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Starkes Debüt: „Der Drahtzieher“ von Sarah Pines
In ihrem Debütroman „Der Drahtzieher“ erzählt Sarah Pines von den Irrungen und Wirrungen einer Liebe zwischen Deutschland und Südafrika.
In ihrem Debütroman „Der Drahtzieher“ erzählt Sarah Pines eine amour fou am Ende der tollkühnen Zwanzigerjahre: Theodor Hugo Hasselt ist das Oberhaupt der zweitreichsten Familie des westlichen Sauerlandes, Unternehmer und ein geachteter Bürger. Der Drahtseilfabrikant soll das eingeschlafene deutsch-britische Eisenbahnprojekt „Vom Kap nach Kairo“ wiederbeleben. In Transvaal verliebt sich der stets glattrasierte und nach Cologne duftende Theodor rettungslos in seine Stief-Cousine Alba. Er führt sie heim auf sein Landgut in Iserlohn, doch fügt sich die kluge und gebildete Alba nicht in die ihr zugedachte Rolle der sittsamen Ehefrau.
Alba ist alles, was Theodor sich vorgestellt hat, doch passt es bei den beiden nie zusammen: Geht es Theodor um die Pflicht, hält Alba es eher mit der Lethargie. Will Theodor den Sitten entsprechen, legt Alba es auf eine Provokation an. Hält Theodor es mit der Tradition, setzt Alba voll auf die Moderne. Und schließlich trifft Alba auf Albert, Theodors besten Freund aus Kindheitstagen und ewigen Konkurrenten, denn Albert ist Sohn der reichsten Familie im Sauerland. Eine amour fou nimmt ihren Lauf, denn Albert ist wiederum mit Marthe verlobt – und die ist Theodors Jugendliebe und Langzeitgeliebte.
„Im Sauerland nahte das Ende der bauschigen Kleider und der herrischen, tief in der eigenen Würde ruhenden Männer.“
(aus: Der Drahtzieher)
Opulent, flirrend, unerhört: Sarah Pine legt mit „Der Drahtzieher“ einen Abgesang auf die so unvergleichlichen Zwanzigerjahre vor. Pines hat Literaturwissenschaft in Köln und an der Stanford University studiert. Sie ist im Sauerland aufgewachsen, lebt heute in New York und schreibt für die Kulturressorts von Zeit, Welt und NZZ.