Die besten Bücher 2025: Empfehlungen für den Februar

Erste Highlights aus den Frühjahrsprogrammen: Die besten Bücher im Februar 2025 mit Wolf Haas und Bela B Felsenheimer.
Als Schlagzeuger von Die Ärzte ist Bela B Felsenheimer Spitzenpositionen gewöhnt – aber schafft er es mit seinem zweiten Roman „Fun“ auch auf unserer Liste der besten Bücher im Februar 2025 ganz nach oben? Ein starker Konkurrent ist ohne Frage Wolf Haas. In „Wackelkontakt“ stecken zwei weitere Bücher, in denen je ein Held einen Roman über den anderen Helden liest. Was zunächst kompliziert klingt, könnte sehr wohl unsere Liste der besten Bücher im Februar 2025 anführen. Und auch Jesmyn Ward steht auf unserer Liste der besten Bücher im Februar 2025: In „So gehn wir denn hinab“ mischt sie magischen Realismus mit brutaler Realität.
Im Jahr 2014 wurde der US-Journalist James Foley nach jahrelanger Geiselhaft und Folter vom IS enthauptet. Mit „American Mother“ setzt die Mutter Diane Foley ihrem ermordeten Sohn ein Denkmal – und diese Zusammenarbeit mit Autor Colum McCann ist auch auf unserer Liste der besten Bücher ihn Februar 2025 zu finden. Oder führt Rufi Thorpe die Februar-Liste an? Mit „Only Margo“ stürzt sie sich ins White-Trash-Milieu. Und schließlich ist da noch Maylis de Kerangal, die auf unserer Liste der besten Bücher im Februar 2025 ganz nach oben will: In „Weiter nach Osten“ erzählt sie die Geschichte eines russischen Zwangsrekruten.
Die besten Bücher im Februar 2025
6. Jesmyn Ward: So gehn wir denn hinab
„Die Männer kommen wie Maden aus einem morschen Baumstamm und klauben die Frauen aus unserer Reihe, eine nach der anderen, und lassen nur eine Handvoll von uns stehen.“ In „So gehn wir denn hinab“ mischt Jesmyn Ward magischen Realismus mit brutaler Realität: Von ihrer Mutter weiß die versklavte Annis, dass sie von einer Kriegerin abstammt. Doch als beide nacheinander nach New Orleans verkauft werden, beginnt eine Höllenfahrt. Annis überlebt nur dank ihrer Widerstandskraft – und dem zornigen Geist, der schon ihre Großmutter übers Meer begleitet hat. Jesmyn Ward, geb. 1977, wuchs in DeLisle, Mississippi, auf. Nach einem Literaturstudium in Michigan war sie Stipendiatin in Stanford und Writer in Residence an der University of Mississippi. Sie lehrt derzeit Englische Literatur an der Tulane University in New Orleans. Jesmyn Ward ist die erste Frau und die erste Afroamerikanerin, die zweimal mit dem wichtigsten amerikanischen Literaturpreis, dem National Book Award, ausgezeichnet wurde: für „Vor dem Sturm“ und für „Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt“. Sie erhielt außerdem u.a. den MacArthur Genius Grant und den Library of Congress Prize for American Fiction.
Kunstmann, 2024, 304 S., 26 Euro
Aus d. Engl. v. Ulrike Becker
5. Colum McCann mit Diane Foley: American Mother
Im Jahr 2014 wurde der US-Journalist James Foley nach jahrelanger Geiselhaft und Folter vom IS enthauptet. Viele Menschen haben damals das Video davon gesehen – auch James’ Mutter Diane. Trotzdem hat sie sich 2021 entschlossen, den mittlerweile in den USA verurteilten Mörder ihres Sohnes persönlich zu treffen und ihm, wenn möglich, zu vergeben: Es ist eine fast unvorstellbare Situation, in der sich Diane Foley am Anfang von „American Mother“ befindet. Autor Colum McCann hat mit Diane Foley zusammengearbeitet, um ihre ungeheuerlichen Erfahrungen festzuhalten. Für Foley ist das Buch vor allem eine Gelegenheit, ihrem ermordeten Sohn ein Denkmal zu setzen; für McCann – und für die Leserschaft – ist sie selbst mindestens genauso faszinierend. Unerschütterlich in ihrem christlichen Glauben, zutiefst patriotisch, voller Wärme und Mitgefühl, aber mit eisernem Willen kämpft sie gegen den Schmerz und die Wut an und ringt damit sogar dem Mann Respekt ab, der ihren Sohn getötet hat.
