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Corny Littmann: „Es kann nicht nur um staatliche Förderung gehen!“

Schmidt Theater Corny Littmann
Corny Littmann ((c) Christina Körte)

Schmidt Theater-Gründer Corny Littmann sieht in dem Beginn einer neuen kulturellen Normalität die Chance für mehr Vielfalt der Kulturformen.

Corny Littmann ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Schmidt Theater auf St. Pauli.

„Vor kurzem prägte Olaf Scholz den Begriff der „neuen Normalität“ nach Ende der Corona-Zeit. Und unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte vor wenigen Tagen öffentlich und in bemerkenswerter Deutlichkeit, Kunst und Kultur seien „keine verzichtbaren Nebensachen“, in der Coronakrise zeige sich vielmehr, dass sie wie Lebensmittel seien. Wirklich bemerkenswerte Worte unseres Staatsoberhaupts!

Die Realität ist ebenfalls bemerkenswert: Kunst- und Kulturschaffenden, Institutionen und Freischaffenden wird schnell und meist unbürokratisch in einem Maße geholfen, wie es vor Corona unvorstellbar war. Das ist zumindest die Hamburger Erfahrung, und die ist zu einem guten Teil unserem engagierten Kultursenator Carsten Brosda zu verdanken.
Wenn „weiter so“ nach der Krise keine Option ist, stellt sich die Frage nach der „neuen Normalität“ auch im Bereich von Kunst und Kultur. Denn Lebensmittel sind ja nicht nur die Angebote der staatlichen Kulturinstitutionen, sondern ja wohl auch ein Konzert von Udo Lindenberg oder der „König der Löwen“, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Der Beginn einer neuen Normalität könnte beispielsweise sein, die unselige und sehr deutsche Unterscheidung zwischen E und U zu beenden. Aber auch die Unterscheidung zwischen Kultur, die sich mit hehren Ansprüchen ziert, und einer Kultur, die nur dem schnöden Tourismus dient, auch diesen Unterschied braucht es zukünftig nicht.
Und es kann ja auch nicht überraschen, dass es im digitalen Zeitalter neue Kulturformen gibt und geben wird. Anders gefragt: Ist ein Computerspiele-Entwickler eigentlich ein Kulturschaffender? Oder nur ein kluger Programmierer?

Bei all dem Neuen kann es nicht in erster Linie um Partizipation an staatlichen Fördertöpfen gehen. Aber es sollte auch um mehr gehen als das, was wir als Kunst und Kultur nur deshalb wahrnehmen, weil es vom Staat gefördert wird.
In diesem Sinne: Auf zu neuer kultureller Normalität! Die kann auch schmecken!“

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