Coldplay: A Head full of Dreams
Coldplay erzählen von der Leichtigkeit nach dem Liebeskummer
Wenn man das neue Coldplay-Album in den CD-Schacht schiebt und von iTunes die Metadaten einlesen lässt, wird als Genre automatisch noch immer „Indierock“ zugewiesen. Den Briten, die inzwischen als größte Band der Welt gelten, dürfte das gefallen.
Denn sie sind in der Tat „independent“ – anders als der Weltkonzern, der das Glück hat, eine Band wie sie unter Vertrag zu haben, und bilanziell durchaus nicht wenig beeinflusst werden dürfte vom Erfolg ihrer Veröffentlichung.
Mit „A Head full of Dreams“ könnte dieser Erfolg wieder einmal erstaunliche Ausmaße annehmen. Der neue Coldplay-Sound ist flott, fluffig und transparent, er pendelt zwischen Dream- und Housepop, kokettiert manchmal sogar ein bisschen mit Eurodisco („Adventure of a Lifetime“) und stellt vor allem eins sehr deutlich heraus: Optimismus und Lebensfreude. Den Albumtitel kann man auch übersetzen mit „Flausen im Kopf“ – und über die verfügen Chris Martin & Co. neuerdings wieder im Übermaß.
Ihrem Album fehlt unter der Ägide der Produzenten Stargate und Rik Simpson jede Schwere, jedem Songanfang wohnt ein Zauber inne, jeder Track strebt himmelwärts – und jeder ist eine sanfte Ohrfeige für Martins Exfrau Gwyneth Paltrow, die der Band 2014 noch das Liebeskummeralbum „Ghost Stories“ eingebrockt hatte.
Neuerdings aber sind die Briten locker, verspielt und unverkopft und laden querbeet Gäste ein (darunter so überraschende wie Beyoncé oder Oasis-Chef Noel Gallagher). Zudem glauben sie trotz alledem weiter (oder wieder) an die Liebe: Im Booklet ist einer der kunterbunt hingepinnten Songtexte in Herzform gesetzt (s. Foto), und am Ende des Büchleins sehen wir die Behauptung „Love is universal“ groß in einen Sandwall geschrieben, worüber sich Chris Martin & Co. riesig zu freuen scheinen.
John Lennon nickt dazu amüsiert von Wolke neun. (mw)