstler:innen produziert hast?

Ryder-Jones: Sehr direkt sogar. Ich habe jetzt mein eigenes Studio, in dem ich viel Zeit verbringe. Vor zwei Jahren habe ich ein Album für jemand anderes produziert, und während ich an den Streichern und Hörnern saß, dachte ich plötzlich: Warum zur Hölle mache ich nicht solche Musik, die mir wirklich Freude macht? Was für eine dumme Person ich doch bin! (lacht)

Was verbindest du mit dem walisischen Titel, der so viel wie „gute Gesundheit“, aber auch „Prost“ bedeutet?

Ryder-Jones: Ich wollte einen Titel, den die meisten Leute nicht verstehen. Als Super Furry Animals 2000 „Mwng“ veröffentlicht haben, ein Album ganz auf Walisisch, fand ich das spannend. So ist es auch hier: Es steht sofort eine Frage im Raum – was ist die Beziehung zum Album? Die Antwort ist: Es gibt keine. Wobei, ich schätze, der Titel fängt ein, dass es mir um Unergründlichkeit geht. Und ich wollte etwas Optimistisches, aber englische Wörter sind mir oft zu majestätisch. Ich würde kein Album „Good Health“ oder „Hope“ nennen wollen, das klingt einfach scheiße.

Du bist eigentlich gar nicht aus Wales. Hast du trotzdem eine enge Verbindung zu diesem Land?

Ryder-Jones: Alle Urlaube meiner Kindheit waren entweder in Schottland oder in Wales, und ich habe so nah an Nordwales gewohnt, dass wir nur 45 Minuten mit dem Auto gebraucht haben. Es sah so aus wie bei uns, aber die Sprache auf Schildern und Kennzeichen war komplett anders, wie nicht von dieser Welt. Das hat meine Fantasie beflügelt. Später habe ich herausgefunden, dass die Familie meines Vaters tatsächlich erst in den 50ern aus Wales nach England gezogen ist.

Zwischen den Erinnerungen an vergangene Urlaube und dem Kinderchor, der in mehreren Songs auftaucht, scheint Nostalgie eine große Rolle auf dem Album zu spielen.

Ryder-Jones: Du kannst es Nostalgie nennen – ich würde sagen, ein großer Teil von mir ist schlicht hängengeblieben, in einer bestimmten Ära in den frühen 90ern. Es fällt mir sehr schwer, das loszulassen und ein Erwachsener zu sein. Ich bin jetzt 40, von mir wird erwartet, ein anderer zu sein, als ich wirklich bin. Wir alle haben ein inneres Kind, und meines ist sehr laut.

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