Sex, Lügen, Überwachungsstaat
Der Personenschützer und die Innenministerin: „Bodyguard“ beginnt im Privaten und reicht von brutaler politischer Intrige bis zum Attentat.
David Budd ist Boddyguard bei der Polizei und war für England in Afghanistan. Dort hat er etliches mitgemacht. Genaues erfährt man in den ersten beiden Folgen der Serie „Bodyguard“ nicht, die jetzt im ZDF ausgestrahlt wird und auch in der Mediathek steht. Aber die Narben an Budds Körper sprechen Bände. Ein posttraumatisches Belastungssyndrom wird erwähnt, doch Budd weiß es vor allem beruflich zu verbergen, dass bei ihm einiges nicht stimmt. Als der Polizist und Personenschützer mit seinen beiden Kindern von einem Besuch bei seiner Mutter im Zug zurück nach London zurückfährt, versucht sich eine Frau auf einer der Bordtoiletten in die Luft zu sprengen. Einfühlsam und gegen alle Befehle des Sondereinsatzkommandos gelingt es ihm, die Frau zur Aufgabe zu überreden, den versuchten finalen Rettungsschuss zu verhindern und die Muslima zu retten.
Jetzt geht es aufwärts mit Budd. Er wird befördert und Personenschützer bei Julia Montague. Die Innenministerin ist ein politischer Hardliner. Sie will in allen Bereichen die Gesetze verschärfen, die in ihren Augen inkompetente Polizei entmachten und den Inlandsgeheimdienst aufrüsten. Und das ist noch lange nicht alles. Budd, privat in Trennung von seiner Frau lebend und ständig am Rande der Belastungsgrenze operierend, hat aus seiner Zeit als Soldat im Ausland noch eine offene Rechnung mit der eigenen Regierung zu begleichen. Als auf die Innenministerin das Attentat eines Scharfschützen verübt wird, kann er Julia Montague retten. Was folgt, ist eine innenpolitische Gemengenlage voller Intrigen der Instanzen; als Budd zu recherchieren beginnt, wird es auch für ihn gefährlich.
Was an „Bodyguard“ gefällt, ist die Tatsache, dass mit dem abgewendeten Zugattentat auch die Gefahr durch eine fremde Kultur als Plot zu Ende ist. Die Serie macht eine politisch nicht genau verortbare tiefe Enttäuschung von Kriegsveteranen zum Thema, außerdem Machtkämpfe einzelner Dienste einerseits untereinander und andererseits mit der obersten politischen Ebene. Vor allem Richard Madden („Rocketman“, „1917“) in der Rolle des traumatisierten Budd spielt den gebrochenen Charakter seiner Figur und dessen schon krankhafte Genauigkeit in der Beobachtung seiner Umwelt sehr eindringlich. Er und Keeley Hawes in der Rolle der Innenministerin entwickeln zudem die typische Bodyguard-Konstellatoin, die von Anfang an durch eine Grundspannung zwischen den beiden politisch komplett konträren Personen zum Ausdruck kommt. So gelingt „Bodyguard“ ein Mix aus emotionaler Tiefe, politischer Ranküne und knallharter Action. jw