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Christof Weigold: Der blutrote Teppich

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Christof Weigold führt uns im zweiten Teil seiner rasanten Detektivreihe durch das Hollywood der Roaring Twenties. Und er zeigt mit „Der blutrote Teppich“, wie man mit der vermeintlich überholten Form des Whodunit immer noch zeitgemäß unterhält.

Kann man mit einem Glasauge den Durchblick behalten? Der versehrte deutsche Ex-Soldat Hardy Engel versucht es zumindest. Anfang der 1920er Jahre verschlägt es ihn nach Kalifornien, aber in der boomenden Filmstadt Hollywood wird es dann doch nichts mit der Schauspielerei. Na, dann eben Privatdetektiv, was jedoch kaum für die Miete reicht. Da kommt Engel ein Anruf des bekannten Regisseurs William Desmond Taylor wie gerufen. Doch aus dem vermeintlich lukrativen Ermittlungsauftrag wird nichts – Taylor liegt erschossen auf dem Wohnzimmerteppich, als Engel bei ihm eintrifft. Der Detektiv wird selbst als Mörder verdächtigt, muss sich gegen die Staatsanwaltschaft behaupten und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an. Liebesbriefe von Schauspielerinnen und eine pikante Höschensammlung werden am Tatort gefunden. Es sieht nach Erpressung aus. Oder ist alles nur fingiert? Engel hat einen Verdacht, wird jedoch auf falsche Spuren gelockt. Der unerschrockene Detektiv mit der Luger im Schulterhalfter rattert mit der Dampflok quer durch die USA, fliegt Loopings mit dem Doppeldecker und liefert sich filmreife Verfolgungsjagden mit dem Oldsmobile – auch wenn er dabei auf dem noch unbefestigten Sunset Boulevard von Pferdewagen ausgebremst wird oder im Hühnerstall landet. Schon bald trifft er auf die attraktive Regisseurin Polly Brandeis, die sich mit Ginfläschen im Strumpfband und Mops Enrico an ihrer Seite an der Mördersuche beteiligt. Doch Engel muss erst seine eigene Beerdigung fingieren, um die richtigen Zusammenhänge zu ahnen …

Christof Weigold weiß, wie man einen realen historischen Fall zu einem kurzweiligen Schmöker macht, der nie altbacken rüberkommt. Mit großer historischer Kenntnis erweckt er Hollywoods Aufbruchsjahre nach der Stummfilmära atmosphärisch dicht zum Leben. Eine Zeit, in der man noch goldene Zigarettenetuis und Köfferchen aus Eidechsenleder besaß und stilvoll im Zweireiher starb. Glaubwürdig und mit viel Humor platziert er damalige Celebrities in die Handlung: Im hektischen Brooklyn trifft Engel auf Dorothy Parker, zwischen Filmsets und Cocktailabenden begegnet er Douglas Fairbanks und Ernst Lubitsch, und gen Ende des Romans erfährt Engel sogar ein privates Geheimnis vom jungen Charlie Chaplin. Zudem hält Weigold seine Hauptfiguren in dem verworrenen Fall ständig in Bewegung. Gewitzte Dialoge verkürzen die Zeit bis zur nächsten Action, und mit Cliffhangern und immer neuen Wendungen vermag er bis zur letzten Seite die Spannung hochzuhalten. Skandale und Intrigen gab es in der Traumfabrik schon lange vor O. J. Simpson und Harvey Weinstein – und mit Christof Weigolds Pageturner erlebt man sie hautnah. nh

Christof Weigold Der blutrote Teppich

KiWi, 2019, 640 S., 16 Euro

Hörbuch bei Der Audio Verlag, gelesen v. Uve Teschner

 

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