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Die besten Bücher 2025: Empfehlungen für den Januar

Die besten Bücher im Januar 2025: Buchcover von Heinz Strunk, Ewald Arenz, Rónán Hession, Anna Burns, Marie Aubert und Raphaëlle Red

Neues Jahr, neue Lieblingsromane: Die besten Bücher im Januar 2025 mit Heinz Strunk, Ewald Arenz und Anna Burns.

In Paris geboren und in Berlin aufgewachsen, hat Raphaëlle Red selbst an der Übersetzung ihres in Frankreich bereits veröffentlichten Debütromans mitgearbeitet. Ob sie so mit „Adikou“ die Spitzenposition auf unserer Liste der besten Bücher im Januar 2025 erreicht? Anna Burns hat mit „Milchmann“ den Booker Prize gewonnen. Nun geht es in dem schmalen Buch „Größtenteils heldenhaft“ um die buchstäblich zauberhafte Liaison der zwei Hauptfiguren Femme und Superheld – und da ist sicher eine gute Platzierung auf unserer Liste der besten Bücher im Januar 2025 drin. Von der Bestsellerliste kommen Heinz Strunk und Ewald Arenz, doch sind „Zauberberg 2“ und „Zwei Leben“ auf unserer Liste der besten Bücher im Januar 2025 ähnlich erfolgreich?

Vielleicht führt ja auch Indie-Liebling Rónán Hession unsere Liste der besten Bücher im Januar 2025 an. Ein unerklärlicher Berg sorgt in „Ghost Mountain“ für tiefgreifende Veränderungen. Die sind oft sehr witzig – und überraschend tragisch. Marie Aubert empfiehlt sich mit dem rasanten, lustigen und vor allem wahrhaften Familienroman „Eigentlich bin ich nicht so“ für unsere Liste der besten Bücher im Januar 2025, während Mikołaj Łoziński mit „Stramer. Ein Familienroman“ zeigt, dass die alltäglichen Holprigkeiten des Lebens fesselnd, lächerlich und herzzerreißend sein können. Oder führt am Ende vielleicht der bereits 1989 erschienene Roman von Ričardas Gavelis unsere Liste der besten Bücher im Januar 2025 an? Sein „Vilnius Poker“ kann es durchaus mit „Ulysses“ aufnehmen.

Die besten Bücher im Januar 2025

8. Anna Burns: Größtenteils heldenhaft

Die besten Bücher im Januar 2025: Buchcover „Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns„Held zugedröhnt, abgestoßen, verliebt, mit hervorquellenden Eingeweiden; Femme, die diese liebend, jedoch überzeugt, nicht lieben zu dürfen, und halb ohnmächtig wieder einnähte.“ Ist die nordirische Schriftstellerin Anna Burns durch ihren mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman „Milchmann“ zum literarischen Weltstar geworden, geht es in „Größtenteils heldenhaft“  um die Weltherrschaft. Im Zentrum: die buchstäblich zauberhafte Liaison der zwei Hauptfiguren Femme und Superheld. Geschrieben wie ein verwinkelter Comic, ist dieses Buch eine Satire über überstrapazierte und peinlich binäre Erzählmuster, die nicht nur das Superhelden-Genre dominieren.

Tropen, 2024, 128 S., 20 Euro

Aus d. Engl. v. Anna-Nina Kroll

7. Ewald Arenz: Zwei Leben

Buchcover „Zwei Leben“ von Ewald Arenz„Führst du das richtige Leben?“ – Als Roberta nach ihrer Lehre auf den vertrauten, elterlichen Hof zurückkehrt, träumt sie heimlich davon, Kleider zu kreieren. Sie verliebt sich in Wilhelm, der schon bald fürs Studium das Dorf verlassen möchte und in ihr eine Zerrissenheit aus Möglichkeiten auf der einen und Zugehörigkeit auf der anderen Seite auslöst. Ein Gefühl, das Wilhelms Mutter Gertrud seit Langem nicht mehr losgelassen hat. In Salach hat sie nie eine Heimat gefunden. Auch nicht in ihrer Familie?

Die Berührungspunkte der Geschichten beider Frauen spannen sich wie ein seidener Faden durch das Buch. Trotz weniger Begegnungen spielen sie – manchmal ohne es zu wissen – wichtige Rollen füreinander, wenn jede für sich auf die Suche nach Selbstbestimmung und Verbundenheit geht. Ewald Arenz malt in sinnlich-lebhaften Bildern eine authentische Dorf-Atmosphäre und erlaubt sich sanfter, aber auch grausamer als in seinen bisherigen Werken zu erzählen, wie Tragik und Hoffnung, Verlust und Neuanfang, co-existieren können.

