„Cheat Codes“ von Danger Mouse und Black Thought: Nach Maus gekommen
Auf ihrem ersten gemeinsamen Album erweisen sich Danger Mouse und Black Thought als Meister der Nostalgie – und doch ist „Cheat Codes“ dann am spannendsten, wenn es um die Zukunft geht.
Gerüchte gab es schon lange, auch einen fehlgestarteten Versuch im Jahr 2005. Doch erst jetzt ist die erste offizielle Zusammenarbeit zwischen Danger Mouse und Black Thought da. „Cheat Codes“ erweist sich dabei als noch stimmiger als erwartet – vielleicht gerade, weil beide Veteranen so viel Zeit zum Vorbereiten hatten. Und die auch mal für ganz andere Sachen genutzt haben: Nach einigen Jahren, in denen Black Thought, bürgerlich Tariq Trotter, und seine Roots-Kollegen durch ihren Job als Hausband für Late-Night-Kichererbse Jimmy Fallon zunehmend an Biss verloren hatten, ist der Rapper spätestens seit 2017 wieder komplett rehabilitiert. Damals hat er beim Radiosender Hot 97 einen zehnminütigen Freestyle hingelegt, der vielen als eine der besten Rap-Performances aller Zeiten gilt. Darin hat Black Thought auch gegen modernen mumble rap geschossen – wie andere Altmeister hat er wenig Verständnis für die Weiterentwicklungen seines Genres.
Umso erfrischender ist es, wenn er sich auf „Cheat Codes“ von der Vergangenheit löst. Dass er noch immer einer der besten technischen Rapper überhaupt ist, beweist schon die Art, mit der er in „No Gold Teeth“ wie nebenbei einen Reim auf das notorisch unreimbare Wort „Orange“ findet. Aber wer hätte erwartet, aus Black Thoughts Mund mal das Wort „Fuckboys“ zu hören („Strangers“)? Und mag er auch noch so viel angeben, unverwundbar ist er nicht: In „Identical Deaths“ geht er sehr ehrlich mit der eigenen dunklen Seite um, um sich im Titeltrack gegen alte Männlichkeitsnarrative zu wenden, die es im HipHop noch immer zu viel gibt: „Blackness is not a monolith/A lot of n****s probably gotta see a psychologist“.
Danger Mouse, eigentlich Brian Burton, teilt die Old-School-Liebe seines Kollegen, lässt sich wie er aber nicht davon lähmen. Aus den alten Soulplatten hat er sich vor allem die wolkenweichen Streicher zusammengeklaubt und sie mit einem Ohr für Melodie zusammengesetzt. Klar, immerhin ist Danger Mouse nicht nur als HipHop-Bastler bekannt, sondern auch als Hälfte des Soulduos Gnarls Barkley oder als Produzent für Adele und U2. Auf „Cheat Codes“ beweist er immer wieder seine Flexibilität – etwa, wenn er auf „Saltwater“ dem Gast Conway The Machine einen typisch düsteren Griselda-Beat zur Verfügung stellt, nur um ihn mit einer bombastischen Hook aufzubrechen.
Einziger Wermutstropfen: „Belize“ mit dem schon 2020 verstorbenen MF DOOM. Hier ist einfach schmerzhaft deutlich, dass der eingespielte Rap nicht für diesen Beat geschrieben wurde – da hilft es auch nichts, Black Thoughts Stimme eine ähnliche blecherne Qualität zu geben. Aber vielleicht muss gerade dieser Track Teil des Albums sein – als Zeichen dafür, wie schwer es sein kann, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Vor allem für Nostalgiker.