Corona: Wie schlimm sind die Auswirkungen im Kulturbereich wirklich?
2021 war kein einfaches Jahr für den gesamten Kulturbereich - sowohl für die einzelnen Künstler*innen als auch für die Veranstalter der Branche.
Aufgrund der Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern konnten auch im vergangenen Jahr viele Kulturveranstaltungen erst gar nicht oder nur in einem eingeschränkten Rahmen stattfinden. Wie sieht es nun mit der Zukunft dieser Branche aus und wie schlimm sind die Auswirkungen für diesen Wirtschaftssektor tatsächlich?
Aktuelle Corona-Maßnahmen im Kulturbereich
Weiterhin sind Veranstaltungen in Deutschland nur eingeschränkt durchführbar. Während die mildere Omikron-Variante in Deutschland angekommen ist, dürfen beispielsweise bayerische Museen und Konzerthäuser nur bis zu 25 Prozent mit Besuchern ausgelastet werden. Immerhin wird hier den Veranstaltern von der Landesregierung bald eine Auslastung von 50 Prozent in Aussicht gestellt; nur wann bleibt offen. In anderen Regionen Deutschlands gelten ähnliche Regeln. So dürfen sich in Hamburg nur 200 Menschen in entsprechend großen Innenräumen aufhalten. Zudem müssen die Besucher, ähnlich wie im Süden Deutschlands, eine FFP2-Maske tragen. Außerdem gilt nach wie vor die „2G+“-Regelung. Diese besagt, dass neben einer doppelten Impfung ein Test vorgelegt werden muss. Einzige Ausnahme: Man verfügt bereits über eine Booster-Impfung – dann entfällt die Testpflicht. Vielerorts stellen Veranstalter und Event-Planer voller Sorge fest, dass die Maßnahmen das Publikum abzuschrecken scheinen. Die Besucherzahlen liegen weit hinter den Erwartungen zurück, was – neben der durch die Regierung bereits verordneten Reduzierung der erlaubten Maximalauslastung – zu weiteren Umsatzeinbußen führt. Vielerorts fragen sich die Künstler*innen, ob die Masken die Menschen so sehr stören, dass diese nicht mehr wie früher an den Kulturveranstaltungen teilnehmen möchten. Oder gibt es noch weitere Gründe? Auch Werbemaßnahmen und Werbegeschenke der Kulturschaffenden halfen nicht, die Leute vermehrt wieder aus den eigenen vier Wänden zu locken.
Die Menschen sind aufgrund der Corona-Pandemie durchaus kontaktscheuer geworden und vielleicht auch etwas bequemer. Denn andere Branchen, beispielsweise der Streaming-Sektor, boomen. Und während die Menschen weniger ins Kino gehen, wachsen die Nutzer von Netflix, Disney+, Sky Ticket, Amazon Prime und Joyn Plus täglich weiter an. So wie es aktuell aussieht, genießen die Menschen vielerorts ihre Freizeit lieber auf der Couch.
Ohne Kultur wird es still
Neben der finanziellen Notlage des Kulturbereichs durch Umsatzeinbußen, stellt sich natürlich auch die Frage, was die Einschränkungen mit jenen Menschen machen, die in diesem Bereich tätig sind. Bereits im Jahr 2020 entstanden in vielen kleineren und größeren Städten bildgewaltige Kampagnen, die auf Kulturschaffende aufmerksam machten. Mit dem Slogan „Ohne Kunst und Kultur wird’s still“ wurde beispielsweise an Künstler*innen erinnert, die aktuell ohne Beschäftigung auskommen müssen und nicht mehr ihren regulären Aufgaben nachgehen können.
Neben den finanziellen Belastungen sind es vor allem psychische Auswirkungen, welche die Künstler*innen besonders treffen. Findet das geplante Konzert, die Tour, das Festival statt oder wird es wieder auf unbestimmte Zeit verschoben? Das alles lastet auf den Schultern dieser Menschen und manch einer fragt sich zurecht: Gibt es mich nach der Pandemie noch oder muss ich mir auf Dauer eine andere Arbeit suchen? Und viele tun das bereits. Auch, wenn das (Künstler-)Herz schmerzt. Das Rückfahrt-Ticket ist jedoch schon gebucht. Denn einmal Künstler, immer Künstler – und sei es nur auf Hobbybasis.
Neustart Kultur
Die neue Regierung plant die Kultur als Staatsziel in der Verfassung zu verankern. Sie möchte sich mehr für einen starken Kultur- und Kreativsektor einsetzen. Was dies konkret bedeutet, wird sich zeigen. Im Jahr 2020 wurde die Fördermaßnahme „Neustart Kultur“ bereits fest von der Bundesregierung verabschiedet. Dieses Programm setzt sich unter anderem für die Erhaltung und Stärkung der kulturellen Infrastruktur und deren Institutionen ein. Die Umsetzung der Maßnahmen sind für das Jahr 2022 vorgesehen. Ziel des Programms ist es, die durch die Pandemie hervorgerufene Notlage im Kulturbereich zu mindern; außerdem soll die kulturelle Infrastruktur erhalten bleiben. Aber trotz aller Auffrischungsimpfungen und Fördermaßnahmen, könnte auch das dritte Pandemiejahr ein schweres für den Kulturbereich werden. Schließlich ist ein Stück Unbeschwertheit verloren gegangen und dieses lässt sich nicht so einfach durch deutschlandweite Maßnahmen zurückgewinnen. Wann der finale Startschuss für Kunst und Kultur wie vor der Pandemie fällt, bleibt jedoch abzuwarten.