Die besten Bücher 2025: Empfehlungen für den Mai

Die Open-Air-Lesesaison ist eröffnet: Die besten Bücher im Mai 2025 mit Colum McCann und Yasmina Reza.
Mit 13 hat die auf Instagram gefeierte Autorin und taz-Kolumnistin Sarah Lorenz die Schule abgebrochen. Jetzt veröffentlicht sie ihren Debütroman „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ über eine verschwendete Jugend – und könnte mit dem unsere Liste der besten Bücher im Mai 2025 anführen. Der Roman „Jede Sekunde“ hat gerade mal 95 Seiten, doch der flammende Appell, jede Sekunde des Lebens zu nutzen, steht womöglich auf unserer Liste der besten Bücher im Mai 2025 ganz oben. Und auch Colum McCann will auf unserer Liste der besten Bücher im Mai 2025 hoch hinaus. Vor einem akribisch recherchierten Hintergrund erzählt er in „Twist“ eine überraschend menschliche Geschichte über die unsichtbaren Bande, die uns alle aneinander binden.
Auch Ricarda Messner hat sich mit „Wo der Name wohnt“ ihren Platz auf unserer Liste der besten Bücher im Mai 2025 verdient. Das Debüt der Mitbegründerin des Flaneur-Magazine ist kaum noch ein autofiktionaler Roman, sondern vielmehr eine akribische Spurensuche und ein zärtliches Erinnern an ihre lettisch-jüdischen Großeltern mütterlicherseits. Natürlich steht auch Yasmina Reza auf unserer Liste der besten Bücher im Mai 2025, denn „Die Rückseite des Lebens“ ist eine spannende Mixtur aus Kindheitserinnerungen, Alltagsbeobachtungen und Dokumentation von französischen Strafprozessen. Und schließlich ist da noch der grandiose Debütroman von Amira Ben Saoud: Führt die Dystopie „Schweben“ unsere Liste der besten Bücher im Mai 2025 an?
Die besten Bücher im Mai 2025
6. Yasmina Reza: Die Rückseite des Lebens
Es ist eine ungewöhnlliche Mischung, die die französische Dramatikerin und Schriftstellerin Yasmina Reza uns mit dem neuen Buch vorlegt. Vignetten aus ihrem eigenen Leben (Reza trifft Imre Kertész, Luc Bondy, Bruno Ganz) und ihrer Kindheit, Alltagsbeobachtungen in Venedig, Dokumentationen von französischen Strafprozessen, bei denen sie Beobachterin war. Oft geht es um das Alter, den Tod, die Vergänglichkeit, im Grunde auch in den Gerichtstexten, die mal von Nicolas Sarkozy, meist von Müttermorden an den eigenen Kindern erzählen, von Massakern an ganzen Familien, von Unfällen bei der Seenotrettung. Eine ungeheure Tragik ist diesen Schicksalen inne, und Reza geht ein ums andere Mal die Justiz an, die mit schnöden Fakten, Zahlen und Paragrafen dem beizukommen versucht, was das Leben auf der Negativseite des Habens für seine Empfänger bereithält, und was sich der Beurteilung durch eine Judikative im Grunde entzieht: Verzweiflung, Schicksal, Ausweglosigkeit. Ein Buch von packender Dunkelheit, in seiner Nüchternheit umso wirkungsvoller.
Hanser, 2025, 200 S., 24 Euro
Aus d. Franz. v. Claudia Hamm
5. Ricarda Messner: Wo der Name wohnt
Wer einmal zum Haus oder zur Wohnung seiner Kindheit zurückgekehrt ist, wird das diffuse Gefühl kennen, wenn sich Vergangenheit und Gegenwart auf sonderbare Weise verkeilen. Bilder, Gerüche, Worte und Gegenstände drängeln sich um die Wette durch den schmalen Kanal der Erinnerung und beginnen, eine Geschichte zu erzählen. Und eine solche Geschichte ist Ricarda Messner mit „Wo der Name wohnt“ gelungen. Das Debüt der Mitbegründerin des Flaneur-Magazins ist kaum noch ein autofiktionaler Roman, vielmehr eine akribische Spurensuche und ein zärtliches Erinnern an ihre lettisch-jüdischen Großeltern mütterlicherseits. Gemeinsam haben sie alle in der Hausnummer 36 und 37 in Berlin gelebt, bis irgendwann der Großvater gestorben und die Großmutter ausgerechnet zwischen den beiden Wohnhäusern gestürzt ist. Ein Glastisch, ein Ledersessel und ein Topf in der Wohnung der Großeltern weisen in die Kindheit Messners und darüber hinaus. Bis zum lettischen Familiennamen Levitanus, bis ins Rigaer Ghetto, bis zu 72 000 ermordeten lettischen Jüd:innen. Elegant biegt und beugt Messner dabei die Zeit bis zur Gleichzeitigkeit und gibt dem, was gerne als hybride Identität verfachwortet wird, eine Sprache – und zwar auf Russisch, Lettisch und Deutsch.
