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„Der Fall Brooklyn“ von Jonathan Lethem

Buchcover „Der Fall Brooklyn“ von Jonathan Lethem

Jonathan Lethem lässt Brooklyn zu uns sprechen: In „Der Fall Brooklyn“ erhebt der hippe Stadtteil Anklage gegen einen weißen Romanautor.

„Der Fall Brooklyn“ von Jonathan Lethem ist unser Krimitipp der Woche.

Hohes Gentrifizierungsgericht, im Fall Brooklyn wird dem Stadtbezirk selbst das Wort erteilt. Was hat man dem Opfer nicht alles angetan! Diese unzähligen Geschichten, Romane und Filme, die immer mehr Hipster und Kreative angelockt haben. Vornehmlich auch von diesem weißen Autor, der jetzt in der dritten Person seine fiktionalisierte Autobiografie aus Erzählfragmenten zusammenfügt. Brooklyn berichtet darin von den täglichen Verbrechen, den Gaunereien, Ladendiebstählen, Einbrüchen und der Straßenabzocke. Von den weißen und schwarzen, reichen und armen Kids, die in ihrer Hood aneinandergeraten, dabei Lektionen fürs Leben lernen und manchmal sogar dem Tod ins Auge blicken. In der Zeit springt Brooklyn hin und her zwischen den 1970ern und 90ern. Zwischen den wechselhaften sozialen Gefügen in den Brownstone-Häusern, von denen manche Dachterrassen haben, damit deren Bewohner nicht in die schmuddeligen Parks müssen.

Es soll jedoch kein Nostalgieverdacht aufkommen. Hier geht es um Straftaten, manche geringfügig, manche längst verjährt, manche lachhaft. Die Zeugenaussagen sind trotzdem anonymisiert, um die Ermittlungen nicht zu beeinflussen. Der weiße Romanautor hat sich erinnert, seine Gefühle ergründet, sich selbst zwischen den Geschichten gesucht. Er wendet diesen Kniff an, nimmt sich zurück, lässt Brooklyn selbst das Plädoyer halten. Und das Viertel gerät plaudernd leicht auf Abwege, die höchst unterhaltsam sind. Ein schonungsloser, zugleich liebevoller Blick in die beliebteste Ecke einer verklärten Metropole. Wie lautet also das Urteil im Fall Brooklyn? Lesenswert im Sinne der Anklage.

Mit „Der Fall Brooklyn“ hat es Jonathan Lethem auf unsere Liste der besten Krimis im Juli 2025 geschafft.

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