Das Prinzip Hoffnung – The Slow Show-Sänger Rob Goodwin im Interview
So düster ihre Songs, spenden The Slow Show auch Trost. Kann das mit Rob Goodwins Umzug von Manchester nach Düsseldorf zu tun haben?
Rob, du singst mit Baritonstimme, und dann arbeiten The Slow Show auch noch mit einem Jugendchor und Streicherarrangements. Wie schafft ihr es, zu viel Pathos zu vermeiden?
Rob Goodwin: Für unser drittes Album haben wir uns ganz bewusst viel Zeit genommen. Tatsächlich sind die Songs und auch die Texte sehr schnell geschrieben, aber von jedem Stück auf dem Album gibt es etwa 20 ganz unterschiedliche, oft auch extrem bombastische Versionen. Hat man sich für eine entschieden, ist es ganz wichtig, die Aufnahme eine Zeit lang liegen zu lassen, um dann zu überprüfen, ob man sie erneut abwinkt.
Obwohl es in den Texten um Themen wie Trennungen und Depressionen geht, ist da immer auch ein Hoffnungsschimmer – der allerdings oft auch gar nicht so recht greifbar ist.
Goodwin: Genau deshalb hat unsere Musik für mich eine kathartische Wirkung. Wem nützt ein Text, der nach der Regenzeit auch wieder Sonnenschein verspricht. Oft geht der Trost von einem musikalischen Detail oder einer vermeintlich unscheinbaren Textzeile aus. Den Song „Low“ habe ich in einer extrem schwierigen Zeit geschrieben, und ich war lange unsicher, ob ich so viel von mir überhaupt preisgeben will. Die Zeile „You’re getting old, boy“ ist in diesem Stück für mich eine Art Durchhalteparole.
Wie erklärst du dir, dass ihr in Deutschland so erfolgreich seid wie nirgendwo sonst?
Goodwin: Unsere Songs springen dich nicht an, sondern erfordern eine intensivere Beschäftigung. Ohne jetzt allzu platt zu verallgemeinern, ist man in England tendenziell aufgeregter und sprunghafter, weil es immer um die Suche nach dem neuesten Trend geht.
Ist der Erfolg auch dafür verantwortlich, dass du letztes Jahr von Manchester nach Düsseldorf gezogen bist?
Goodwin: Als Teil eines Karriereplans? Das wäre ja total absurd. Tatsächlich habe ich vor drei Jahren beim Haldern Pop Festival meine Freundin kennengelernt – und die wohnt nunmal in Düsseldorf. Freunde machen oft Witze, weil ich nicht wie die meisten in Berlin oder wenigstens in Hamburg gelandet bin, sondern im schicken Düsseldorf. Aber wir leben in einem ganz und gar nicht poshen Teil von Oberbilk, der mich manchmal sogar ein bisschen an Manchester erinnert.