Suhrkamp, 2025, 170 S., 23 Euro
4. Colum McCann: Twist
Trotz Cloud und Satelliten läuft das Internet auch im 21. Jahrhundert noch über Glasfaserkabel, die auf dem Meeresgrund liegen. Das ist nur einer der manchmal überraschenden Fakten, die man beim Lesen von Colum McCanns neuestem Roman lernt, der mit jeder Menge Fachwissen geschrieben wurde, wie man es von dem ehemaligen Journalisten gewohnt ist. Auch sein Ich-Erzähler Anthony Fennell ist Journalist, er soll eine Story über eins der Schiffe schreiben, das vor der Küste Afrikas Kabelbrüche repariert und so das globale Netz am Laufen hält. Besonders der Missionschef Conway und seine Frau Zanele faszinieren ihn, werden für den alkoholischen, seinem Sohn entfremdeten Anthony zum Sinnbild der weltumspannenden Gemeinschaft. Doch dann wird Zanele, die als Schauspielerin nach London gegangen ist, angegriffen, während die Männer auf See festsitzen. Kurz darauf verschwindet Conway spurlos … Vor dem akribisch recherchierten Hintergrund erzählt McCann eine überraschend menschliche Geschichte über die unsichtbaren Bande, die uns alle aneinander binden – zugleich zerbrechlich und unzerstörbar. Zumindest, solange sich immer wieder jemand findet, um sie zu reparieren.
Rowohlt, 2025, 416 S., 28 Euro
Aus d. Engl. v. Thomas Überhoff
TOP 3
3. Nicolas Mathieu: Jede Sekunde
Was hilft noch gegen „diese Millionen Stunden voller Zwänge, im Büro, am Strand oder hinterm Steuer“, in denen wir „dieses Tagwerk vollbringen, dieses Chaos aus Gier, panischer Angst und Zahlen, das uns als Zivilisation gilt“, dieser „große Maschinerie zur Steigerung des Reichtums?“ Der französische Prix-Goncourt-Gewinner Nicola Mathieu weiß es: Nur ein emotionaler und sexueller Urzustand hilft als Ausflucht aus der unermesslichen Trostlosigkeit und Fremdbestimmtheit der Welt. Sinnlich und atemlos beschreibt er in seiner Autofiktion eine leidenschaftliche Affäre zwischen zwei Verheirateten, die im Tagwerk des Familienlebens gefangen sind. Hier gelten keine strengen Zeitpläne, Geschäftsreisen oder kranke Kinder. Erfüllung liegt hier im Moment, dem Geräusch nackter Füße auf dem Parkettboden, herumliegenden Zigaretten, dem Arsch der Frau und der totalen Sehnsucht. „Jede Sekunde“ ist der flammende Appell, jede Sekunde des Lebens zu nutzen, und nichts anders als das vehemente Verlangen nach einer anderen Moderne, in der die Empfindung wichtiger ist als das E-Meeting.