Rowohlt, 2025, 272 S., 26 Euro
Aus d. Engl. v. Volker Oldenburg
4. Maylis de Kerangal: Weiter nach Osten
9288 Kilometer lässt die Transsibirische Eisenbahn in acht Tagen und sieben Nächten hinter sich: von Moskau nach Wladiwostok. In etwa die Strecke zwischen L.A. und Berlin. Eine Weltreise also. Und an diesem unwirtlichen Ort, der durch noch viel unwirtlichere Orte rast, begegnen sich der Zwangsrekrut Aljoscha und die feine Französin Hélène, die dem jungen Russen bei seinem Plan hilft, zu desertieren. Warum sie das macht, versteht sie so wenig wie den so geschunden dreinblickenden Jungen. Doch inmitten der nur von Gesten und Blicken gefüllten Stille und der Enge der verrauchten Abteile und Gänge breitet sich der unbändige Wunsch nach Freiheit aus, den die französische Autorin Maylis de Kerangal mit großartiger Poesie einzufangen vermag. So nuanciert sich die Komplizenschaft zwischen Aljoscha und Hélène durch die Zeitzonen hinweg entwickelt, so elegant webt de Kerangal kurze Fragmente sowjetischer Geschichte in die Beschreibung vorbeiziehender Landschaften ein. Dieses in Frankreich bereits 2012 veröffentlichte Stück Reiseliteratur ist ein wunderschöner Appell an die Menschlichkeit.
Suhrkamp, 2024, 90 S., 20 Euro
Aus d. Franz. v. Andrea Spingler
TOP 3
3. Rufi Thorpe: Only Margo
Margo ist schwanger – und pleite. Eine knifflige Kombination. Zumal der Vater, ihr Collegeprofessor für literarische Erzählperspektiven, weder von ihr noch ihrem Kind etwas wissen will. Eine Prämisse, mit der Autorin Rufi Thorpe eine falsche Spur legt. Schließlich ist „Only Margo“ kein neuer Campusroman über Machtmissbrauch. Im Gegenteil: Thorpe stürzt sich ins White-Trash-Milieu: derb, aber liebenswert. Margo ist das Scheidungskind einer Hooters-Kellnerin mit dem Selbstverständnis eines It-Girls und eines Ex-Profiwrestlers mit Heroinsucht. Und obwohl ihr Vater mittlerweile bei ihr wohnt, erwartet sie keine überbordende Unterstützung. Sie beschließt, bei Onlyfans als Sexarbeiterin ihr Geld zu verdienen. Ihr Job: Nacktfotos, Dickpic-Rankings, Sexting. Bis ihr Professor plötzlich beschließt, die Vaterrolle nun doch ernst zu nehmen. „Only Margo“ ist ein wahnsinnig runder Roman, der spielerisch die Grenzen zwischen Realität und Fiktion auslotet. Ein Pageturner, der sich liest wie eine perfekte Adaptionsvorlage. Und tatsächlich ist bereits eine Serie mit Elle Fanning und Nicole Kidman in Planung.
Ecco, 2025, 336 S., 18 Euro
Aus d. Engl. v. Heike Reissig
2. Bela B Felsenheimer: Fun
Ein fiktives Kaff in Brandenburg namens „Scharnow“ war 2018 der Handlungsort von Bela B Felsenheimers Debüt, in dem er mit durchgeknalltem Humor zahllose Außenseiterfiguren porträtiert. Jetzt legt der Ärzte-Schlagzeuger mit einem zweiten Roman nach: Eine Woche lang begleitet „Fun“ die erfolgreiche Band nbl/nbl, die unter dem Banner „Sex, Drugs und Rock’n’Roll“ einen vermeintlich überkommenen Lifestyle kompromisslos auslebt. Noch begehrter als die Konzerte von nbl/nbl sind bei den weiblichen Fans die streng einlassbeschränkten Aftershow-Partys. Der Ablauf ist so eingespielt wie perfide: Im Backstagebereich sorgen Drogen und Alkohol für eine lockere Stimmung. Dann wählen die Bandmitglieder aus den aufgestellten Frauen jeweils ihre Favoritin aus … Mit seinem Roman „Fun“ erinnert Bela B Felsenheimer auch an die Debatte um Rammstein und deren Sänger Till Lindemann.
Heyne, 2025, 368 S., 24 Euro
1. Wolf Haas: Wackelkontakt
Der so originelle wie kurzweilige Roman „Wackelkontakt“ liest sich über sein Personal praktisch selbst: Ein Wiener Trauerredner mit Namen Escher lässt einen Elektriker kommen und tötet diesen aus Versehen, weil er zu sehr in ein Buch über einen Kronzeugen gegen die Mafia vertieft ist. Dieser Kronzeuge lernt Deutsch vor allem mit einem Roman über einen Wiener Trauerredner. Lange denkt man, dass beide Handlungen nebeneinander her laufen, stecken sie doch jeweils in unterschiedlichen Romanen. Doch dann wird man eines Besseren belehrt. Auf die Frage, wie man auf die Idee kommt, einen Roman nach diesem Muster zu schreiben, antwortet Wolf Haas im Interview mit kulturnews: „Als Romanleser kommt mir die Handlung per se oft nicht so prickelnd vor. Man denkt sich auf der ersten Seite: Jetzt gibt’s sieben Möglichkeiten, wie das weitergeht, und eine davon wird’s schon sein. Das zieht mich nicht so richtig rein. Wenn ich aber gleich auf eine schiefe Ebene gerate, lasse ich mich leichter einwickeln.“
Hanser, 2025, 240 S., 25 Euro
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