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Die besten Krimis 2023: Empfehlungen für den Juni

Die besten Krimis im Juni 2023: Buchcover von Jochen Rausch, Peter Papathanasiou, Erin Flanagan, Doris Mertens, Don Winslow

Ein kleines Blutbad am Strand? Die besten Krimis im Juni 2023 mit Don Winslow, Erin Flanagan und Jochen Rausch.

Ein neuer Roman von Don Winslow mit dem Titel „City of Dreams“: Im vorletzten Band seiner Abschieds-Trilogie zeigt der Bestsellerautor noch einmal, dass er ein großer Geschichtenerzähler ist – aber reicht das auch für die Spitzenposition auf unserer Liste der besten Krimis im Juni 2023? Konkurrenz bekommt er von Erin Flanagan, die in ihrem Debütroman „Dunkelzeit“ das ländliche Nebraska unter die Lupe nimmt. Die Bewohner Gunthrums sind einfache, hart arbeitende Menschen, die einfache Erklärungen bevorzugen und harte Urteile fällen.

Auch eine Graphic Novel ist auf unserer Liste der besten Krimis im Juni 2023 vertreten: Der flämische Zeichner Joris Mertens setzt für „Das große Los“ gekonnt die Stilmittel des expressionistischen Films Noir ein, denen er mit skizzenhaften Kohlestrichen wirkungsstark Leben einhaucht. Und wie erfolgreich ist Jochen Rausch mit dem Start seiner Grenzland-Reihe auf unserer Liste der besten Krimis im Juni 2023? Wieder einmal dient die Provinz in „Im toten Winkel“ als Klischee-Kulisse für schrullige Typen, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen. Doch Rauschs Figuren sind alles andere als eindimensional und durch den stimmigen Plot lebensnah inszeniert.

Und schließlich ist da mit „Steinigung“ von Peter Papathanasiou noch ein Geheimtipp. Schon mit dem ersten Band seiner neuen Noir-Reihe zeigt Papathanasiou, dass er einen Platz unter den namhaften australischen Krimiautoren verdient. Seine vielschichtige Figurenzeichnung und der atmosphärisch stimmige Plot sind zugleich schonungslose Gesellschaftsanalyse wie raffinierte Spannungsgeschichte. Führt Papathanasiou gar unsere Liste der besten Krimis im Juni 2023 an?

Die besten Krimis im Juni 2023

5. Don Winslow: City of Dreams

Die besten Krimis im Juni 2023: Buchcover „City of Dreams“ von Don Winslow„Was für ein scheiß Mafioso frühstückt Croissants?“/„Was sollen sie denn sonst essen?“/„Speck und Eier. Mafiosi frühstücken Speck und Eier.“ Kevin zeigt seine Verachtung für zwei West-Coast-Mafiosi, die er in einer Bäckerei in L.A. ausfindig gemacht hat. Er ist einer von Danny Ryans Leuten, die nach einem verlorenen Bandenkrieg an der Ostküste nun mit ihrem Boss nach Hollywood geflohen sind. Danny will hier beim organisierten Betrug im Filmbiz mitmischen, doch seine Feinde sitzen nicht nur den ganzen Tag in Cafés herum … Im vorletzten Band seiner Abschieds-Trilogie zeigt Don Winslow noch einmal, dass er ein großer Geschichtenerzähler ist.

HarperCollins, 2023, 400 S., 24 Euro

Aus d. Engl. v. Conny Lösch

4. Joris Mertens: Das große Los

Buchcover „Das große Los“ von Joris MertensSeit 17 Jahren tippt François den selben Schein. Erfolglos, doch klammert er sich wie jeder Spieler an den Traum, dass irgendwann mal seine Zahlen gezogen werden. Sein Job als Auslieferungsfahrer einer Wäscherei ist eintönig, er raucht zu viele „Fortuna“-Zigaretten, und in seiner Stammkneipe kippt der Alleinstehende am Abend ein trauriges Bier. Die einzigen Lichtblicke seiner endlosen Regentage in der Großstadt sind die kurzen Gespräche mit der Kioskbesitzerin Maryvonne, mit der er sich heimlich eine gemeinsame Zukunft erhofft. Da lockt unerwartet ein Haufen Geld, an dem wortwörtlich Blut klebt und der François zu einer Kurzschlusshandlung verleitet … Starke Hell-Dunkel-Kontraste, Lichtreflexe, dramatische Perspektiven: Der flämische Zeichner Joris Mertens setzt gekonnt die Stilmittel des expressionistischen Films Noir ein, denen er mit skizzenhaften Kohlestrichen wirkungsstark Leben einhaucht.

Splitter, 2023, 144 S., 35 Euro

Aus d. Niederl. v. Axel Rothkamm

TOP 3

3. Erin Flanagan: Dunkelzeit

Buchcover „Dunkelzeit“ von Erin FlanaganIm ländlichen Nebraska kann es schon mal vorkommen, dass man mit einer Beule im Truck nach Hause kommt. Wildunfälle sind gerade zu Beginn der Hirschsaison im Herbst nicht ungewöhnlich. So denken sich auch Clyle und Alma nicht viel dabei, als ihr Farmhelfer Hal nach seinem ersten Jagd-Wochenende mit leicht lädiertem Fahrzeug vorfährt. Doch woher stammt das Blut im Führerhaus? Der 25-jährige, geistig beeinträchtigte Hal verstrickt sich in eine nicht ganz schlüssige Geschichte mit einer erlegten Hirschkuh. Zudem ist er ohne seine beiden Jagdkumpels zurückgekehrt.

