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Das Innere nach außen

Die Singer/Songwriterin Tara Nome Doyle legt ein beachtliches Debütalbum vor – an dem auch ein egomanischer Rapper nicht ganz unbeteiligt ist.Interview: Carsten Schrader

Tara, deine Mutter ist Norwegerin, dein Vater Ire, und du bist in Kreuzberg aufgewachsen. Somit sprichst du drei Sprachen fließend – aber es war immer gesetzt, dass du auf Englisch singst?

Tara Nome Doyle: Von Anfang an hat mich die englische Sprache am meisten inspiriert. Ein bisschen kommt es mir so vor, als hätte ich multiple Persönlichkeiten. (lacht) Auf Deutsch bin ich nicht so kreativ, sondern fühle mich eher organisatorisch. Norwegisch ist die familiäre Sprache, und so bleibt Englisch für das Künstlerische.

Dein Debütalbum „Alchemy“ zeichnet die vier Entwicklungsphasen dieser vormodernen Naturphilosophie nach und bezieht sich auch auf die Traumpsychologie von C.G. Jung. Hinter dem komplexen Konzept steckt aber dein sehr persönlicher Kampf, dir zuzugestehen, dass du Musikerin werden willst.

Doyle: Ich hatte eine sehr schwierige Phase, in der es darum ging, dass ich mir in vielen Situationen nicht eingestanden habe, was ich wirklich wollte. Das hat auch die Musik betroffen. Obwohl mich die Musik seit meinem 11. Lebensjahr begleitet hat, ist es mir nie in den Sinn gekommen, dass ich das, was mir so viel Spaß macht, zu meinem Leben machen könnte. Stattdessen habe ich immer ganz ehrgeizig überlegt, was ich studieren und welchen akademischen Beruf ich ausüben könnte.

In dieser mental schwierigen Phase hat dir ausgerechnet das Album „My beautiful dark twisted Fantasy“ von Kanye West geholfen – was musikalisch ja rein gar nichts mit deinen dunklen Singer/Songwriter-Sound zu tun hat.

Doyle: Kanye West ist ja teilweise sehr selbstüberhöhend und egozentrisch, und er selbst hat auch mal gesagt, dass niemand seine Musik hören kann, ohne sich dabei so zu fühlen wie er, wenn er diese Musik macht. Für mich war es wirklich so, dass sich dieses Gefühl von Kraft oder Macht auf mich übertragen hat. Natürlich ist es nicht mein Ziel, egomanisch zu werden, aber damals hat es mir dabei geholfen, meine Panikattacken zu überwinden und wieder einkaufen gehen zu können.

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