Dennis Cooper: God Jr.
Der hierzulande skandalkös unbekannte US-Autor Dennis Cooper legt mit seinem Roman aus dem Jahr 2005 eine aufwühlende Studie über Liebe, Schmerz und Schuld vor.
Vor anderthalb Jahren wurde Dennis Cooper von Google ausgelöscht, und das ohne Angabe von Gründen. Seit mehr als einem Jahrzehnt hatte der hierzulande skandalös unbekannte US-Autor an seinem Blog gearbeitet: „DC’s“ war nicht nur eine Sammlung von Essays, Collagen und Gastbeiträgen international renommierter Künstler, hier hatte er auch zwei digitale Romane veröffentlicht, die fast ausschließlich aus GIFs bestanden. Okay, Coopers Arbeiten werden nicht gerade selten als pornografisch und gewaltverherrlichend eingestuft, zudem gab es auf „DS’s“ eine Serie, für die sich Cooper bei real existierenden Escort-Profilen einer schwulen Datingplattform bedient hatte. Zumindest einen guten Nebeneffekt hat die Zensur: Sie veranlasste den geschmackssicheren Wiener Verlag Luftschacht, einige von Coopers älteren Romanen endlich in deutscher Übersetzung zu veröffentlichen. Den Anfang macht mit „God Jr.“ ein Roman aus dem Jahr 2005, der ganz ohne Sex, Gewalt und queerer Jugendkultur auskommt, sich aber ähnlich intensiv mit Liebe, Schmerz und Schuld auseinandersetzt: Ein im Rollstuhl sitzender Vater versucht, mit dem Tod seines Sohnes Tommy klarzukommen, indem er dem Teenager ein gigantisches Monument errichtet und sich zugekifft immer wieder in der virtuellen Welt eines Videospiels verliert, von dem auch Tommy besessen war. Mittlerweile ist Coopers Blog zwar umgezogen, und er konnte einen Teil des Contents retten. Trotzdem ist es beruhigend, dass Luftschacht als Backup noch drei weitere Bücher angekündigt hat. cs
Dennis Cooper God Jr.
Luftschacht, 2017, 144 S., 18 Euro
Aus d. Engl. v. Raimund Varga