Die besten Krimis 2023: Empfehlungen für den Januar
Mit Hochspannung ins neue Jahr: Die besten Krimis im Januar 2023 mit Jo Nesbø und Iben Albinus.
Neues Jahr, neue Krimis. Klar, wenn Jo Nesbø mit „Blutmond“ endlich einen neuen Band seiner Harry-Hole-Serie vorlegt, dann ist eigentlich schon ausgemacht, wer den Spitzenplatz auf unserer Liste mit den besten Krimis im Januar 2023 besetzt. Oder? Vielleicht gelingt es ja John McMahon den Altmeister zu übertrumpfen, denn auch im zweiten Teil seiner Reihe um Paul Thomas „P.T.“ Marsh gibt es wieder gute Ratschläge von der Bulldogge Purvis. Auch das dänische Autorinnen-Duo Line Holm und Stine Bolther ist für eine Überraschung auf unserer Liste der besten Krimis im Januar 2023 gut, wenn es in „Brennender Zorn“ erneut einen historischen Kriminalfall mit der Gegenwart abgleicht. Zudem ist da das herausragende Debüt der dänischen Autorin Iben Albinus, die mit „Damaskus“ mal eben den Agentenroman neu definiert. Und wie schlägt sich Tom Lin auf unserer Liste der besten Krimis im Januar 2023? Mit „Die tausend Verbrechen des Ming Tsu“ liefert er einen schrägen Western-Gothic mit skurrilen Charakteren und spektakulären Wendungen.
Die besten Krimis im Januar 2023
5. Tom Lin: Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
Der chinesische Killer Ming Tsu durchquert 1869 auf seinem Rachetrip den unwirtlichen Westen der USA. Auf seiner Todesliste stehen die Namen derjenigen, die ihn als Arbeitssklave gequält haben, nachdem er vom Vater seiner weißen Geliebten Ada an eine Eisenbahngesellschaft verkauft wurde. Zusammen mit einem Propheten, der in die nahe Zukunft schauen kann und dem zwielichtigen Ringmeister mordet Ming sich bis nach Kalifornien, um Ada wiederzusehen. Schräger Western-Gothic, der durch skurrile Charaktere und makabere Wendungen einen Mordsspaß bereitet.
Suhrkamp, 2022, 304 S., 16 Euro
Aus d. Engl. v. Volker Oldenburg
4. Holm Bolther: Brennender Zorn
Etwas verfault im Staate Dänemark: Vier Millionen Nerze, die zur Pandemie-Bekämpfung im Jahre 2021 überhastet gekeult und vergraben wurden, vergammeln in Jütlands Sandboden. Sie drohen, das Grundwasser zu verseuchen und austretende Fäulnisgase vertreiben die Badegäste – also wieder raus mit den mittlerweile schleimigen Kadavern. Im recht unappetitlichen Beginn des zweiten Bands mit der Polizeihistorikerin Maria Just findet sich neben dem Nerz-Geschlonze auch das Skelett einer Frau. Wie sich herausstellt, wurde sie entweder während der deutschen Besatzung oder kurz nach Kriegsende durch einen Kopfschuss hingerichtet … Das dänische Autorinnen-Duo Line Holm und Stine Bolther verbindet kenntnisreich ein historisches Verbrechen mit der politisch aufgeheizten Stimmung der Gegenwart, die nicht nur aus Pandemiefrust zum Aufschwung einer rechtspopulistischen Partei führt. Spannender Thriller mit ungewöhnlichem Tiefgang.
Heyne, 2022, 592 S., 16 Euro
Aus d. Dän. v. Franziska Hüther u. Günther Frauenlob
Die besten Krimis im Januar 2023
TOP 3
3. John McMahon: Evil Men
Auf die Schießkünste von Remy Morgan kann sich ihr älterer Polizeikollege Paul Thomas „P.T.“ Marsh verlassen, wenn’s brenzlich wird. Zunächst ist im beschaulichen Mason Falls in Georgia jedoch Routine angesagt. P.T. und Remy finden den windigen Immobilienmakler Ennis Fultz tot in seinem Bett: Aus seinem Beatmungsgerät hat der Lungenkranke tödlichen Stickstoff statt Sauerstoff eingeatmet. Seine Freundschaft zum Bürgermeister und stellvertretenden Polizeichef macht den Mord brisant, doch vielleicht steckt nur eine Eifersuchtsgeschichte dahinter. Ex-Frau Connie könnte enttäuscht sein, dass das sichergestellte Viagra und ein gebrauchtes Kondom nichts mehr mit ihr zu tun haben.
