Clemens J. Setz: Bot – Gespräch ohne Autor
Wer so spannend mit Sprache und Sinn jongliert wie der Österreicher Clemens J. Setz, darf Interviews auch an eine selbstgebaute Textmaschine delegieren.
Geplant war ein Gesprächsband geplant: Clemens J. Setz sollte sich für sein mittlerweile achtes Buch mit der Lektorin Angelika Klammer zu einem Interview treffen. Die beiden haben sich zwar getroffen – doch ergab sich daraus laut dem von Setz selbst verfassten Vorwort für „Bot – Gespräch ohne Autor“ wenig Brauchbares: „Stellen Sie sich vor, jemand redet einfach irgendwas, seitenlang. Genau so. Man muss das eben auch können, das mündliche Erzählen.“ Also kam der 35-jährige Autor aus Graz auf die Idee, ein Clemens-Setz-Bot zu bauen, schließlich hatte er ein gigantisches Textdokument auf seinem Rechner, das all seine Notizen von 2011 bis zum September 2017 enthielt: Klammer formuliert eine Frage, indem sie in die Volltextsuche bestimmte Reizwörter eingibt, wählt eine Textpassage als Antwort aus und formuliert davon ausgehend die nächste Frage. Setz’ Antworten speisen sich aus Reiseberichten, Medienrezeption, der Nacherzählung wissenschaftlicher Experimente , Romanideen, Tweets, Gedichten und immer wieder aus den Bekenntnissen eines großen Tierfreundes. Mal führt das Auseinanderlaufen von Frage und Antwort einfach nur ins Absurde, mal ergeben sich spektakuläre Ambivalenzen, und immer wieder werden bei diesem großen Lesevergnügen in den Zwischenräumen spannende Assoziationen getriggert.
Eine ausführliche Besprechung von „Bot – Gespräch ohne Autor“ kann man auf uMagazine.de lesen.
Clemens J. Setz Bot – Gespräch ohne Autor
Suhrkamp, 2018, 168 S., 20 Euro