Broken Social Scene
Mit Künstlern wie Feist, Stars und Apostle Of Hustle hat Kevin Drew ein kanadisches Allstar-Kollektiv um sich versammelt. Doch der Broken-Social-Scene-Chef weiß, dass zu viel Kreativität auch Probleme bereiten kann.
citymag: Kevin, kann man Broken Social Scene überhaupt noch als Band bezeichnen? Wenn zu einem Auftritt alle Gastmusiker kommen, dann stehen ja weit mehr als 20 Leute auf der Bühne …
Kevin Drew: Ich bezeichne Broken Social Scene am liebsten als Kollektiv. Man kann aber auch von einer Band, einer Bewegung oder einer Armee sprechen, all diese Bezeichnungen passen zu uns. Es wird wohl auch nicht so schnell passieren, dass wir nicht mehr auf die Bühne passen; wir sind ja alle noch in anderen Bands und Projekte eingebunden. So kommt es immer wieder zu neuen Live-Besetzungen: Mal sind wir nur zu sechst, kurz darauf stehen weit über zehn Musiker auf der Bühne.
citymag: Aber zusammen mit Brendan Caning bist du der Boss, oder?
Drew: Ja, das stimmt schon, aber es klingt aufregender, als es ist. Wir versuchen den Kontakt zu allen zu halten, übernehmen die Organisation und müssen die Rechnungen bezahlen. Musikalisch haben wir aber nicht mehr Rechte als alle anderen auch.
citymag: Ist es ein Problem, dass Feist durch den großen Erfolg ihres Soloalbums plötzlich mehr Aufmerksamkeit als die anderen Bandmitglieder bekommt?
Drew: Ganz im Gegenteil, wir freuen uns alle über ihren Erfolg. Es gibt ja auch noch weitere Mitglieder, die mit ihren anderen Bands große Erfolge feiern. Außerdem können wir nur davon profitieren, wenn sich die Leute unsere Platte anhören, weil sie von Feists Soloalbum begeistert sind.
citymag: Seit „You forgot it in People“ geltet ihr in den USA und Kanada als Helden, die mit Anspruch den Pop retten. Habt ihr das neue Album bewusst sperriger angelegt, weil ihr Angst vorm Starstatus hattet?
Drew: Es wäre langweilig gewesen, ein Erfolgsrezept zum zweiten Mal aufzukochen. Außerdem setzen wir uns vor den Aufnahmen nicht zusammen und legen eine Strategie fest. Es waren so viele großartige Musiker beteiligt, und unser Produzent musste all die kreativen Ideen zusammenbringen. Aber es stimmt schon, für die neue Platte braucht man sicher etwas Zeit, damit sich die teilweise sehr komplexen Songs erschließen. Selbst gute Freunde haben mir gestanden, dass sie mit dem Album zunächst Probleme hatten.
Interview: Carsten Schrader