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Deichtorhallen Hamburg: Claudia Andujar für die Gerechtigkeit

Deichtorhallen Hamburg
Andujar Self Portrait photo Claudia Andujar Catrimani RR 1974. (Foto: @Claudia Andujar)

Kunst und Aktivismus kommen in den Deichtorhallen Hamburg zusammen, wenn die berühmte brasilianische Fotografin eine Ausstellung bekommt.

In den Deichtorhallen Hamburg ist nun zu sehen, wie gut Kunst und politischer Aktivismus zusammengehen: Claudia Andujar –  The End of the World“ zeigt vom 9. Februar bis 11. August die wichtigsten Arbeiten und Werkgruppen der in der Schweiz geborenen brasilianischen Fotografin und Aktivistin Claudia Andujar (*1931).

Claudia Andujar zählt zu den bedeutendsten Vertreterinnen der Fotografie Südamerikas, ihre Werke sind weltweit in renommierten Museen wie dem MoMA in New York  ausgestellt.

Andujar musste vor den Nazis aus Ungarn fliehen, ihr Vater und die meisten anderen Mitglieder ihrer Familie väterlicherseits wurden im KZ Dachau ermordet. Andujar kam in die USA, wo sie begann, sich für Fotografie zu interessieren und bald schon für Magazine und Tageszeitungen wie Life und die New York Times arbeitete. Ab 1955 lebte Andujar in Brasilien, wo sie indigene Völker und Aufmärsche gegen die Militärregierung ablichtete, was ihr immer wieder Ärger und Arbeitsverbote des Regimes einbrachte.

Deichtorhallen Hamburg: Kampf für indigene Völker

Ab den frühen 1970er-Jahren dokumentierte sie das Leben der indigenen Gemeinschaft der Yanomami am Amazonas im Norden Brasiliens und die Konflikte, mit denen diese durch Bergbau, Vertreibung und Krankheiten konfrontiert sind. Andujar lebte von 1971 bis 1978 bei den Yanomami und wurde dann von der Militärregierung vertrieben. Ihr Engagement hatte aber Erfolg: 1991 wurde ein Gebiet von 9,6 Millionen Hektar zum Schutzgebiet für die Yanomami erklärt. Während ihres fünf Jahrzehnte umfassenden Engagements sind über 60 000 Fotografien entstanden. Bis heute erhebt Andujar ihre künstlerische Stimme gegen soziale Ungerechtigkeiten und für die Rechte indigener Gemeinschaften.

Und ihre Mission ist leider nicht beendet: Unter dem rechtsextremen Präsidenten Bolsonaro suchten Zehntausende illegal nach Gold im Territorium der Yanomami, es gab Landrodungen durch den Bergbau und die Viehwirtschaft, eingeschleppte Krankheiten wie Malaria und Corona bedrohen das indigene Volk. Und: Gerade erst stimmte der brasilianische Kongress einem Gesetzesentwurf zu, der im großen Stil Bergbau in indigenen Gebieten erlaubt, was für die Yanomami und andere indigene Völker weitere fatale Folgen haben würde.

Am 9. Mai kommt zudem der Dokumentarfilm Ich sehe dich durch meine Kamera über Claudia Andujar und ihre Kunst in die Kinos.

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