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„Das Schweigen des Wassers“ von Susanne Tägder

Buchcover „Das Schweigen des Wassers“ von Susanne Tägder

Inspiriert von einem wahren Fall erzählt Susanne Tägder in ihrem Krimidebüt „Das Schweigen des Wessers“ vom vermeintlich muckeligen Mecklenburg der Wendejahre.

Ohne mit Ostalgie oder Regio-Klischees zu verklären, setzt Susanne Tägder  in „Das Schweigen des Wassers“ gekonnt Münzfernsprecher und Mitropa-Gaststätten zur Spannungssteigerung ein.

„Das Schweigen des Wassers“ von Susanne Tägder ist unser Krimitipp der Woche.

Das vermeintlich muckelige Mecklenburg der Wendejahre ist wie geschaffen für Mordgeschichten, die uns mit landestypischen Vertuschungstaktiken hinter die Fichte führen. Nicht nur durch Küstennebel und den provinziellen Zweitaktermief lässt sich im Schatten der ehemaligen Grenze zum Klassenfeind allerlei verschleiern. Auch alte Kader decken ihren dicken Funktionärs-Filz über Verbrechen, um sie im chaotisch verlaufenden Aufbau Ost mitsamt dem Realsozialismus abzuwickeln.

Inspiriert von einem wahren Fall nutzt Susanne Tägder in ihrem Krimidebüt dieses Potenzial für eine raffiniert erzählte Mördersuche in einer Zeit, die von Hoch- und Missmut geprägt ist. Eher mürrisch folgt Hauptkommissar Arno Groth im Herbst 1991 dem aufgebrummten Dienststellenwechsel von Hamburg in seine alte Heimat Wechtershagen. Nun doziert er als „Pionier der Einheit“ vor ehemaligen Vopos über Vernehmungstaktiken, um sie auf West-Niveau zu hieven. Groth trifft auf den ebenfalls zwangsversetzten Kommissar Gerstacker, der aus Rostock in die Provinz beordert wurde. Zusammen ermitteln sie im dubiosen Todesfall des Bootsverleihers Eck. Der soll vor zehn Jahren die Tochter eines Polizisten vergewaltigt und mit der Kordel ihres Parkas erdrosselt haben. Nun liegt er ertrunken im See. Unfall, Selbstmord oder eine späte Rache? Wo Groth seiner Intuition folgt, punktet Gerstacker mit Detailkenntnis. Ecks Geständnis wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf die damaligen Verhörmethoden, sondern lenkt den Spot auch auf jemanden, der an seiner Macht klebt. Ohne mit Ostalgie oder Regio-Klischees zu verklären, setzt Tägder gekonnt Münzfernsprecher und Mitropa-Gaststätten zur Spannungssteigerung ein – und weist der Presse unmissverständlich ihre Stellung als vierte Macht zu.

Hat es Susanne Tägder mit „Das Schweigen des Wassers“ auf unsere Liste der besten Krimis im April 2024 geschaft?

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