DuMont, 2024, 368 S., 25 Euro

6. Heinz Strunk: Zauberberg 2

Buchcover „Zauberberg 2“ von Heinz StrunkHeinz Strunk war noch nie der rein komische Literat, und doch hat er die komischen Elemente in seinen Romanen mit den Jahren immer noch stärker in den Dienst der Tragik gestellt. Jetzt, in seinem an Thomas Mann angelehnten „Zauberberg 2“, lässt er seinen depressiven Helden Jonas Heidbrink von Hamburg tief ins Grenzgebiet zwischen Vorpommern und Polen bei Anklam in ein Sanatorium fahren.

Heidbrink weiß nicht weiter, der mit einem verkauften Start-up reich gewordene 36-Jährige kann mit seiner seit der Pubertät dominierenden Depression nicht länger umgehen. Was den bösen Blick Heidbrinks auf die Welt und sich selbst nicht abschwächt. Voller Verachtung schildert er den Alltag in der Fachklinik für psychische und psychosomatische Beschwerden, seziert die Schwächen von Ärzten wie Patientinnen und nimmt die Rolle des sich unterwerfenden Patienten nur widerwillig ein. So gesehen ist dieser Roman Thomas Mann 2.0 – statt sanfter Ironie ätzt hier die Strunk’sche Säure den Lack vom gefälligen Schein, ohne dass er den liebevollen Blick auf das deprimierende Sein abwendet.

Rowohlt, 2024, 288 S., 25 Euro

5. Raphaëlle Red: Adikou

Die besten Bücher im Januar 2025: Buchcover „Adikou“ von Raphaëlle RedIn Paris geboren und in Berlin aufgewachsen, hat Raphaëlle Red selbst an der Übersetzung ihres in Frankreich bereits veröffentlichten Debütromans „Adikou“ mitgearbeitet. So wie sich Red auf die Suche nach einer entkolonialisierenden Sprache begibt, schickt sie ihre Protagonistin Adikou in die USA, an die westafrikanische Küste und auf die Suche nach – ja, was eigentlich? Nach einem Zuhause? Dem eigenen Vater? Oder gar einer eigenen Erzählung? Adikou weiß es selbst nicht genau. Von einem inneren Impuls getrieben, entspinnt sich eine mitunter verwirrende, aber lebendige Road-Novel, in der die Perspektiven durcheinander wanken, Frantz Fanon auftaucht und sich das Schmerz-Echo von in Ketten gelegten Sklaven seinen Weg bahnt.

Rowohlt, 2024, 224 S., 24 Euro

4. Mikołaj Łoziński: Stramer. Ein Familienroman

Buchcover „Stramer. Eine Familiengeschichte“ von Mikolaj LozinskiNach einem kurzen Versuch, in New York Fuß zu fassen, ist Nathan Stramer nach Tarnów in Galizien zurückgekehrt, um mit Rywka eine Familie zu gründen. Doch zeitlebens wird er von seinem Bruder Ben in den USA träumen, während er mit Rywka und ihren sechs Kindern in einer winzigen Wohnung in der Goldhammerstraße lebt. Seine zahllosen Geschäftsideen können sie nicht vor der Armut retten, doch alles in allem sind sie glücklich. Zumindest, bis Deutschland in Polen einmarschiert und die jüdische Familie in immer größere Gefahr gerät. Wir fürchten uns mit, denn bis dahin sind wir den Stramers längst verfallen.

Mikołaj Łoziński gelingt das Kunststück, in seinem ziemlich kurzen Familienroman allen Mitglieder genügend Raum zu lassen, dass sie sich für uns wie echte Menschen anfühlen, vom ältesten Sohn Rudek bis zur jüngsten Tochter Wela. „Stramer“ ist dabei weniger eine Warnung vor Totalitarismus und Antisemitismus – obwohl die natürlich jederzeit mitschwingt – und mehr ein Beweis dafür, dass auch die alltäglichen Holprigkeiten des Lebens fesselnd, lächerlich und herzzerreißend sein können. Und schlicht ein exzellenter Roman.

Suhrkamp, 2024, 416 S., 26 Euro

Aus d. Poln. v. Renate Schmidgall

TOP 3

3. Ričardas Gavelis: Vilnius Poker

Buchcover „Vilnius Poker“ von Ricardas GavelisWohl kein Zufall, dass „Vilnius Poker“ bereits 1989 erschienen, aber jetzt erst auf Deutsch erhältlich ist – und die Erstveröffentlichung kurz nach dem Fall der Mauer liegt. Ričardas Gavelis musste das Manuskript vor der Regierung verstecken, immerhin ist es eine beißende Kritik an der Sowjetherrschaft in Litauen. Personifiziert wird diese durch Vytautas Vargalys, den vernarbten, sexbesessenen Ich-Erzähler, der Straflager und Folter überlebt hat und heute eine dämonische Weltverschwörung aufdecken will. Mit postmodernen Perspektivwechseln, surrealen und übernatürlichen Sequenzen, Sex und Gewalt beschreibt Gavelis ein verfluchtes Vilnius, dessen Bürger:innen nur die Wahl zwischen Blindheit und Wahnsinn bleibt. Dabei baut er Referenzen an alle paranoiden Autoren von Dostojewski bis Kafka ein, als sein größter Einfluss allerdings entpuppt sich im Laufe des Romans „Ulysses“. Am Ende hat Gavelis für Vilnius das geleistet, was Joyce für Dublin geschaffen hat: ein funkelndes literarisches Denkmal, das seinen Autor zu einer der wichtigsten Stimmen seines Landes gemacht hat.

