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Bright Eyes

Der Preis für die beste Platte 2005 muss dieses Jahr wohl geteilt werden – schließlich hat Conor Oberst mit Bright Eyes gleich zwei grandiose Alben veröffentlicht.

citymag: Conor, hast du von Anfang an geplant, zwei sehr unterschiedliche Platten parallel zu veröffentlichen?

Conor Oberst: Letztes Jahr im Februar haben wir zuerst die Folk-Platte gemacht. Das ging sehr schnell, in anderthalb Wochen war das Album aufgenommen, und wir hätten „I’m wide awake, it’s Morning“ kurze Zeit später veröffentlichen können. Aber das wollte ich nicht, denn es gab schon Entwürfe für die Pop-Platte, und ich konnte es kaum abwarten, an diesen Songs zu arbeiten. Ich habe gewartet, damit nicht Tourneen oder Interview-Termine die Arbeit an „Digital Ash in a digital Urn“ stören. Jetzt sind es eben zwei Platten, aber das ist kein künstlerisches Statement.

citymag: Ist es bei solchen Entscheidungen besonders wichtig, dass du weiterhin mit Saddle Creek, der Plattenfirma deiner Jugendfreunde, zusammenarbeitest?

Oberst: Ja, ich bekomme dort viel Sicherheit. Die Leute, die meine Musik promoten, machen diesen Job, weil sie mich lieben und wir Freunde sind. Bei einer großen Plattenfirma geht es nicht um dich oder deine Musik, da sollst du einfach Geld verdienen. Während diese Typen dir ihre Lügen erzählen, kannst du Dollarzeichen in ihren Augen sehen.

citymag: Aber nach dem Erfolg der letzten Zeit haben dir die großen Plattenfirmen doch bestimmt extrem nachgestellt, oder?

Oberst: Wenn ich denke, dass jemand es wert ist, dass man mit ihm spricht, dann führe ich auch ein Gespräch. Die Zukunft ist ein weiter, offener Raum, und vielleicht kann ich in einigen Jahren zu einem solchen Deal stehen. Bisher ist es aber immer so abgelaufen, dass ich mir anhöre, was sie zu sagen haben. Dann bedanke ich mich für das Essen und die Drinks, die sie bezahlt haben – und gehe meiner Wege.

citymag: Hast du Angst davor, dass Bright Eyes zu einer immer größeren und schwerer kontrollierbaren Sache wird?

Oberst: Von Zeit zu Zeit überkommt mich die Vorstellung, einfach aufzuhören. Nach einer langen und stressigen Tour denke ich oft, dass ich das alles nicht mehr machen will. Ich komme nach Hause, möchte einfach nur in meinem Bett liegen und alles vergessen. Bislang sind diese Gefühle aber auch immer schnell wieder verschwunden …

Interview: Carsten Schrader

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