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Der Gipfelstürmer: Warum lieben alle Berq?

Berq
Berq (Foto: Felix Aaron)

Alle lieben Berq. Nun ist sein selbstbetiteltes Debütalbum erschienen, das ihn beim steilen Aufstieg für einen Moment innehalten lässt.

Eigentlich sollte es nicht aufgehen. Seine Musik schreibt, komponiert und produziert Berq entgegen so ziemlich aller Konventionen, die der deutsche Pop für den großen zahlenmäßigen Erfolg einfordert: Statt eingängiger Refrains, x-fach gehörten Melodien und Reißbrett-Texten setzt der 20-Jährige auf ausladende Songstrukturen, oktavenauslotende Vocals und wortgewaltige Texte. Seine Kompositionen erinnern an vielen Stellen mehr an Klassik als an standesgemäßen Pop und sind voll von übereinandergeschichteten Ebenen, die er sorgfältig und detailverliebt Stück für Stück zusammensetzt.

Berq“: Ein verschrobenes Experiment

Und trotz dieser auf den ersten Blick sperrigen Rezeptur steht Berq schon lange vor seinem Debütalbum vor maßlos überfüllten Festivalarealen, muss seine erste Tour gleich dreimal hochverlegen und findet mit einer Handvoll veröffentlichten Songs den Zugang in den Mainstream. Was aber macht diese auf dem Papier unzugängliche Musik so zugänglich für derartig viele Menschen? Sein Debütalbum „Berq“ gibt weiteren Aufschluss auf diese Frage. Denn es sind genau diese Verschrobenheit und Experimentierfreudigkeit, die in den Bann ziehen, die entschlüsselt werden wollen.

Wie in einem Kammerspiel erschafft der Hamburger mit selbst zusammengebastelten dramatischen Chören, Streichern und Schlaginstrumenten aufbäumende Momente, die er sogleich wieder einreißt und mit sanftem Piano und beinahe zaghaft ins Mikrofon gehauchtem Stimmeinsatz in reine Zerbrechlichkeit verwandelt. Und da ist nicht nur der fragil gebaute Sockel, auch in seinen Texten zeigt Berq sich fast unangenehm verletzlich. Die Spuren seines wahnwitzig schnellen Durchbruchs kommen zum Vorschein, wenn er auf „Schleierkraut“ seine große Liebe adressiert, der eine normale Beziehung durch das plötzliche Musikerleben ebenso schlagartig genommen wurde wie ihm: „Du hast dir das nicht ausgesucht, dass die Menge diesen Namen ruft“. Die Schattenseiten des Ruhms zu besingen, ist soweit nichts Neues in der Popmusik, doch dieser ungewöhnliche Perspektivwechsel ist bezeichnend für seine Musik: Bei Berq läuft alles ein bisschen anders.

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