Die besten Bücher 2026: Empfehlungen für den Januar
Neues Jahr, neue Lieblingsbücher: Die besten Bücher im Januar 2026 mit Anna Maschik, Salman Rushdie und Bora Chung
In fünf Erzählungen beschäftigt sich Salman Rushdie mit der Endlichkeit des Lebens – ganz eindeutig auch der seines eigenen. Und natürlich zählt „Die elfte Stunde“ zu den Favoriten auf unserer Liste der besten Bücher im Januar 2026. Mit dem YouTube-Kanal „Auf Klo“ hat sie von 2016 bis 2023 über Sex aufgeklärt und mit ihrer Offenheit begeistert. Was die Journalistin Maria Popov damals für sich behalten hat: Sie ist asexuell. Gut möglich also, dass es auch „Kein Bock Club“ auf unserer Liste der besten Bücher im Januar 2026 ganz weit nach oben schafft. Oder führt Anna Maschik mit ihrem Debüt unsere Liste der besten Bücher im Januar 2026 an? „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ ist ein Roman, den man riechen, hören und vor allem fühlen kann.
Science-Fiction mag oft in der Zukunft spielen, letztlich geht es doch immer um unsere Gegenwart. Nirgendwo ist das deutlicher als in der neuen Kurzgeschichtensammlung von Bora Chung. Zahlt sich das für „Dein Utopia“ auf unserer Liste der besten Bücher im Januar 2026 aus? Auch PeterLicht hat ein neues Buch, mit dem er auf unserer Liste der besten Bücher im Januar 2026 ganz weit nach vorn kommen möchte: „Wir werden alle ganz schön viel ausgehalten haben müssen“ ist grandioser Irrwitz. Und auch ein Außenseiter geht auf unserer Liste der besten Bücher im Januar 2026 an den Start: „Talisman“ von Péter Stefanovicz.
Die besten Bücher im Januar 2026
6. PeterLicht: Wir werden alle ganz schön viel ausgehalten haben müssen
Teils zweizeilige Gedichte, teils zweiseitige Essays, teils dialogische Endloskonversationen, die ins Nichts führen: Was PeterLicht da in seinem neuen Buch aufführt, grenzt oft an Irrwitz. Der Musiker, Dramatiker, Kolumnist und vor allem Gesellschaftskritiker versteht es wie kaum ein anderer, Gesprächsschnipsel und Alltagsbeobachtungen zu verwerten und in kleine wie große Absurditäten umzuwandeln, die den grotesken Zustand der heutigen Realität festhalten und zugleich auch schon wieder verwerfen. Kapitalismus, Depressionen, Krankheiten, Musik: Es gibt weniges, das der Schriftsteller nicht in seine Perspektive auf die Gegenwart eingebaut bekommt. Und es gibt weniges, das so viel Spaß macht, wie die eigenen Gedanken damit abzugleichen. Mit seinem Lied vom Sonnendeck landete PeterLicht 2001 den Underground-Sommerhit. Nach drei Studio- Alben erschien sein erstes Buch „Wir werden siegen – Buch vom Ende des Kapitalismus“. 2008 folgte „Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des 3. Jahrtausends“, wofür er den Publikumspreis und den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt erhielt. 2014 erschienen das Buch und das gleichnamige Album „Lob der Realität“. 2019 wurde sein Theaterstück „Tartuffe oder das Schwein der Weisen“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Eine Zeitlang war er Kolumnist der Süddeutschen Zeitung. Bei Tropen erschien 2021 sein Roman „Ja okay, aber“. 2024 veröffentlichte er das achte Studio-Album „ALLES KLAR“.
