Die besten Krimis 2023: Empfehlungen für den Juli
Hochspannung für den Urlaub: Die besten Krimis im Juli 2023 mit Andreas Winkelmann, Ken Bruen und Pascal Engman.
Falls eine Faust aus einem Buch herausschnellt, hat Ken Bruen es geschrieben. Und: Wenn ein neues Buch von Ken Bruen erscheint, landet es meist auch ganz oben auf unserer Bestenliste. Führt also „Mc Dead“ unsere Liste der besten Krimis im Juli 2023 an? Mit Bestsellerautor Andreas Winkelmann hat er einen harten Konkurrenten. In „Nicht ein Wort zu viel“ kämpft Kommissar Schrader mit einem kniffligen Fall: Rächt sich ein durchgedrehter Thrillerautor an den Rezensenten, die seine Bücher schlecht besprochen haben?
Auch Pascal Engman ist natürlich für einen vorderen Platz auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2023 gut. Gemeinsam mit Johannes Selåker legt er „Sommersonnenwende“ vor und schickt darin die Journalistin Vera Berg und den ehemaligen UN-Soldaten Tomas Wolf auf die Jagd nach einen brutalen und hinterhältigen Frauenmörder. Und wie schlägt sich John Ajvide Lindquist auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2023? Hat man den schwedischen Autor bislang im Horrorgenre verortet, startet er nun mit „Refugium“ eine Thrillertrilogie.
Oder macht mit Melara Mvogdobo eine Außenseiterin das Rennen auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2023? Männliche Gewalt, sexueller Missbrauch und Unterdrückung: In „Von den fünf Schwestern, die auszogen, ihren Vater zu ermorden“ sinnen fünf Schwestern auf Rache.
Die besten Krimis im Juli 2023
5. John Ajvide Lindqvist: Refugium
Nicht nur der Hering und die Dillkartoffeln werden vom Kugelhagel zerfetzt, der plötzlich auf die Mittsommer-Gesellschaft an der Festtafel niedergeht. Nur Astrid Helander, die Tochter der Familie, überlebt das Massaker in der beschaulichen Schärenlandschaft, verstummt jedoch durch den Schock. Die ehemalige Polizistin Julia Malmros sucht Unterstützung bei dem merkwürdigen Techniknerd Kim Ribbing, um die Hintergründe des Auftragsmordes aufzuklären. Eigentlich wollten sie nur zusammen an einem Manuskript feilen, mit dem sie sich für die Nachfolge von David Lagercrantz bewerben, um Stieg Larssons „Millennium“-Epos weiterführen zu können … Das wollte auch John Ajvide Lindqvist. Nach einer Absage startet er nun eine eigene Trilogie, die auf der Metaebene auch eine Hommage ist. Hat man den schwedischen Autor bislang im Horrorgenre verordnet, überführt er nun Larssons altes Erfolgsrezept in ein modernen Thrillermärchen für die 2020er.
dtv, 2023, 528 S., 24 Euro
Aus d. Schwed. v. F. Hüther, R. Essrich, T. Alms u. H. Langendörfer
4. Andreas Winkelmann: Nicht ein Wort zu viel
Haftet gut auf glatten Oberflächen und ist enorm reißfest: Frischhaltefolie eignet sich hervorragend, um einen Menschen bewegungsunfähig einzuwickeln. Fast nackt und mehrlagig foliert findet sich Buchblogger Claas an einem Stuhl fixiert. Nicht im SM-Studio seiner Wahl, sondern in einem unbekannten Horrorraum mit blutbespritzten Wänden. Qualvoll soll er sterben, wenn Buchhändlerin Faja es nicht schafft, mit nur fünf Wörtern eine spannende Geschichte zu erzählen. Eine perfide Challenge, der der Kidnapper per Videoposts Nachdruck verleiht und es immer weiter treibt – was letztendlich einen enormen Folienverbrauch zur Folge hat. Da ringt auch Kommissar Schrader um die richtigen Worte, bis er eine mögliche Verbindung zu einem Spiel von Ernest Hemingway erkennt. Wegen seiner Neigung zu impulsiven Alleingängen ist Schrader die Psychologin Aylin Coban zu Seite gestellt worden. Doch als auch Aylin verschwindet, wagt er wieder einmal einen riskante Aktion entgegen der Vorschrift. Rächt sich etwa ein durchgedrehter Thrillerautor aufgrund einer schlechter Buchbesprechung am Rezensenten?