Seitdem Clyle und Alma aus Chicago in die Kleinstadt Gunthrum gezogen sind und dort eine Farm führen, ist Hal so etwas wie ihr leiblicher Sohn. Doch bleibt ihnen seine undurchschaubare Gedankenwelt verborgen. Zudem hat Hal ein mittelschweres Southern-Comfort-Problem, manchmal seine starken Hände nicht im Griff, und er versteht nicht, warum er nie bei den hübschen Wesen landet, die lange Haare und kurze Röcke tragen. Da ausgerechnet seit seinem Jagdausflug auch das Mädchen Peggy vermisst wird, beschuldigt man Hal eines Verbrechens: Die Bewohner Gunthrums sind einfache, hart arbeitende Menschen, die einfache Erklärungen bevorzugen und harte Urteile fällen.

Atrium, 2023, 368 S., 25 Euro

Aus d. Engl. v. Cornelius Hartz u. Stefanie Kremer

2. Peter Papathanasiou: Steinigung

die besten Krimis im Juni 2023: Buchcover „Steinigung“ von Peter PapathanasiouGekonnt schockt Peter Papathanasiou gleich auf den ersten Seiten seines Outback-Noirs mit einer schwer zu ertragenden Tötung, bei deren Vorbereitung ein Einkaufswagen seiner eigentlichen Bestimmung enthoben wird. Da wendet sich selbst eine Gruppe Kängurus verstört ab, und es gibt keine Zeugen für die sadistische Ermordung der Lehrerin Molly Abbott auf einem abgelegenen Sportplatz in der australischen Kleinstadt Cobb.

Kein einfacher Fall für Detective Sergeant Giorgios „George“ Manolis, der nach dem Tod seines Vaters gerade erst in die Stadt seiner Kindheit zurückgekehrt ist. Die erkennt er fast nicht wieder: Wellblechsiedlungen und Verfall breiten sich aus. Armut, Drogen und Alkohol führen zu immer mehr gesellschaftlichen Problemen. Neben den üblichen Spannungen zwischen Weißen und Aborigines bringt auch das neue Flüchtlingslager sozialen Sprengstoff. Molly Abbott hat sich um diese Einwanderer gekümmert – wurde ihr das etwa zum Verhängnis? DS Manolis muss zwischen Vorurteilen und verfestigtem Hass unterscheiden, wird auf eine falsche Fährte gelockt und selbst das Opfer eines heimtückischen Anschlags. Bis sich die Umstände von Mollys Tod überraschend völlig anders darstellen …

Schon mit dem ersten Band seiner neuen Noir-Reihe zeigt Papathanasiou, dass er einen Platz unter den namhaften australischen Krimiautoren verdient. Seine vielschichtige Figurenzeichnung und der atmosphärisch stimmige Plot sind zugleich schonungslose Gesellschaftsanalyse wie raffinierte Spannungsgeschichte.

Polar, 2023, 368 S., 17 Euro

Aus d. Engl. v. Sven Koch

1. Jochen Rausch: Im toten Winkel

Buchcover „Im toten Winkel“ von Jochen RauschKommissarin Marta Milutinovic zieht von München ins ehemalige Zonenrandgebiet direkt an der Grenze zu Tschechien. Mit nur ein paar Habseligkeiten, dafür aber schwerem seelischen Gepäck: Ihre Tochter Charlotte ist einer Gewalttat zum Opfer gefallen, wodurch die Ehe mit Tom zunächst gekriselt hat und schließlich durch einem Seitensprung gescheitert ist. Dazu kommt noch eine falsch eingeschätzte Einsatz-Situation, bei der Marta einen Mann versehentlich zum Krüppel schießt. In der pittoresken Kleinstadt Schwarzbach soll nun ein Neuanfang gelingen: Sie übernimmt ein unpersönlich eingerichtetes Appartement und die Leitung der Polizeidienststelle. Doch der Start misslingt, weil sie auf eine Provokation unnötig aufbrausend reagiert und die Rivalität des Neu-Kollegen Hartmann ihr gegenüber spürt, dem sie die Chance auf seine Beförderung verstellt.

Die Kleinstadtbewohner geben sich merkwürdig bis mürrisch: Sargtischler Hannes, Metzger Münzer, Ex-Sträfling Cislarczyk und ein selbsternannter Vertreter des Herrn auf Erden – da gilt es, vorsichtig zu sein. Mit den Jahren ist hier nicht nur viel Gras über den ehemaligen DDR-Grenzstreifen gewachsen, sondern auch über den ungeklärten Mord an dem Schüler Jens Fritsche. Als Marta den alten Fall neu aufrollt, wird es nicht nur für sie gefährlich.

Ein fies gespannter Stolperdraht, eine Vergewaltigung, ein abgesägter Arm – Krimiautor Jochen Rausch setzt Schockmomente, die wie aus dem Nichts kommen. Wieder einmal dient die Provinz als Klischee-Kulisse für schrullige Typen, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen. Die Figuren der neuen Grenzland-Reihe, sind jedoch alles andere als eindimensional und durch den stimmigen Plot lebensnah inszeniert.

Piper, 2023, 304 S., 24 Euro

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