Tropen, 2025, 255 S., 22 Euro
5. Maria Popov: Kein Bock Klub
Mit dem YouTube-Kanal „Auf Klo“ hat sie von 2016 bis 2023 über Sex aufgeklärt und mit ihrer Offenheit begeistert. Was die Journalistin Maria Popov damals für sich behalten hat: Sie ist asexuell. Das gibt die 32-Jährige nun erstmals in ihrem biografischen Sachbuch preis. Beinahe ein Tabubruch, leben wir doch in einer sexpositiven Gesellschaft. Was es bedeutet, Sex im eigenen Leben zu dezentralisieren, analysiert Popov mit queerfeministischem Blick auf Literatur und Wissenschaft. Ihren Weg von Scham hin zur Selbsterkenntnis verhandelt sie in persönlichen, humorvollen Anekdoten. Dabei stellt sie klar, wie befreiend es sein kann, sich – vorübergehend oder langfristig – in den Kein-Bock-Club einzureihen und die vielfältigen Varianten von Nähe kennenzulernen.
kiwi space, 2025, 320 S., 18 Euro
4. Péter Stefanovicz: Talisman
Die Brüder Khaled und Hakim gehören zu den Hazara, der schiitischen, persischsprachigen Minderheit Afghanistans. Das Gepäck der Familie ist leicht, die Arbeit hart, Umbruch alltäglich. Noch als Kinder werden sie allein nach Iran geschickt, entzweien sich, verlieren sich aus den Augen. Jetzt, auf Lesbos gestrandet, zieht Hakim in seinem Tagebuch Bilanz. In „Talisman“ gelingt Péter Stefanovicz, der selbst mal in einem Auffanglager gearbeitet hat, was UNICEF oder Amnesty in ihren Kampagnen oft nicht hinbekommen: Geflüchtete – in diesem Fall noch Flüchtende – zu re-humanisieren, sie aus der Statistik zu heben, mit einem Namen, einer Liebe und Sprache zu versehen, kurz: mit einem Leben. Dass dabei Erinnerungen durcheinander geraten, auch mal B auf K und nicht auf A folgt, ist nur natürlich. Aber Stefanoviczs klare Sprache traut sich und den Ellipsen. Allein: zum besseren Verständnis bitte ein Persischlexikon bereithalten.
Edition fabrik.transit, 2025, 80 S., 17 Euro
TOP 3
3. Bora Chung: Dein Utopia
Science-Fiction mag oft in der Zukunft spielen, letztlich geht es doch immer um unsere Gegenwart. Nirgendwo ist das deutlicher als in dieser Kurzgeschichtensammlung von Bora Chung, in der die Autorin futuristische Szenarien einsetzt, um die absurden und verstörenden Momente unseres Alltags zu verschärfen: Der Stress des Bürolebens ist umso unerträglicher, wenn alle Angestellten potenziell ewig leben („Das Institut zur Erforschung der Unsterblichkeit“), ein Aufzug mit Gefühlen versteht nicht, dass die neue Mieterin nichts von ihm wissen will („One more Kiss, Dear“), und um die Umwelt zu retten, müssen die Pflanzen sich wehren („Samen“). Trotz schwarzem Humors geht es Chung um todernste Themen wie häusliche Gewalt („Maria, Gratia Plena“) oder Transphobie („Sie zu treffen“). An Utopien und Versöhnung ist sie, entgegen des Titels der Sammlung, eher weniger interessiert: Die meisten Geschichten kippen ins Groteske oder enden in einem Twist, und mit „Das Ende der Reise“ schafft sie es gar, die Zombie-Apokalypse wieder gruselig zu machen. Oder liegt das nur an den offensichtlichen Parallelen zur Covid-19-Pandemie?
CulturBooks, 2025, 264 S., 24 Euro
Aus d. Korean. v. Ki-Hyang Lee
2. Salman Rushdie: Die elfte Stunde
Zuletzt hat sich Salman Rushdie in „Knife“ mit der brutalen Messerattacke auseinandergesetzt, die ihn 2022 fast das Leben gekostet hätte. Mit „Die elfte Stunde“ kehrt er nun zur Fiktion zurück, doch die Sterblichkeit beschäftigt ihn weiterhin: In fünf Erzählungen befasst sich der 78-Jährige mit der Endphase des Lebens, in der Menschen Bilanz ziehen und über ihr Vermächtnis nachdenken. Und so unglaublich, teilweise übernatürlich diese Geschichten sind, so schimmert wie so oft doch Rushdies eigene Biografie durch, etwa in den drei Ländern, in denen er sie ansiedelt. In Chennai kabbeln sich zwei alte Nachbarn täglich, doch als der eine stirbt, bleibt der andere untröstlich zurück („Im Süden“). In Mumbai nutzt eine junge Pianistin ihre magischen Kräfte, um sich aus den Fängen der Familie ihres schwerreichen Ehemanns und ihren Vater aus einem Kult zu retten („Die Musikerin von Kahani“). Und im Cambridge der 70er braucht der Geist eines verstorbenen Dozenten die Hilfe einer indischen Studentin, um eine alte Rechnung zu begleichen („Saumselig“). Mit „Oklahoma“ wird es dann zunehmend postmodern: Rushdie präsentiert die Geschichte als Fragment eines fiktiven Autors, nimmt Kafka, Goya und die Autofiktion mit auf eine verwirrende Reise in die USA, bei der es um die Macht – und die Tücken – des Schreibens geht. Ans Ende setzt er die kurze Fabel „Der alte Mann auf der Piazza“, ein Plädoyer für die Sprache und die Redefreiheit. Womöglich ist es geschmacklos, sich zu freuen, dass Rushdie nach dem notwendigen, aber trockenen „Knife“ wieder Freude am Fabulieren gefunden hat. Oder vielleicht ist es genau in seinem Sinne. Denn einmal mehr erweist er sich hier als ganz großer Geschichtenerzähler, der überbordende Fantasie mit klaren politischen Bezügen zu vermengen mag wie kaum ein zweiter. Ganz offensichtlich ist er sich darüber im Klaren, dass er nicht ewig wird erzählen können. Umso kostbarer sind diese fünf Beispiele seines Könnens.
Penguin, 2025, 288 S., 26 Euro
Aus d. Engl. v. Bernhard Robben
1. Anna Maschik: Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten
„Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten, heißt es. Die Schweine verraten dich mit ihrem entsetzlichen Geschrei, die Schafe aber sterben still.“ Es ist ein blutrünstiger Einstieg, mit dem Anna Maschik ihren Debütroman beginnt. Wir wohnen Henrike und einer während des Zweiten Weltkrieges verbotenen Privatschlachtung bei. Den Bolzenschussapparat noch im Anschlag, die Brustknochen des Tieres aufklappend wie ein Buch, tauchen wir ein in eine transgenerationale Familiengeschichte. Henrike, Hilde, Miriam und Alma heißen die vier Mütter und Töchter, um die sich die folgende Fragmentesammlung dreht. „Eingeweidenschau“ nennt es Alma, die allwissende Erzählerin und Henrikes Urenkelin, die durch die Jahrzehnte fliegt und dabei Dinge überspringt und auslässt. Wie soll sie es auch besser wissen? Schließlich ist „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ kein Epos, sondern ein Flickenteppich wie jede Familiengeschichte. Den Leerstellen vermag Maschik handwerklich herausragend Herr zu werden, indem einige Seiten bloß mit kurzen Listen oder Erinnerungsfetzen auskommen. Da ist das Wie oft viel entscheidender als das Was. Und so gleiten wir mit Alma durch die Epochen und durch diesen fast körperlichen, überaus ambitionierten Roman, den man riechen, hören und vor allem fühlen kann. Spürt Maschik hier doch auch einer leisen Weiblichkeit nach, die oft im Heimlichen und hinter den abwesenden und schweigenden Männern versteckt bleibt. Die Parallelen zu „In die Sonne schauen“, der diesjährigen deutschen Oscar-Nominierung, sind dabei bemerkenswert. Diesen formstarken Roman angemessen zu inszenieren, dürfte allerdings an Unmöglichkeit grenzen.
Luchterhand, 2025, 240 S., 23 Euro
Riskieren Sie auch einen Blick auf unsere Liste der besten Bücher im Dezember 2025!