Dicht & Ergreifend: Blasenkrämpfe
Fabian Frischmann alias Dutti von Dicht & Ergreifend freut sich über Gegenwind – vor allem, wenn er von Feminist:innen kommt.
Fabian, liest man bloß euren Albumtitel „Es werde dicht“, könnte man meinen, ihr macht plumpe Saufmusik. Dabei legt ihr viel Wert darauf, integre und gehaltvolle Songs zu schreiben.
Fabian Frischmann: Und dann ist die Musik auch noch auf bayrisch. (grinst) Integre Rapper? Vielleicht sind wir das. Aber wir finden überhaupt nicht in der Deutschrap-Szene statt. Ganz viele Fans von uns hören eigentlich gar kein HipHop, andere, alteingesessene HipHop-Fans kommen inzwischen zu uns, weil ihnen der aktuelle Sound langweilig wird.
Zeilen wie „Das Patriarchat fickt sowieso alle Geschlechter“ auf dem Song „Viva la Vagina“ lassen vermuten, dass ihr euch als Feministen versteht.
Frischmann: Wenn ich das so von mir behaupten darf, dann ja. Auf jeden Fall verstehen wir uns als pro feministisch. Dieser Song hat zweiseitig für Aufsehen gesorgt: Zum einen gibt’s viele Frauen, die uns geschrieben haben, wie gut sie es finden, dass so ein Song auch mal von Männern kommt. Auf der anderen Seite gibt’s auch Frauen, die sich diskriminiert fühlen und wissen wollen, wie wir es uns erlauben können, in deren Rolle zu schlüpfen.
Wie geht ihr dann mit so gemischten Reaktionen um?
Frischmann: Speziell in diesem Fall finde ich das sogar interessant: Es ist ein Beweis dafür, dass wir nicht in irgendeiner Bubble festhängen. Wir freuen uns also über Gegenwind – egal von wem. Sowohl von feministischer Seite als auch von den Leuten, die meinen: Oh, jetzt kommt ihr auch noch mit so einem feministischen Song daher. Es ist immer gut, sich nicht in Sicherheit zu wiegen.
Auf „I glaubs einfach“ geht es um diese Bubbles – zumindest um die mediale Informationsflut, in der sie manövrieren.
Frischmann: Die extreme Dichte an Informationen kann dazu führen, einfach alles zu glauben. Dann ist man nämlich fein raus und hat seine Ruhe. Doch noch viel schlimmer ist, dass wir kaum noch Zeit dafür finden, ein Thema überhaupt zu durchdringen. Nehmen wir George Floyd: Für ein paar Tage gibt’s dann einen medialen Aufschrei, aber relativ schnell ist es auch wieder vorbei – und schon haben wir das nächste Top-Thema.