Überwachungskameras zeigen das Auto von Suzy Kang zur vermuteten Tatzeit auf dem Weg zu Ennis’ Haus. Als Nobel-Nutte raubt sie in einem SM-Club professionell Männern den Atem – vielleicht hat sie das auch wortwörtlich bei einem Hausbesuch getan? Die Suche nach Suzy und dem verschwundenen Wagen führt zu einem herbeigeführten Autocrash. P.T. erkennt eine Verbindung zu dem Unfall mit Fahrerflucht, bei dem seine Frau und sein Sohn ums Leben gekommen sind. Seit dem traumatischen Ereignis meint er, von seiner Bulldogge Purvis gute Ratschläge zu bekommen. Führen diese im zweiten Band von John McMahons genialer Serie schon zur Aufdeckung der Intrigen, denen P.T. offensichtlich ausgesetzt ist?
Piper, 2022, 416 S., 13 Euro
Aus d. Engl. v. Sven-Eric Wehmeyer
2. Jo Nesbø: Blutmond
Jemanden bei vollem Bewusstsein das Gehirn kochen – auf diese Folter sind vor langer Zeit die Komantschen gekommen. Und da Jo Nesbø bei seiner Harry-Hole-Serie gerne mit realistischen Gewaltdarstellungen schockt, greift er auf solch fiese Ideen aus der Menschheitsgeschichte zurück. Im nunmehr 13. Band ist Nesbøs mittlerweile arg angeschlagener Serienkiller-Jäger mit Metallprothese statt Mittelfinger und „J“-förmiger Gesichtsnarbe wieder mal kurz vorm Kollaps. Nach dem traumatischen Tod seiner Frau hat sich Harry Hole feige nach L.A. davongesoffen, um dort Fulltime seinen Kummer im Whiskey zu ertränken.
Seine Thekenbekanntschaft, die ehemalige Schauspielerin Lucille, hat fette Schulden, die sie gewaltbereiten Eintreibern nicht zurückzahlen kann. Harry bleiben nur zehn Tage, um sie zu retten. Da lockt das Geld, das ihm Immobilienmakler Markus Røed aus Oslo bietet, um seine Unschuld an einem grausamen Doppelmord zu beweisen. Wer sich mit Nesbøs raffinierten Thrillern auskennt, ahnt, dass im Verlauf der immer wieder in die Irre führenden Ermittlungen nicht nur zwei junge Frauen buchstäblich Kopf und Kragen verlieren.
Ullstein, 2022, 544 S., 25,99 Euro
Aus d. Norw. v. Günther Frauenlob
1. Iben Albinus: Damaskus
Wenn man schon als Geheimagentin arbeitet, kann man sich als augenzwinkernde Hommage an James Bond auch mal zwischendurch einen Martini genehmigen. Dabei sieht die dänische Ex-Amnesty-Aktivistin Sigrid Melin den kleinen Auftrag für den Nachrichtendienst ihres Landes nicht wirklich als Spionage an. Sie soll lediglich den Kontakt zu einem syrischen Politiker oder Geschäftsmann herstellen. Möglich wird das durch ihren neuen Job beim Telekommunikationsriesen NorCom, der sie mit der stellvertretenden Leitung der Abteilung Soziale Verantwortung nach Damaskus lockt. Zunächst hadert Sigrid zwar mit ihren moralischen Bedenken, für ein kapitalistisches Großunternehmen zu arbeiten, doch die Aussicht, ihre ehemalige Studienfreundin Reem Nemir und ihre Traumstadt wiederzusehen, sind für sie Anreiz genug.
Es ist das Jahr 2011, der „Arabische Frühling“ hat Hoffnung aber auch neue Gewalt gebracht. Demonstranten werden getötet oder landen in den berüchtigten Foltergefängnissen. Reem leitet eine eigene Sicherheitsfirma, die für NorCom zuständig ist und sympathisiert zur Verblüffung Sigrids mit dem skrupellosen Machthaber Baschar al-Assad. Als die beiden durch Sigrids Auftrag zusammen in größte Gefahr geraten und nicht nur im Gefängnis die ganze Macht der staatlichen Gegner spüren, müssen sie bei riskanten Aktionen über sich hinauswachsen. Doch können sich Sigrid und Reem wirklich aufeinander verlassen?
Die dänische Schriftstellerin Iben Albinus schafft in ihrem Debüt weit mehr, als nur eine spannungsreiche Agentenstory vor realen Ereignissen in Szene zu setzen. Vielmehr macht sie durch die ungewöhnliche Freundschaftsgeschichte die Schönheit einer der ältesten Metropolen der Welt erfahrbar.
Hoffmann und Campe, 2022, 512 S., 24 Euro
Aus d. Dän. v. Kerstin Schöps
Riskieren Sie auch einen Blick auf unsere Liste der besten Krimis im Dezember 2022!