Zum Inhalt springen

„Der Polarkreis“ von Liza Marklund

Buchcover „Der Polarkreis“ von Liza Marklund

In „Der Polarkreis“ lässt Liza Marklund Teenagermädchen über Bücher reden – und verwickelt sie in einen Mord. Wurde da jemand durch Krimilektüre inspiriert?

„Der Polarkreis“ von Liza Marklund ist unser Krimitipp der Woche

Junge Frauen, die pro Woche ein Buch lesen, können nicht böse sein. Oder etwa doch? Die fünf Teenagermädchen Sofia, Carina, Brigitta, Agneta und Susanne gründen im nordschwedischen Stenträsk der Achtziger-Jahre einen Buchklub. Sie lernen „Lolita“ kennen, die „Dornenvögel“, „Tom Sayer“ und die Polizeiromane von Sjöwall/Wahlöö. So machen sie Bekanntschaft mit einer (literarischen) Welt, die fern von der Beinah-Idylle ihres kleinen Heimatortes ist. Allein ein naher NATO-Stützpunkt stört die heile Welt, wenn Raketenlaster über eine imposante Brücke donnern. Noch lutschen die Mädchen an Erdbeerlollis, doch pubertäre Verwirrungen, lassen sie auch schon Bekanntschaft mit Cola-Rum und US-Marines machen. Mitschüler Wiking Stromberg bricht mehrere der Mädchenherzen, und jüngere Brüder sind plötzlich nervig. Da masturbiert eine zu Männermagazinen, eine andere pinkelt niederträchtig in einen fremden Zahnputzbecher. Als Sofia eines Sommertags nicht heimkehrt und unauffindbar bleibt, zerbricht auch bald der Buchklub. Nach der Schulzeit zieht es die übrigen vier in unterschiedliche Städte. Es bleibt nur der lose Kontakt in einer Facebook-Gruppe. 40 Jahre später wird eine kopflose Mädchenleiche im Fundament eines der Brückenpfeiler entdeckt. Ist es die vermisste Sofia? Polizeichef Stormberg ermittelt mit und gegen seine ehemaligen Klassenkameradinnen. Dabei offenbart der längst verjährte Mord eine fatale Dynamik, die eines der Bücher-Mädchen zu einem Entschluss führt, welcher ihr Leben bis in die Gegenwart bestimmt.

Liza Marklund startet zehn Jahre nach dem Abschluss ihrer erfolgreichen Annika-Bengtzon-Reihe mit einer neuen Trilogie. Dabei greift sie auf altbekannte Narrative zurück und schrammt arg am Klischee, wenn sie in manchen Szenen die Zimtgebäck-Heimeligkeit der schwedischen Provinz überstrapaziert. Doch sind es mit Raffinesse eingebettete Literatur-Verweise, die hier den Lesegenuß steigern. Können lesende Frauen also böse sein? Liza Marklund sorgt dafür, dass einem bei der Auflösung fast die Zimtschnecke im Hals stecken …

Mit „Der Polarkreis“ hat es Liza Marklund auf unsere Liste der besten Krimis im Februar 2025 geschafft.

Beitrag teilen: