Debby Friday im Interview zu „Good Luck“: Thank God, it’s Friday
Debby Friday sucht die Schönheit hinter dem Lärm – und findet dabei einen der süßesten Popsongs des Jahres.
Debby, „Good Luck“ ist nach zwei EPs dein erstes Studioalbum. Was unterscheidet es in deinen Augen von dem, was davor gekommen ist?
Debby Friday: Ich bezeichne das Album gern als Coming-of-Age-Platte, weil ich mich darauf viel mit meiner Vergangenheit, meiner Jugend auseinandersetze. Außerdem ist es in Sachen Emotion und Ausdruck vielseitiger, als die Leute meine Musik bisher kennen. Ich wollte so viel wie möglich von mir zeigen, wirklich einen Eindruck hinterlassen – und ich glaube, das habe ich geschafft.
Wünschst du dir im Titel selbst viel Glück bei diesem Projekt?
Friday: Ich habe an den Moment gedacht, in dem wir im Alltag meist „Viel Glück“ sagen: wenn eine Person etwas vorhat, das vielleicht ein bisschen gefährlich oder verrückt ist. Ich spreche da einerseits mit mir selbst, aber auch mit dem Publikum. Nach dem Motto: Ich nehme euch jetzt mit auf diese klangliche Reise, also viel Glück!
Bei deiner Musik stehen oft harsche Texturen im Vordergrund, aber die Texte sind überraschend tiefgründig. Was kommt zuerst?
Friday: Der Sound ist auf jeden Fall als erstes da, aber die Wörter folgen so schnell, dass es sich wie gleichzeitig anfühlt. Für mich sind beide Prozesse sehr eng verwoben – so funktioniert einfach mein Hirn. Ich schreibe die Texte zu den Songs schon, bevor ich ihn beendet habe.
Was macht für dich die Anziehungskraft von verzerrten Klängen aus?
Friday: Ich mag es, mit Extremen zu experimentieren. Das Extrem ist immer der Ort, wo die spannendsten Dinge passieren, wo du am meisten lernen kannst. Mich interessiert es, in Lärm und industriellen Sounds die Schönheit zu finden, sodass selbst jemand, der solche Musik eigentlich nicht mag, sie hören kann.
Musstest du selbst auch erst lernen, diese Schönheit zu hören?
Friday: Mein Leben war geprägt von Extremen und Chaos. Ich habe Sachen erlebt, die man oberflächlich als laut, dissonant oder hässlich bezeichnen würde. Aber ich habe gelernt, die Harmonie in diesen Erfahrungen zu finden – und genau das passiert auch, wenn ich Musik mache.
In dem Kontext ist die Single „So hard to tell“ ein Ausreißer: ein zuckersüßer Popsong mit Ohrwurmgarantie …
Friday: Den Song habe ich vor dem Rest des Albums geschrieben. Ich bin eines Tages zufällig auf das zentrale Sample gestoßen und habe den Track drumherum gebaut. Dann habe ich meinen Mund geöffnet und angefangen zu singen – auf eine Art, wie ich nie zuvor gesungen hatte. Es hat mich total überrascht, ich würde es fast als göttliche Inspiration bezeichnen. Zuerst wollte ich das Lied nicht als Single nehmen, weil es so anders ist als alles, was ich bisher gemacht hatte. Aber alle, denen ich das Album vorgespielt habe, waren begeistert von dem Song, also habe ich mich breitschlagen lassen. (lacht)