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Die besten Krimis 2024: Empfehlungen für den November

Die besten Krimis im November 2024: Buchcover von Dwyer Murphy, Jürgen Tietz, Josephine Tey, Wolfgang Schorlau, Alex Beer, Martin Becker u. Tabea Soergel

Kurze Tage, lange Nächte: Die besten Krimis im November 2024 mit Wolfgang Schorlau, Nora Kain und Josephine Tey.

Wolfgang Schorlau legt einen neuen Dengler-Krimi vor, in dem es für den Detektiv sehr persönlich wird: Er kümmert sich um seine Mutter und stellt sich alten Ängsten. Wird „Black Forest“ unsere Liste der besten Krimis im November 2024 anführen? Konkurrenz bekommt der von Dwyer Murphy. Der schreibt einen klassischen Detektivroman, der in New York spielt – doch ahnen seine Protagonist:innen, dass alles nur Fiktion ist … Zieht auf unserer Liste der besten Krimis im November 2024 also „Ehrlich währt am längsten“ auf die Spitzenposition? Und auch Jürgen Tietz mischt mit „Berliner Schuld“ ganz vorne auf unserer Liste der besten Krimis im November 2024 mit: In seinem zweiten Krimi mit Kommissar Hans Adler geht es um eine Serie brutaler Frauenmorde im Jahr 1947.

Historische Krimis sind auf unserer Liste der besten Krimis im November 2024 ein großes Thema: „Die Schatten von Prag“ von Martin Becker und Tabea Soergel spielt 1910, „Die weiße Stunde“ von Alex Beer spielt im Jahr 1923. „Frevel“ von Nora Kain geht gar zurück ins Jahr 1797. Oder steht ein Krimiklassiker in Neuauflage auf unserer Liste der besten Krimis im November 2024 ganz oben? „Der Mord in der Schlange“ von Josephine Tey zählt zum Golden Age der Kriminalliteratur.

Die besten Krimis im November 2024

7. Martin Becker u. Tabea Soergel: Die Schatten von Prag

Die besten Krimis im November 2024: Buchcover „Die Schatten von Prag“ von Martin Becker und Tabea SoergelWie lässt es sich zum Weltuntergang besser auf den Tischen tanzen als mit Franz Kafka in den schlonzigen Spelunken der Prager Altstadtgassen? Im Frühling des Jahres 1910 glaubt man fest daran, dass alsbald der Blausäureschweif des Kometen Halley die Atmosphäre der Erde entzünden wird. Bis zum vermeintlich letzten Staropramen ist Lokalreporter Kisch von der Zeitung Bohemia nah an den halbseidenen Schergen, die nächtens an der Moldau meucheln. Zusammen mit der Medizinstudentin Lenka erkennt er, dass die Dunkelmänner einer nationalistischen Verschwörung jedoch eher auf verpupsten Plüschsofas als unterm Pöbel zu suchen sind. Das Autorenduo Martin Becker und Tabea Soergel schafft eine stimmige wie verschmitzte Melange aus Fakten und Fantasie, wenn sie ihren fiktionalen Kisch als Variante der historischen Reporterlegende beleben.

Kanon, 2024, 312 S., 24 Euro

6. Nora Kain: Frevel

Buchcover „Frevel“ von Nora Kain„Los! Geh näher ran! Du musst doch sehen, wie das kalte Schwert blitzt und das heiße Blut spritzt!“ Richtig, als Lokalreporter sollte man immer nah am Geschehen sein. So wird der neue Redakteur Johann ermuntert, der Enthauptung des Jungfrauen-Schlächters Adam „der Aal“ hautnah beizuwohnen. Ein Artikel darüber pusht garantiert die Auflage des Frankfurter Korrespondenten. 1797 ist man genauso lüstern auf Gruselnews wie heute. Ein paar Jahre später kommt es erneut zu Gräueltaten, die an den „Aal“ erinnern. Hat das Richtschwert also den falschen Deetz abgeschlagen? Johann recherchiert mit der naturwissenschaftlich begabten Manon. Nora Kain lässt genüßlich Blut sprudeln und seziert die Kunst der Körperzerschneidung anhand der damaligen Rechtsmedizin.

dtv, 2024, 384 S., 17 Euro

5. Alex Beer: Die weiße Stunde

Buchcover „Die weiße Stunde“ von Alex BeerVorm Schlafengehen sollte man sich vergewissern, ob unterm Bett nicht etwa Gefahr lauert. Ein Ratschlag, den Marita Hochmeister anscheinend nicht kennt und deshalb ihr Leben verliert. Die Dame aus Wiens höherer Gesellschaft der frühen 1920er–Jahre wird von einer Person überrascht, die sich dort versteckt gehalten hat und schließlich Marita niederknüppelt. Nur einer der Frauenmorde, die den kriegsversehrten Kriminalinspektor Emmerich und seinen jungen Assistenten Winter mit ihrem verbeulten Fiat Torpedo zu neuen Tatorten knattern lassen. Im sechsten Band der Reihe führt die österreichische Autorin Alex Beer wieder gekonnt in die sozialen Mileus der Jahre zwischen den Weltkriegen. Neben Elend und Inflation wird da auch fröhlich der Charleston getanzt. Beer überzeugt mit ihrem spannenden Whodunit, in dem jemand eine perfekte Tarnung ausnutzt. Noch ein Tipp: Hinterm Vorhang kann übrigens auch immer jemand stehen …