S. Fischer, 2024, 688 S., 32 Euro

Aus d. Lit. v. Claudia Sinnig

2. Rónán Hession: Ghost Mountain

Die besten Bücher im Januar 2025: Buchcover „Ghost Mountain“ von Rónán HessionIn der Nähe eines namenlosen irischen Dorfes erscheint über Nacht, wie aus dem Boden gewachsen, ein Berg. Schon bald wird er als Ghost Mountain in der ganzen Region bekannt. Sein Auftauchen ist unerklärlich, doch Autor Rónán Hession interessiert sich in seinem dritten Roman weniger für die Lösung des Rätsels als auf die Auswirkungen, die der geheimnisvolle Hügel auf eine Gruppe von Leuten in seinem Umfeld hat. Zum Beispiel auf Ruth, deren Besessenheit von Ghost Mountain die tiefen Gräben in ihrer Ehe zu Ocho offenbart. Oder auf die Entdeckerin des Bergs, deren Hund an dessen Hang erstickt ist. Oder auf den Mann, der anfangs nur als der stadtbekannte Säufer bekannt ist. Sie alle werden im Laufe des Romans tiefgreifende Veränderungen durchmachen, die unmöglich vorherzusehen sind.

Es sind linkische und fehlerhafte Figuren, mit denen Hession sein kleines Universum bevölkert. Doch er schildert ihre verschrobenen Gedankengänge mit so viel Wärme, dass wir ihre Eigenheiten und Obsessionen nachvollziehen können. Dabei entwickeln sich die Konstellationen in ungeahnte Richtungen, und es ergibt sich ein komplexes Beziehungsgeflecht, das sich über mehrere Generationen erstreckt. Was „Ghost Mountain“ trotz seiner bizarren Charaktere und absurden Wendungen davor bewahrt, als eine Kollektion allzu willkürlicher Episoden zu enden, ist einerseits Hessions lakonischer Humor, zugleich aber ein Unterton tiefer Tragik. Tod, Trauer und Leid bleiben niemandem erspart, könnte eine der Botschaften des Romans lauten, und wenn das Leben überhaupt einen Sinn haben soll, dann muss man schon selbst dafür sorgen. Es ist sicher kein Zufall, dass Ghost Mountain seinen Namen daher hat, dass er so aussieht, als habe er ein Gesicht – aber eben nur aus einer ganz bestimmten Perspektive.

Blessing, 2024, 352 S., 24 Euro

Aus d. Engl. v. Andrea O’Brien

1. Marie Aubert: Eigentlich bin ich nicht so

Buchcover „Eigentlich bin ich nicht so“ von Marie AubertFrüher war sie nur: „die Dicke“. Die anstehende Konfirmation ihrer Nichte Linnea ist für Hanne der perfekte Anlass, ihrem beliebten Bruder Bård und ihrem verwitterten Vater Nils ungefragt die eigene Metamorphose zur erfolgreichen, geliebten, kosmopolitischen Großstädterin unter die Nase zu reiben. Bloß hat im norwegischen Dorf ihrer Kindheit niemand auf die große Hanne-Show gewartet. Alle haben genug mit sich selbst zu tun. Und während die mit Erwartungen völlig überfrachtete Feier näher rückt, droht die Familie, an alten Mustern zu zerbrechen. „Eigentlich bin ich nicht so“ heißt Marie Auberts fesselnder Familienroman, der durch die kapitelweisen Perspektivwechsel der vier Protagonist:innen den eigenen Buchtitel auflöst: Eigentlich ist hier nichts und niemand so, wie es scheint. Wie rasant, lustig und vor allem wahrhaftig Aubert das familiäre Kommunikationsversagen verhandelt, macht großen Spaß. Und weil sie durch das Aussprechen des ewig Verschwiegenen wieder zur Liebe findet, könnte dieses Buch die perfekte Entlastungsliteratur für all diejenigen sein, denen die weihnachtliche Familienzusammenkunft noch immer in den Knochen steckt – oder schon jetzt den Angstschweiß auf die Stirn treibt.

Rowohlt, 2024, 208 S., 22 Euro

Aus d. New. v. Ursel Allenstein u. Stefan Pluschkat

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