„Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“: Kalter Krieg der 1950er
In der ARD startet die Serie „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“. In den 1950ern bekämpfen Verfassungsschutz und BND einander unerbittlich.
Diesen langweiligen Titel hat die Serie nicht verdient: Der Sechsteiler Bonn – Alte Freunde, neue Feinde (ab 17. 1., 20.15 Uhr, ARD, ab sofort in der ARD-Mediathek) ist zu einer Hälfte ein Familiendrama, geprägt von Kriegstraumata, noch immer grassierendem Antisemitismus und Antikommunismus, zur anderen Hälfte ein mehr als nur spannender Geheimdienstthriller voller Twists. Im Mittelpunkt der Handlung im Jahr 1954 steht die junge Fremdsprachenkorrespondentin Toni Schmid (Foto, Mercedes Müller, „Tschick“). Sie ist gerade erst aus London zurück, wo sie als Au-pair gearbeitet hat, und wird von ihrem Vater, einem Altnazi, an den berüchtigten Reinhard Gehlen (Martin Wuttke, „Ich und die anderen“) vermittelt, ebenfalls Altnazi und jetzt Chef der Organisation Gehlen, Vorläufer des Bundesnachrichtendienstes.
In ihrer neuen Position erfährt sie immer mehr von den Gräueltaten der Nationalsozialisten und den Unternehmungen Gehlens, ranghohe Altnazis der Strafverfolgung zu entziehen. Bald schon versucht der Präsident des Verfassungsschutzes Otto John – früher Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und jetzt Gehlens Gegenspieler – Toni Schmid als Spitzel bei Gehlen zu etablieren … Regisseurin Claudia Garde hat das Drehbuch gemeinsam mit Martin Rehbock nah an der historischen Wirklichkeit entwickelt und umgesetzt. Das Zeitkolorit ist ohne Überzeichnung eingefangen, im Gegenteil: Ständig werden, wenn es die Handlung nicht eh schon tut, 50er-Jahre-Anmutungen konterkariert durch einen Score, der Unbehagen und neugierige Distanz hervorruft. Begleitet wird der Sechsteiler im Ersten durch eine Doku zur Serie Bonn – Alte Freunde, neue Feinde, durch die Dokumentation „Die Spioninnen – Im Auftrag der DDR“ sowie als Ergänzung zum Verständnis der Zeit durch die Doku „Ständige Vertreter – Die Bonner Kanzlerjahre“.