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„Das Ungesagte“: Der Schmerz der Erinnerung

Der Dokumentarfilm „Das Ungesagte“ läuft im Kino.
Max spricht in dem Dokumentarfilm über sein Leben als Jude im Nationalsozialismus. Er gehört zu den wenigen Juden, die die Shoa überlebten. Der Dokumentarfilm „Das Ungesagte“ läuft im Kino. (Foto: © lothar herzog filmproduktion GmbH)

Patricia Hector und Lothar Herzog drehten mit „Das Ungesagte“ einen ruhigen und sehr beklemmenden Dokumentarfilm über die Erinnerung von Zeitzeugen und Opfern des Nationalsozialismus.

Elf Zeuginnen und Zeugen des Nationalsozialismus erzählen im Dokumentarfilm „Das Ungesagte“ über ihre Zeit als Kinder und Jugendliche zwischen 1933 und 1945. Patricia Hector und Lothar Herzog führten Regie bei dieser Dokumentation der Erinnerung zwischen Verdrängen, Trauma und Sprachlosigkeit. „Das Ungesagte“ läuft jetzt in den Kinos.

Manche Filme wie etwa die verschiedenen Dokumentationen über Leni Riefenstahl zeigen einen verstockten Menschen, der seine schuldhaften Verstrickungen in die Mechanismen des Nationalsozialismus absolut nicht eingestehen mag. Einen erweiterten Einblick in die Zeit zwischen 1933 und 1945 gewinnt man dadurch nicht. Der Film „Das Ungesagte“ von Patricia Hector und Lothar Herzog ist da ganz anders. Hector und Herzog machen in ihren Gesprächen mit den insgesamt elf Zeuginnen und Zeugen vielleicht mal auf Widersprüche in ihrer Erzählung aufmkersam, aber sie klagen weder an, noch ermuntern sie zu irgendeiner Aussage, im Gegenteil: Durch geduldiges Warten auch bei längerem Schweigen geben sie ihren Gesprächspartnern die Chance und die Zeit, Eingeständnisse von Schuldgefühl zu formulieren oder noch mehr Offenheit beim Schildern von tiefen Verwundungen der Überlebenden jüdischer Familien zu entwickeln. Dabei lebt der Film auch von der Eloquenz aller Beteiligten, die nach dem Krieg oft Lehrerinnen, Ärzte oder Künstler wurden und deshalb über ein ausgeprägtes Reflexionsvermögen verfügen. Einfach wurden die Gespräche deshalb nicht. Oft kippt das Schuldeingeständnis eines früheren BDM-Mädchens ins Verteidigen der damaligen Begeisterung oder in die Leugnung, von der Shoa auch nur ansatzweise gewusst zu haben. Dies alles wird von den beiden Filmemachern nicht kommentiert, wohl aber bilden die Aussagen der jüdischen Überlebenden über ihre Wahrnehmung der nationalsozialistischen Gesellschaft und Staatsmacht den Gegenpart zur Erzählung der Täterkinder. „Das Ungesagte“ sollte in seiner ruhigen Gestaltung bei der Vermittlung von Unerhörtem Pflichtstoff an allen Schulen werden, aber nicht nur das. Dieser Dokumentarfilm ist im Grunde Pflicht auch für alle Nachkommen der deutschen Tätergeneration.

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