„Der Schwarm“ in der ZDF-Mediathek: Auf verlorenem Außenposten
Knapp zwei Wochen vor dem Start im ZDF kann die Serie „Der Schwarm“ nach dem Roman von Frank Schätzing in der ZDF-Mediathek gestreamt werden.
Es hat lange gedauert, bis der im Jahr 2004 erschienene Roman Der Schwarm jetzt im Auftrag des ZDF verfilmt wurde, und der Achtteiler (ab sofort in der ZDF-Mediathek, ab 6. 3. linear im ZDF) muss jetzt ohne den Namen des Romanautors auskommen: Frank Schätzing ließ sich aus den Credits bei der Umsetzung streichen. Man habe, so die Kritik des Autors, bei der Umschreibung des Drehbuchs zu wenig auf die wissenschaftlichen sowie politischen Aspekte beachtet und statt dessen zu sehr auf eine korrekte Anpassung des Personals an die heutige Zeit geachtet.
Der Inhalt dürfte den vielen Lesern des Romans Der Schwarm im Groben bekannt sein: Vor den Shetland-Inseln treibt plötzlich Methaneis auf der Meeresoberfläche, dann bringen unendlich sich vermehrende Eiswürmer den Kontinentalhang zum Rutschen, was einen Tsunami in ganz Nordeuropa auslöst. In Vancouver greifen Orcas Fischerboote an und zerstören Ausflugsboote, an der französischen Atlantikküste wird ein Chefkoch und ein Teil seines Küchenpersonals von einem Hummer vergiftet, danach gelangt das Gift ins Trinkwasser der Region. Bald heißt die Arbeitshypothese in der Wissenschaft: Die Angriffe aus dem Meer gelten den Menschen und sollen diese von den Küsten verjagen, was auch Tina Lund (Krista Kosonen, „Beforeigners“), die Mitarbeiterin eines großen Energiekonzerns, zum Umdenken bringt.
Leonie Benesch spielt mit der eigens für die Serie Der Schwarm erfundenen Figur der Forscherin Charlie Wagner eine zentrale Rolle, ebenso Barbara Sukowa als die Professorin für Meeresbiologie Katharina Lehmann. Witz am Rande: Vielplauderer Klaas Heufer-Umlauf darf als Tiefseetauchbootführer kaum ein Wort reden, und Oliver Masucci („German Crime Story: Gefesselt“) kann als Kapitän eines Forschungsschiffes sein schauspielerisches Können kaum zeigen.
Ansonsten ist die Serie international besetzt, gedreht wurde auf Englisch und erst hinterher ins Deutsche synchronisiert. Regie führten Luke Watson, Barbara Eder und bei den beiden letzten – nicht gesichteten – Folgen Philip Stölzl. Man merkt, dass Watson und Eder im Budget nicht auf internationalem Niveau agieren können: Dem Tsunami kann man die digitale Herstellung leicht anmerken, die Einbettung ins „echte“ Bild ist deutlich erkennbar.
Bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Katastrophen wurde die von Schätzing her bekannte weltweite Gemeinde der Forschenden auf wenige Figuren eingedampft, was die Serie etwas unterkomplex macht. In Sachen Wissenschaft muss man beim Schauen der Serie dringend am Ball bleiben, sonst versteht man nix, und das wäre schade, ist doch der Angriff des nichtmenschlichen Lebens auf den Menschen das zentrale Thema der Serie, das verstanden werden will, auch wenn man es seit 2004 nicht unbedingt versteht: Welcher Parasit soll schon die gesamte Meerestierwelt auf Linie bringen? Das wird sicher auch in den Dokus nicht erklärt, die begleitend zur Serie geschaut werden können: „Der Schwarm – Die Doku“ ist ein sehenswerter Zweiteiler, und Wissenschaftlerinnen wie Dr. Antje Boetius, Professorin für Meeresbiologie, erklären, warum es in der Realität keine Schwarmintelligenz unter Tieren geben kann.