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Der Pass: Alpentäler des Grauens auf Sky

Nach vielen Preisen für die erste Staffel kommt mit viel Verspätung endlich Staffel 2 der intelligenten Thrillerserie „Der Pass“ auf Sky.

Ellie Stocker und Gedeon Winter sind zurück: Die zweite Staffel der wunderbar morbiden und so einfühlsam brutalen Thrillerserie Der Pass startet auf Sky.

Und wer jetzt fragt: Winter? Der mit dem Kopfschuss zur Abblende der ersten Staffel? (aktuell noch in der ZDF-Mediathek zu sehen) Ja, der, und diesmal singt er nicht Wolfgang Ambros mit, sondern niederösterreichischen HipHop von Jonny Shredder und cruist dazu über die Landstraßen. Nicholas Ofczarek („Die Ibiza-Affäre“) spielt in der Serie Der Pass den österreichischen Ermittler so perfekt abgeranzt, wie Julia Jentsch die deutsche Kollegin Ellie Winter mit ihrer posttraumatischen Belastungsstörung bis in den Nervenzusammenbruch agieren lässt. Doch Winter kann gerne mal kürzer treten – die frisch aus der Ausbildung kommende Yela Antic (Franziska von Harsdorf) ist als Ermittlerin so ehrgeizig, dass sie gerne mal Fünfe gerade seine lässt, sofern es die Fortschritte bei der Ermittlung voranbringt.

Worum geht es in Staffel 2 von Der Pass? Wilderer-Sagen bilden die Rahmenhandlung, sie werden einer Frau vorgelesen, die im Wachkoma im Wohnzimmer sitzt. Derweil beschäftigen Frauenmorde in der deutsch-österreichischen Grenzregion die Mordkommissionen beider Länder. Dass man schon sehr früh vermuten kann, wer der Täter ist, und dass man ihn schon bald ganz genau kennt, ist kein neuer Kniff – weder für diese Serie, noch für das Genre im Allgemeinen. Aber hier geht es auch gar nicht ums Whodunit, sondern um Charaktere der Handlung – die der ermittelnden Personen genauso wie die des Täters sowie seines Umfelds. Ein weiteres wichtiges Thema ist das des Geldes und was es aus den Menschen macht: Die Expansion großer Unternehmen wird ähnlich brutal und vor allem in analytischen Kälte ihrer Abwicklung geschildert wie das Vertuschen von Mord. Ein Zurückschrecken gibt es weder hier noch dort.

Auf Seiten der Polizei steht die Schonungslosigkeit sich selbst gegenüber im Zentrum: Über Gedeon Winter soll hier kein Wort mehr verloren werden, es wäre alles nur unlauteres Spoilern, aber: Ellie Winter treibt Raubbau mit Körper und Psyche, und Shooting Star Yela Antic ist in ihrem naiven Ehrgeiz so deutlich die „Unschuldige“ der Serie Der Pass, dass man schon bald Sorge um sie haben muss: Die für Drehbuch und Regie verantwortlichen Cyrill Boss und Philipp Stennert lassen so etwas eigentlich nicht gut ausgehen.

Dass aber die ganze Staffel (bis Folge 4 wurde sie gesehen) erneut so rund daherkommt in ihrer Bedrohlichkeit; dass Bild, Musik und Schauspiel so perfekt harmonieren: Es liegt mal wieder am Zusammenspiel aller. Die emotional passgenaue Filmmusik kommt erneut vom genialen Hans Zimmer, wieder durfte Philip Peschlow hinter der Kamera stehen und düsterste Einstellungen in oft schneeweißer Landschaft oder gefährlichem Wetterleuchten drehen. Drehbuch und Regie aber muten uns Zeitsprünge, Twists und oft gnadenlose Blicke in seelische Abgründe zu. jw

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