Hanser, 2025, 95 S., 20 Euro
Aus d. Franz. v. André Hansen u. Lena Müller
2. Amira Ben Saoud: Schweben
Die Protagonistin des Romans verdient ihr Geld, indem sie – wie sie es selbst formuliert – Begegnungen anbietet: Sie imitiert andere Frauen, deren Angehörige nicht mit dem Verlust der Geliebten, der Ehefrau, der Tochter zurechtkommen. Dabei vermeidet sie Todesfälle, ihre Arbeitgeber sind in der Regel Verlassene, und sie arbeitet sich so richtig method-acting-mäßig à la Robert De Niro in ihre Rollen ein. Natürlich ist das Setting wichtig: „Schweben“ ist ein dystopischer Roman, der nach der ökologischen Katastrophe spielt und eine zersplitterte Welt zeichnet, die aus streng abgeriegelten Siedlungen besteht. Zwischen den Siedlungen gibt es Warenaustausch, ansonsten ist jeder Kontakt strengstens untersagt, und es heißt, wer die Grenze einer Siedlung überschreitet, wird umkommen, bevor er eine andere Siedlung erreicht. Die Macht liegt bei einem autoritären System, dass ein Gewaltverbot unter Androhung von Gewalt durchsetzt, aber natürlich gibt es Jugendliche, die sich an schummrigen Orten treffen, um sich gegenseitig eine reinzuhauen. Zu Unruhen kommt es, als einige Menschen herausfinden, dass sie die Fähigkeit des Schwebens besitzen: Sie lassen den tristen Boden der Tatsachen hinter sich, obwohl auch das Risiko besteht, dass sie abstürzen und sterben.
Der Plot ist ungemein spannend, und das vor allem auch, weil Amira Ben Saoud ganz nah bei ihrer Protagonistin bleibt und ein tiefenscharfes Psychogramm dieser Figur entwirft, die ja eigentlich nicht zu fassen ist. Wir hören mal kurz rein: „Genügend Menschen verblieben gerne in ihren selbstzerstörerischen Gewohnheiten, waren besessen von dem, was ihnen nicht guttat.“ Und die Heldin sinniert weiter über ihr Geschäftsmodell: „Ich wusste zwar, dass manche Menschen genau das in einer anderen Person suchten, was sie zur Verzweiflung brachte, ich war mir aber nicht sicher, ob es genug Leute geben würde, die sich das nicht nur eingestanden, sondern daran auch nichts ändern wollten.“
Zsolnay, 2025, 190 S., 23 Euro
1. Sarah Lorenz: Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
In der Bravo erfährt Elisa 1998 vom Punkertreffpunkt schlechthin: Kölner Domplatte – die deutsche King’s Road gewissermaßen. Oder zumindest ein Ort, an dem sich Elisas erklärtes Ziel, schnellstmöglich eine Heroinabhängigkeit zu kultivieren, bestens verwirklichen lässt. Trost hat die 13-Jährige auf ihrem Irrweg durch Jugendschutz- und Jugendwohneinrichtungen bislang nur in Büchern gefunden, jetzt müssen härtere Geschütze her. Immerhin hatte Christiane F. bereits mit 12 den ersten Heroin-Rausch, was Elisa fast zur Spätzünderin macht.
Und so zieht es die Ich-Erzählerin in eine Welt der besetzten Häuser, der Drogen, des Alkohols. Voller Mitte zwanzigjähriger Johnny-Rotten-Look-alikes, die es völlig normal finden, mit 13-jährigen Mädchen zu schlafen. Der einzige Konsens, der hier herrscht, heißt: Absturz. „Das Gewand des Nonkonformismus versucht in dieser Szene, viele Übergriffe zu bemänteln“, erinnert sich die 39-jährige Elisa, die durch Sarah Lorenz’ autofiktionalen Debütroman geleitet.
Was wie eine Abrechnung mit der deutschen Punkszene und ihren Männern klingt, ist jedoch so viel mehr. „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ ist eine dreckig-gewitzte, doch nicht minder strahlende Geschichte von einer, die auszog, um die Liebe zu finden: voller Herzblut und Leben, getrieben von Sehnsüchten und Träumen. „Zur Heimat erkor ich mir die Liebe“, zitiert das Epigraf die jüdische Lyrikerin Mascha Kaléko, in deren so zugänglicher Dichtung sowohl Lorenz als auch ihre Protagonistin Halt finden. Wie Anker ziehen sich Kalékos Gedichte durch die fragmentarischen Erinnerungen. Sie sind das Kontrastmittel für Elisas Innenleben und womöglich auch der Grund dafür, wieso weder Elisa noch Lorenz je ihre Hingabe, ihren Witz oder gar ihren Glauben an Wunder aufgegeben haben. Gründe dafür gäbe es genug.
Rowohlt, 2025, 224 S., 24 Euro
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