Just do it! Cat Lion im Interview zu „On my Cloud“

Ihr Glam Country hat die Österreicherin Clara Löw alias Cat Lion schon bis nach Buenos Aires und Nashville geführt – und Beyoncé war ihr Türöffner.
Clara, dein Debütalbum ist noch nicht veröffentlicht, und schon spielst du am Wochenende eine Show bei einem Festival in Buenos Aires. Country-Musikerin müsste man sein.
Clara Löw: Der Kontakt kam letztes Jahr bei den International Country Music Awards in Texas zustande. Dort habe ich eine Frau aus Argentinien kennengelernt, die Mitglied der argentinischen County Music Association ist. Überall auf der Welt gibt es Country-Communitys.
Und die größte wohl in Nashville. Dort hast du kurzerhand dein Debütalbum „On my Cloud“ aufgenommen.
Löw: Und das war total schräg. Bis vor kurzem war Musik noch ein Hobby, dann wurde ich von einem großen Line-Dance-Verein in Wien zur Weihnachtsfeier eingeladen – wobei ich mich eigentlich eher selbst angeboten habe. (lacht) Und von einem auf den anderen Tag hab ich beschlossen, ein Album aufzunehmen. Noch in der Nacht vor dem ersten Aufnahmetermin konnte ich nicht schlafen und hab mir stattdessen die Biografie von Lainey Wilson durchgelesen. Die hat ihr erstes Album in Nashville aufgenommen – das wollte ich dann auch. Und schon am nächsten Morgen hab ich meinen Produzenten angerufen: So, wir können nicht in Österreich aufnehmen, wir müssen nach Nashville! (lacht)
Eine echte Nacht-und-Nebel-Aktion also.
Löw: Wir sind innerhalb von drei Monaten rübergeflogen, ich hab zum ersten Mal Songs geschrieben, und in zwei Tagen wurde das Album aufgenommen. Ich denke nicht so viel nach. Erst mal heißt es: Passt, mach ich. Nicht so viel reden, sondern einfach tun. Wenn ich zu viel darüber nachdenke, ob ich nach Nashville soll, dann passiert nichts. Nur durchs Tun entstehen neue Dinge.
Country-Fan bist du schon seit deiner Kindheit in Bad Ischl. Mittlerweile ist Country das am schnellsten wachsende Genre der Musikindustrie und gleicht sich so zunehmend dem Pop an. Lana Del Rey, Beyoncé, Taylor Swift: Alle nutzen heute die Country-Ästhetik, und das Genre gehört schon lange nicht mehr nur noch den vollbärtigen weißen Männer. War diese Modernisierung des Genres auch ein Anschub für dich?
Löw: Total. Das Beyoncé-Album, das wohlgemerkt einen Grammy gewonnen hat, ist in der Szene allerdings sehr umstritten. Viele sehen das überhaupt nicht als Country an. Dabei öffnet eine Beyoncé die Türen. Viele gelangen erst über solche Umwege zum Country. Wenn in Deutschland oder Österreich Redakteure den Begriff Country hören und ein Cover sehen, auf dem jemand einen Cowboyhut trägt, ist es immer noch schnell vorbei mit dem Interesse.
Ertappt.
Löw: Auf TikTok und Instagram merkt man hingegen, dass ganz viele junge Leute nachkommen, die das Genre wirklich feiern.
Mit deinem „Glam Country“ passt du da auch ganz gut rein, oder? Immerhin glitzert und funkelt es bei deinen Shows, und mitunter wechselst du mehrmals dein Outfit.
Löw: Manchmal sind die Leute davon auch überfordert. Die starren da erschrocken auf die Bühne. Bei einem Konzert stand einmal ein Typ neben meinem Mann im Publikum und meinte: Warum kann sie nicht einfach wie alle anderen eine karierte Bluse und eine Jeans anziehen?
Weil sie dann wie alle anderen wär.
Löw: Genau, und das will ich ja tatsächlich nicht. Viele Frauen sind immer ganz begeistert von meinen Shows und Outfits. Ich mach weiter mein Ding. (lacht)