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„Der Graf von Monte Christo“: Verrat und Rache

Der Abenteuerfilm „Der Graf von Monte Christo“ startet jetzt in den Kinos.
Der Abenteuerfilm „Der Graf von Monte Christo“ startet jetzt in den Kinos. (Foto: ©Jerome_Prebois)

Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière haben Alexandre Dumas neu verfilmt: Jetzt kommt ihr Abenteuerfilm „Der Graf von Monte Christo“ in die Kinos.

So pompös die neue Kinoadaption des Historienepos „Der Graf von Monte Christo“ auch inszeniert ist, das Regieduo Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière verzichtet auf übermäßige Action und setzt stattdessen auf ein befriedigendes Täuschungsspiel. Ihr Mantel- und Degenfilm startet jetzt in den Kinos

Homer, Melville, Tolkien. „Odyssee“, „Moby-Dick“, „Der Hobbit“. Oft sind Abenteuerromanautoren nur wegen eines einzigen epochalen Werkes bekannt. Und dann sind da noch einige wenige, die es mit unvergleichlichem Eifer geschafft haben, Buch nach Buch zu veröffentlichen und sich so in die Unsterblichkeit zu schreiben. Etwa Alexandre Dumas. Mit „Die drei Musketiere“, „Der Mann mit der eisernen Maske“ und „Der Graf von Monte Christo“ hat der französische Schriftsteller in gerade einmal zwei Jahren drei absolute Klassiker der Abenteuer- und Weltliteratur geschaffen. Das Regieduo Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière hat sich vom großen Meister inspirieren lassen und veröffentlicht mit „Der Graf von Monte Christo“ nun schon die dritte Dumas-Kinoadaption in nur zwei Jahren. Nachdem sie beim actionbeladenen Mantel-und-Degen-Doppel „Die drei Musketiere – D’Artagnan“ und „Die drei Musketiere – Milady“ aus 2023 noch für das Drehbuch verantwortlich gewesen sind, haben sich Delaporte und de La Patellière nun auf die Regiestühle begeben, um mit „Der Graf von Monte Christo“ ein 40 millionenschweres Historienepos auf die Leinwand zu bringen, das wie zu erwarten protzt, aber auf überraschend viel Sinnlichkeit setzt.

Rote Fäden an der Korkwand

Braucht es, um das verworrene Beziehungsdurcheinander des Originalromans zu durchdringen, eine Korkwand und rote Verbindungsfäden, funktioniert das im Film schon um einiges besser. Trotzdem sparen wir uns jetzt sämtliche uneheliche Kinder, versprochene Töchter und geheime Liebschaften. Denn im Grunde ist der Plott ja schnell erzählt: Es ist 1815, Napoleon ist abgetaucht, und beim jungen Seefahrer Edmond Dantès (Pierre Niney) läuft es – im Gegensatz zum von bürgerkriegsähnlichen Zuständen bedrohten Frankreich – gerade ziemlich gut: Beförderung zum Kapitän, Hochzeit mit seiner großen Liebe Mercédès (Anaïs Demoustier). Doch noch am Traualtar wird das Paar von Staatskräften getrennt und Dantès landet im Kerker der Gefängnisinsel Château d’If. Grund dafür ist ein Komplott dreier mächtiger und neidischer Männer, die ihn der pro-bonapartischen Verschwörung bezichtigen.

„Der Graf von Monte Christo“: Der 007 der bürgerlichen Revolution

Nach 14 Jahren und nur mit der Hilfe seines Zellennachbarn, dem Priester Abbé Faria (Pierfrancesco Favino), einem Nachkommen der Tempelritter, gelingt Dantés die spektakuläre Flucht. Sein erstes Ziel ist die toskanische Insel Monte Christo, auf der laut Faria ein riesiger Goldschatz auf ihn wartet. Die Beute eingesackt, macht sich Dantés auf geheime Mission: Rache an den drei Intriganten. More money, more problems gilt für den Ex-Häftling nur bedingt: Er kauft eine pompöse Villa samt Anwesen, stattet diese mit Waffen, Kostümen und Masken aus und nimmt eine neue Identität an. Er wird zum Graf von Monte Christo. Der 007 des viktorianischen Zeitalters.

„Der Graf von Monte Christo“ kommt jetzt in die Kinos.
Foto: Foto: © Jerome_Prebois

Gönnt sich der Film für dieses Entree eine ganze Stunde, widmen sich die restlichen zwei in aller Detailfülle dem Racheplan. Wer dabei viel Action erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen verfolgen die Zuschauer:innen die minutiös und ähnlich wie in einem Heist-Film am Reißbrett geplante Rache, vom kalkulierten Vertrauensaufbau und hinterlistiger Täuschung bis zum so befriedigenden Zuschnappen der Falle. Die epische Breite, in der dies geschieht, ist dem Historienepos nur angemessen. Delaporte und de La Patellièr ist hier ein magischer Kostümfilm gelungen, der eine kindliche Faszination an solcherart Geschichten kitzelt und dabei natürlich nie ganz auf genreinhärente Degenduelle und großgestige Szenen vor der malerischen Kulisse Südfrankreichs verzichten will. Dafür sind die beiden nun mal einfach zu große Fans des Originalmaterials. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ihr „Der Mann mit der eisernen Maske“.

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