„Der Lehrer, der uns das Meer versprach“: Spaniens finstere Zeit
![Der Film „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ startet jetzt in den Kinos.](https://kulturnews.de/wp-content/uploads/2025/02/der-lehrer-der-uns-das-meer-versprach-5-filmax-24-bilder-870x470.jpg)
„Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ ist die zärtliche Hommage an einen Dorflehrer, der moderne Lehrmethoden in die Schule brachte, ehe er im spanischen Bürgerkrieg gefoltert und ermordet wurde.
Mir solchen Filmen arbeitet Spanien die faschistische Phase seiner Vergangenheit auf: Nicht der spanische Bürgerkrieg steht im Mittelpunkt, es sind vielmehr die Werte – in diesem Fall im Bildungssektor –, die mit Miltiärputsch im Jahr 1936 vernichtet wurden. Und es stehen die Menschen im Mittelpunkt, die diese Werte in die Gesellschaft trugen, ehe ihr Leben ausgelöscht wurde. Hundertausende von ihnen wurden in Massengräbern verscharrt. Viele von diesen Massengräbern wurden in den letzten Jahrzehnten ausgehoben. Der Lehrer Antoni Benaigses war einer von den Ermordeten, auch wenn man seinen Leichnam bis heute nicht gefunden hat. Von ihm handelt der Film „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“, der jetzt in die Kinos kommt..
Regisseurin Patricia Font bringt mit ihrem Drama eine ergreifende Hommage auf den Lehrer Antoni Benaigses in die Kinos, der kurz nach dem Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs im Jahr 1936 von General Francos faschistischen Truppen gefoltert und ermordet wurde. Der Film operiert auf zwei Zeitebenen: Im Jahr 2010 erfährt Ariadna (Laia Costa, „Victoria“), dass ihr Großvater seit Jahren nach seinem Vater gesucht hat und jetzt, wo er dement in einem Pflegeheim lebt, eine erste Antwort erhält: Er soll zu einem Massengrab in der Gegend seines Heimatortes kommen, wo man eventuell die Gebeine seines Vaters finden wird. Ariadna fährt, da der Großvater dazu nicht mehr in der Lage ist, selbst hin. Als Ariadna sich immer mehr in die Historie vertieft und letzte noch lebende Zeitzeugen befragt, wird ihr Hauptaugenmerk auf den Lehrer ihres Großvaters gelenkt, der ab 1935 für ein Jahr die Schule von Bañuelos de Bureba im Osten Spaniens leitete, in die ihr Großvater damals ging. Von diesem Moment an liegt auch der Schwerpunkt des Films auf den Jahren 1935 und 36: Antoni Benaiges (Enric Auquer, „Barcelona for Beginners“, „Sky Rojo“) bringt mit seinem Antritt als Lehrer völlig neue Lehrmethoden in die Schule, die auch in heutigen Zeiten als modern gelten können. Abkehr vom Frontalunterricht und Schwerpunkt auf gemeinsames Erarbeiten von Wissen dominieren die Tage in der Schule, und Schülerinnen wie Schüler werden von einem bedingungslos Zuversicht ausstrahlenden Lehrer regelrecht mitgerissen. Da Benaiges auch eine kleine Druckerpresse mit ins Dorf bringt, die Kindern das Schreiben lehrt und ihnen beibringt, ihre Texte zu drucken, veröffentlicht die Klasse in nur einem Jahr etliche Hefte. Von diesen Heften wurden einige wenige Exemplare erst vor kurzem wiedergefunden und für den Film neu gedruckt.
„Der Lehrer, der uns das Meer versprach“: Eine Hommage
Den Höhepunkt des Films vor seiner bitteren Wendung ins Düstere aber bildet das Versprechen des Lehrers, mit seiner Klasse im kommenden Sommer ans Meer zu fahren. Benaiges hatte nicht mit dem Widerstand der Eltern gerechnet, bekommt aber nach großer Überzeugungsarbeit alle Unterschriften zusammen. Als aber der Bürgerkrieg auch Bañuelos de Bureba erreicht, muss Benaiges bitter erfahren, dass begeisterter Optimismus kein Schutz vor faschistischen Mörderbanden bietet. „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ erzählt schon vorher keine rein provinziell-schöne Geschichte, alle politischen Themen der damaligen Zeit werden nebenbei, aber deutlich in die Handlung integriert. Doch wie der Film dann politisch-brutal kippt, ist so realistisch wie schwer anzuschauen. Regisseurin Patricia Font mag eine Hommage auf Antoni Benaiges gedreht haben, aber sie erspart uns nicht beim geringsten Detail und schmerzhaft, warum sympathische, politisch links stehende Benaiges diese Hommage so sehr verdient hat.