Deichtorhallen Hamburg und Kampnagel starten digitales Residenzprogramm THEHOST.IS
Spannend und hochkomplex: Hier treffen digitaler Widerstand und die Demokratisierung digitaler Systeme auf Teleportation.
Die Deichtorhallen Hamburg und Kampnagel kooperieren für ein digitales Residenzprogramm mit dem Namen THEHOST.IS. Dabei geht es den beiden Hamburger Kunst- und Kulturinstitutionen darum, ihr künstlerisches Programm in den digitalen Raum zu erweitern.
Deichtorhallen und Kampnagel: So geht THE HOST.IS
Fünf thematische Schwerpunkte, genannt „Seasons“, sind bis Ende 2023 geplant, zu denen drei internationale Resident:innen eingeladen werden, die diskursiv-experimentell an der Schnittstelle zwischen Kunst und Digitalisierung an eigenen Projekten forschen sollen, digital und vor Ort in Hamburg. Ziel: ein experimentelles Spielfeld zur Entwicklung neuer (digitaler) Ansätze künstlerischer Produktion und der Wissensvermittlung.
THEHOST.IS: Die Themen
Die kritische Hinterfragung hegemonialer Ordnungen im Code, dekoloniale Strategien, digitaler Widerstand, Selbstermächtigung, Demokratisierung digitaler Systeme, queerfeministische Utopien: Darum geht es in den Seasons, jeweils gespiegelt in künstlerischen Praktiken. Begleitet werden die Residenzen von verschiedenen Veranstaltungen und Formaten, in denen Akteur:innen der Hamburger und internationalen Kunst- und Tech-Szenen sich lokal und online vernetzen können. Dazu gibt es Inputs und Workshop zum Thema der jeweiligen Season und der Arbeit der Resident:innen.
Eröffnen wird THEHOST.IS am 15. März mit „How to beam: Do-it-yourself-teleportation in hybrid times“. Host wird die in Deutschland lebende kanadischen Medienkünstlerin Darsha Hewitt (Foto oben) sein. Bei „How to beam“ geht es darum, wie sich das Konzept der Präsenz in Zeiten der digitalen Medien gewandelt hat. Spätestens während Pandemie wurde es völlig selbstverständlich, sich selber als körperlose digitale Version in der Gesellschaft zu präsentieren, als Fantasy-Avatar oder als individualisiertes Emoji. Die von Hewitt ausgesuchten Residenzkünstler:innen Nadja Buttendorf, Dasha Ilina und Olsen kombinieren die neuen Technologien und Low-Tech-Strategien, experimentieren mit Teleportation als praktischem Mittel zur Wiederaneignung und Neuerfindung von Individualität, Autonomie und sozialer Bindung in unserer zusehends hybriden Welt.
Das sagen die Verantwortlichen
Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien in der Hansestadt, zum Residenzprogramm: „THEHOST.IS greift die Digitalisierung unserer Gesellschaft auf und zeigt wie künstlerische Positionen die digitalen Entwicklungen im besten Sinne kritisch begleiten und die Vielstimmigkeit von Kultur stärken können.“
Dirk Luckow, Intendant Deichtorhallen Hamburg, ergänzt: „THEHOST.IS ermöglicht den Deichtorhallen Hamburg und Kampnagel mit dem Potential digitaler künstlerischer Ideen zu experimentieren und neue Möglichkeiten der Vernetzung auszuprobieren. Ich sehe darin auch eine große Chance, Vorurteile und Missverständnisse gegenüber digitaler künstlerischer Produktion auszuräumen und das Netz als Raum für neue Diskurse und Inspirationen zu begreifen, die jenseits unseres tradierten Ausstellungsbegriffs liegen.“
Seien Kollegin Amelie Deuflhard, Intendantin Kampnagel: „Kunst hat die Aufgabe, gesellschaftliche Phänomene und Entwicklungen zu hinterfragen und im vorpolitischen Raum zu verhandeln. Das Residenzprogramm THEHOST.IS schafft wertvolle Vernetzung und Empowerment für Künstler:innen, die an der Schnittstelle zu Technologie und Digitalität arbeiten, marginalisierte Perspektiven repräsentieren und sich kritisch mit bestehenden Machtstrukturen auseinandersetzen.“
THEHOST.IS entsteht im Rahmen des Verbundprojekts „Diversify the Code“, das im Programm Kultur Digital der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird.