Die besten Krimis 2023: Empfehlungen für den Dezember
Zu den Feiertagen wird es blutig! Die besten Krimis im Dezember 2023 mit Hjorth & Rosenfeldt, Viveca Sten und Pascal Garnier.
Völlig klar, wer unsere Liste der besten Krimis im Dezember 2023 anführt, schließlich veröffentlichen Hjorth & Rosenfeldt mit „Die Schuld, die man trägt“ den achten Teil ihrer Bestsellerreihe um Profiler Sebastian Bergmann. Oder zieht Viveca Sten mit dem zweiten Band ihrer Polarkreiskrimireihe an ihren Landsmännern vorbei? Vielleicht gibt es aber auch eine Überraschung, und Pascal Garnier führt mit dem französischen Noir „Der Beifahrer“ unsere Liste der besten Krimis im Dezember 2023 an. Lukas Erler geht mit dem zweiten Fall der Frankfurter Rechtsanwältin Carla Winter ins Rennen. Matthias Wittekindt lässt Kriminalkommissar Manz und seinen Kollegen Borowski in Neukölln ermitteln. Und Zoë Beck steht mit dem verstörenden Near-Future-Noir „Memoria“ auf unserer Liste der besten Krimis im Dezember 2023.
Die besten Krimis im Dezember 2023
6. Matthias Wittekind: Fünf Frauen
„Er sieht aus, als wäre er … Der sieht aus wie geröstet“ Kriminalkommissar Manz und sein Kollege Borowski werden im Frühsommer 1983 zu einer verwüsteten Neuköllner Altbauwohnung gerufen. In ihr liegt der allseits beliebte Pfarrer Busse tot und mittlerweile eingetrocknet wie eine Mumie. Warum wurde er nicht schon früher entdeckt? Bei Befragungen der Hausgemeinschaft zweifelt Manz immer mehr an der Glaubwürdigkeit der Aussagen. Krimiautor Matthias Wittekind schafft durch beklemmende Szenen und entlarvende Dialoge eine stimmige Zeit- und Milieustudie, die mitsamt Manz’ Familiengeschichte die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet.
Kampa, 2023, 352 S., 19,90 Euro
5. Lukas Erler: Das falsche Opfer
Sitzt jemand mit einem blutverschmierten Küchenmesser vor der Haustür, sollte man misstrauisch sein. Von der verstörten Natascha droht jedoch keine Gefahr für Rechtsanwältin Carla Winter. Vielmehr gesteht sie, gerade ihren gewalttätigen Freund Ahmad in Notwehr getötet zu haben, und bittet Carla, sie zu verteidigen. Zunächst erscheint ihre Aussage plausibel, und alle Spuren und Indizien bestätigen den geschilderten Tathergang. Allerdings sind nach und nach Unstimmigkeiten erkennbar. Carla setzt bei den Recherchen auf den neuen Möchtegern-Philip-Marlowe, der es mit Starthilfe ihrer resoluten Sekretärin ins Team geschafft hat. Ritchie mit seiner Reibeisenstimme erweist sich dann auch als der richtige Mann, um in Offenbach unerwartete Dinge über den arabischstämmigen Ahmad zu ermitteln. Krimiautor Lukas Erler reizt im zweiten Band mit seiner Frankfurter Rechtsanwältin die Stärken seiner Figuren aus und lässt es dabei sympathisch menscheln.
Tropen, 2023, 272 S., 18 Euro
4. Viveca Sten: Tief im Schatten
Eben noch wird mit dem Fleischhammer das Elchfilet weichklopft, wenig später dann das Gesicht eines Mannes zerschmettert. Der bekannte Skifahrer Johan Andersson erliegt der grausamen Misshandlung und wird steifgefroren bei minus zwölf Grad im Wald nahe dem Provinznest Åre gefunden. Bald darauf kämpft die schwangere Rebecka in einem eisigen Schneesturm verzweifelt um ihr Leben. Beim zweiten Band der Polarkreis-Krimireihe von Viveca Sten fröstelt es einem selbst unter der Daunendecke. Doch fiebert man mit, wenn Hanna Ahlander und Daniel Lindskog im erzkatholisch geprägten Nordschweden bei ihren Ermittelungen gehörig ins Schlittern geraten. Weder patriarchale Ehemänner noch scheinheilige Pastoren schaffen es allerdings, Seitensprünge oder gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu unterdrücken. Also doch keine ganz gottlose Gegend dort oben …
dtv, 2023, 512 S., 24 Euro
Aus d. Schwed. v. Dagmar Lendt
TOP 3
3. Zoë Beck: Memoria
Wenn die Zukunft schon nicht rosig ist, sollte zumindest Vergangenes nicht vernebelt sein. Zoë Beck dreht in ihrem verstörenden Near-Future-Noir nur etwas an der Uhr: Wetterkapriolen, eine prekäre Wohnsituation und Strommangel sind alltäglich für Harriet. Nach einer verpfuschten Hand-OP hält sich die ehemalige Pianistin als Klavierstimmerin in Frankfurt gerade so überm Bürgergeld. Immer wieder wird sie von Albträumen geplagt, die in einer diffusen Vergangenheit verortet sind. Eines Tages rettet sie eine Frau vor einem Waldbrand, indem sie diese instinktiv mit einem Auto in Sicherheit bringt. Nachträglich zu Harriets eigenem Erstaunen, kann sie doch überhaupt nicht fahren. Nur eine von vielen Merkwürdigkeiten, die sie im Laufe der wendungsreichen Geschichte nicht mit ihren Erinnerungen in Einklang bringt. Ist sie etwa das Opfer einer Manipulation geworden, um ein Verbrechen in Vergessenheit zu halten?
Suhrkamp, 2023, 280 S., 16,95 Euro
2. Pascal Garnier: Der Beifahrer
Wer nachmittags im Bademantel mit Lego spielt, ist entweder ein glückliches Kind – oder sucht gerade eine Auszeit vom Erwachsensein. Fabien ist nicht erst seit dem Unfalltod seiner Frau Sylvie vom Leben jenseits der 40 überfordert. Die Ehe war längst nur noch Einsamkeit zu zweit, beruflich läuft nichts. Jetzt kommt er immerhin bei seinem frisch geschiedenen und leicht verpeilten Kumpel Gilles unter und spielt kindlich entrückt mit dessen kleinen Sohn. Doch zugleich plagt Fabien quälende Eifersucht: Sylvie starb bei dem Autocrash in der Nähe von Dijon zusammen mit ihrem heimlichen Liebhaber. Nun will sich Fabien für die Schmach durch die erlittene Untreue rächen und dessen Witwe Martine ins Bett bekommen. Doch Martine – ein blasses Blondchen um die 30 – ist pausenlos mit ihrer älteren Freundin Madeleine zusammen. Getarnt mit Wendejacke und Perücke stellt Fabian ihnen nach. Bricht sogar leichtfertig in Martines Wohnung ein und folgt den beiden Frauen incognito auf eine Urlaubsreise nach Mallorca. Tatsächlich kommt er dort seinem Ziel nah, doch droht die misstrauische Madeleine seine wahre Identität zu lüften und seine Absicht zu durchschauen. Der französiche Krimiautor Pascal Garnier (1949-2010) lässt sträflich unterschätzte Frauen für ihr Glück einiges riskieren und führt zugleich infantile Männer in ihrer Lächerlicheit vor. Wer da aber erstaunt einen letzten Blick in den Lauf einer Pistole richtet und wie viele Leichen in eine Landhaus-Tiefkühltruhe passen – das ist nicht vorhersehbar. Fünf Schüsse, sechs Tote, ein ausgestopfter Hirschkuhkopf und staubtrockener Humor von der rabenschwarzen Sorte. Das ist allerfeinster französischer Noir, endlich in deutscher Übersetzung.
Septime, 2023, 144 S., 20,60 Euro
Aus d. Franz. v. Felix Mayer
1. Hjorth & Rosenfeldt: Die Schuld, die man trägt
Was für eine Sauerei im Schweinestall! Eine Frau wird ertränkt und anschließend auf dem gülligen Boden den Borstentieren zum Fraß vorgelegt. An eine Stallwand hat jemand mit roter Farbe eine Ziffernfolge gepinselt – und die Aufforderung, dass Sebastian Bergmann den Fall lösen soll. Ja, solche Inszenierungen liebt der eigenwillige Kriminalpsychologe. Deswegen darf er also doch wieder – wenngleich nur inoffiziell – mit der Reichsmordkommission unter Leitung seiner Tochter Vanja zusammenarbeiten, die unter enormen Erfolgsdruck steht. Der Einheit droht nämlich die Auflösung, nachdem ausgerechnet mit ihrem hochgeschätzten Kollegen Billy ein lang gesuchter Serienmörder in den eigenen Reihen entlarvt wurde. Für einen schnellen Erfolg könnten die zwei neuen Kollegen hilfreich sein. Die beiden müssen sich jedoch dafür von null auf hundert in das Team integrieren, was mit Sebastian nicht gerade leicht ist.
Dem ehemals hoch angesehenen Profiler eilt sein übler Ruf als arroganter Dreckskerl voraus, der durch seine eigenbrötlerische Art und sein egoistisches Verhalten immer wieder bestätigt wird. Nicht zuletzt seine Sexsucht hat mehrere Leben beschädigt. Sebastian konnte nie verkraften, dass der verheerende Tsunami im Jahr 2004 seine Frau und seine Tochter Sabine aus dem Leben gerissen hat. Jetzt verbeißt er sich in der vagen Hoffnung, dass Cathy – die Tochter seines gerade verstorbenen Freundes Tim Cunningham – in Wirklichkeit vielleicht Sabine ist. Auch Cathy wurde nach dem Tsunami vermisst, ist später jedoch wieder aufgetaucht. Verrennt Sebastian sich da komplett in seinem Wunschdenken?
Auch im achten Band der Langzeitserie haben die Morde – natürlich bleibt es nicht nur bei der toten Frau – eine Verbindung zu Sebastians Vergangenheit und sind durch Rachegedanken an ihn getragen! Nicht alles ist da so leicht zu lösen wie das Rätsel der Ziffernfolge, und zudem wissen Hjorth und Rosenfeldt auch immer wieder mit völlig unvorhersehbaren Wendungen zu punkten. Da erhalten Figuren aus vergangenen Teilen die unerwartete Chance auf eine Wiederkehr, und niemand aus der langjährig ans Herz gewachsenen Reichsmordkommission kann sich seines Lebens sicher sein. So erwacht in bei einem Inhaftierten plötzlich wieder der Killerinstinkt. Und jemand anderes wartet schon mit dem Filetmesser auf eine alte Liebe.
Wunderlich, 2023, 480 S., 25 Euro
Aus d. Schwed. v. Ursel Allenstein
Riskieren Sie auch einen Blick auf unsere Liste der besten Krimis im November 2023!