rororo, 2023, 400 S., 12 Euro
TOP 3
3. Pascal Engman und Johannes Selåker: Sommersonnenwende
Bei der Fußballweltmeisterschaft in den USA gewinnt Schweden das Spiel um Platz 3 mit 4:0 gegen Bulgarien. Das ist keine gewagte Prognose für 2026, sondern ein Rückblick auf das Jahr 1994, in dem eine überraschend starke Nationalmannschaft und hohe Temperaturen den Schweden ein Sommermärchen beschert haben. Etwas Ablenkung durch eine spannende Endrunde könnte auch Kommissar Tomas Wolf dringend gebrauchen, der als ehemaliger UN-Soldat noch immer traumatisiert ist von seinen Erlebnissen in Bosnien. Ausgerechnet in jenen Monaten, da ganz Schweden in Hupkonzert-Laune ist, jagt er jedoch einen äußert brutalen und hinterhältigen Frauenmörder, der abgebrüht auf Zeit spielt. Währenddessen recherchiert auch die Journalistin Vera Berg in einem Fall des Serienkillers. Ihr Freund Jonny lässt sie dabei gefährlich im Abseits stehen und wird sogar zum Angstgegner. Vera und Tomas spielen sich immer wieder die Bälle zu: Am Tag des kleinen Finales gilt es, inmitten feiernder Fans den Überblick zu behalten, bis Tomas sich in letzter Minute auf seine Schusstechnik verlassen muss. Pascal Engman und Johannes Selåker halten ihr Tempospiel auf absolut hohem Niveau. Sie gehen sogar mit einem beinharten Epilog taktisch in die Verlängerung, um dem nächsten Band eine Steilvorlage zu geben.
Ullstein, 2023, 592 S., 17,99 Euro
Aus d. Schwed. v. Ulla Ackermann
2. Melara Mvogdobo: Von den fünf Schwestern, die auszogen, ihren Vater zu ermorden
Er bekommt einen Schlag mit der alten russischen Bratpfanne auf den Hinterkopf, wird an einen Stuhl gefesselt und mit einem Skalpell kastriert. STOP: Sowas funktioniert nur in einem Dienstagabendkrimi. Die fünf Schwestern sind viel zu bedacht, um sich einer Blutfontäne sowie dem Risiko auszusetzen, bei einem sadistischen Mord an ihrem Vater erwischt zu werden. Céleste, Sheshe, Lea, Marion und Séraphine wollen endlich jene Tat begehen, die Befreiung bringen und nicht mit einer Inhaftierung enden soll. Der mittlerweile 70-jährige Tyrann hat sie alle vergewaltigt und gedemütigt. Und sie mit Scham, Wut und Verzweiflung ihrem weiteren Dasein als Erwachsene überlassen. Immerhin hat das vier von ihnen aus Kamerun nach Europa geführt – doch ihre Rachegelüste sind nie versiegt. So reisen sie zu einem ungewöhnlichen Familientreffen in die alte Heimat, wo sie dem patriarchisch geprägtem Leben wiederbegegnen. Wie der Mord nun geschehen könnte, dazu entwickeln sie viele Fantasien – kreativ und mit viel Liebe zu Details. Vielleicht sollten sie den Dreckskerl im Fichtenschaumbad ertränken und dabei farblich abgestimmte Regenanzüge tragen? Doch einen der Pläne wirklich umzusetzen, ist schwieriger als gedacht … Melara Mvogdobo hat einen mitreißenden Racheroman geschrieben, der durch die Erzählungen ihrer Protagonistinnen zugleich verspielt und schmerzvoll ist. Zwischen Plauderton und Selbstironie werden die unfassbaren Geschehnisse deutlich, die nicht mehr ertragen werden sollen, sondern zum Handeln zwingen.
Edition 8, 2023, 208 S., 24 Euro
1. Ken Bruen: McDead
Fern vom Spielfeld schwingt Drogendealer und Möchtegern-Ire Tommy Logan seinen Hurley. Befeuert durch den Sadismus, der durch die Langeweile auf Südlondons Straßen erweckt und in seiner Zeit im Knast geformt wurde. So matscht er ohne Skrupel – wenngleich jedoch etwas übertrieben – Tony zu einem blutigen Brei. Doch der Getötete ist ausgerechnet der Bruder von Chief Inspector Roberts von der Metropolitan Police. Dem eilt in dieser Ecke der Stadt der Ruf voraus, verhältnismäßige Gewalt eher eigenwillig zu interpretieren, und manch ein Verbrecher ist schon durch einen dubiosen Unfalltod aus der Kartei gefallen. Tommy Logan sieht Roberts Racheschwur jedoch locker. Wer ihn verpfeift, darf auch mal einen glühend heißen Kebabspieß anfassen, und zur Not reicht sein Einfluss bis zum Superintendenten. Der egoistische Sergeant Brant ist zwar nicht immer grün mit dem Chief, doch von Abschaum wie Tommy lässt auch er sich nicht auf der Säufernase rumtanzen. Ultra-Macho Brant muss sich jedoch erstmal um die neue WPC (Woman Police Constable) Falls kümmern. Bei einer verdeckten Aktion soll die attraktive Schwarze als Lockvogel herhalten, um endlich den Clapham-Vergewaltiger zu stellen … Cops, deren Benehmen irgendwo zwischen Wildschwein und Hooligan anzusiedeln ist. Aktionen, die nicht selten in einem Clusterfuck münden. Das Genre des Polizeiromans wäre ärmer ohne diese herrlich unkorrekte Truppe!
Polar, 2023, 168 S., 16 Euro
Aus d. Engl. v. Karen Witthuhn
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