Limes, 2024, 368 S., 22 Euro

4. Jürgen Tietz: Berliner Schuld

Die besten Krimis im November 2024: Buchcover „Berliner Schuld“ von Jürgen Tietz„Du weißt, warum wir hier sind?“ – „Ick hab nüscht jemacht“ – „Was hast du nicht gemacht?“ – „Jar nüscht“ Kommissar Hans Adler bekommt aus dem Verdächtigen Rudolf nüscht raus. Vermutlich wollte der sich auch wirklich nur am Fundort einer Leiche zum Stelldichein mit seiner Liebschaft treffen. Adler sucht in seinem zweiten Fall den „Pankower Schlitzer“, welcher im Berlin des Jahres 1947 brutale Frauenmorde begeht. Mit einem Sowjet-Leutnant an seiner Seite erfährt der westdeutsche Ermittler in der Ostzone von Kriegsgräuel, welcher einen langen Schatten in die junge Nachkriegszeit wirft. Adler sollte da jedes Vorgehen klug abwägen. Seit er einarmig von der Front zurückgekehrt ist, muss er zum Beispiel entscheiden, ob er bei Dunkelheit eher die Taschenlampe oder seine Dienstwaffe zückt …

Kampa, 2024, 288 S., 18,90 Euro

TOP 3

3. Josephine Tey: Der Mord in der Schlange

Buchcover „Der Mord in der Schlange“ von Josephine TeyIn einer Warteschlange stehen zu müssen, ist nicht zwingend ein Grund, der vor einem stehenden Person einen Dolch in den Rücken zu rammen. Das findet auch Inspector Grant von Scotland Yard, der in den 1920er-Jahren den öffentlich verübten Mord an einem jungen Mann aufklären soll. Obwohl viele Menschen mit dem Opfer vor dem Londoner Musicalgebäude angestanden haben, will niemand etwas von der Tat bemerkt haben. Auch ist die Identität des Erstochenen zunächst unklar, welcher zwar einen Revolver, jedoch keinen Ausweis bei sich trägt. Die schottische Autorin Josephine Tey (1896 – 1952) veröffentlichte diesen ersten Fall ihrer sechsbändigen Grant-Reihe im Jahr 1929. Sie zählt zum Golden Age der Kriminalliteratur, setzt jedoch eigene Impulse, die dem Genre neue Wege weisen. So lässt Tey ihren charismatischen Inspector quasi scheitern. Seine akribischen Ermittlungen führen zwar zu einer Festnahme, doch stützt sich diese auf falsche Schlussfolgerungen. Erst ein spätes Geständnis zeigt Grant, dass seine Selbstzweifel begründet und Indizienbeweise trügerisch sind. Ein zeitloser Klassiker, für den es sich lohnt, in der Buchhandlung Schlange zu stehen.

Anaconda, 2024, 192 S., 7,95 Euro

Aus d. Engl. v. Alfred Dunkel

2. Dwyer Murphy: Ehrlich währt am längsten

Buchcover „Ehrlich währt am längsten“ von Dwyer MurphyBücher beeinflussen so manche Leben und können ihnen sogar unerwartete Wendungen geben. Für die fiktiven Leben von Protagonisten in der Kriminalliteratur gilt das sowieso. Der namenlose Ich-Erzähler in Dwyer Murphys Debüt ist zwar freiberuflicher Anwalt im New York der frühen 2000er, könnte aber auch einem klassischen Detektivroman entsprungen sein. So lockt ein vermeintlich simpler Auftrag mit stattlicher Entlohnung. Die reiche Anna Reddick möchte den Beweis, dass ihr Ehemann Newton unrechtmäßig seltene Bücher aus ihrem Besitz verkauft. Newton ist schnell überführt, ein Scheidungsgrund gefunden, das Honorar bezahlt, der Fall abgehakt. Für eine Weile könnte man leicht angetütert mit Freund Ulises in Brooklyns Bars abhängen, alte Filme anschauen oder über seltene Bücher fachsimpeln. Doch wieder steht eine Anna Reddick vor der Tür. Diesmal die bekannte Autorin, welche den Selbstmord ihres Ehemanns Newton untersuchen lassen will. Der wurde erhängt gefunden, taucht aber eine Weile später wieder auf … Als Chefredakteur des Krimi-Portals CrimeReads kennt sich Dwyer Murphy mit den Kniffen des Noir aus. Mit lässigem Erzählsound und wunderbar abschweifenden Dialogen führt er durch einen Plot, dessen Kapriolen für seine starken Figuren immer mehr zur Nebensache werden. Ihr Leben in einem nostalgisch verklärten New York kann so nur in und mit Büchern existieren. Sie scheinen es zu ahnen …

Septime, 2024, 288 S., 26 Euro

Aus d. Engl. v. Roland Freisitzer

1. Wolfgang Schorlau: Black Forest

Die besten Krimis im November 2024: Buchcover „Black Forest“ von Wolfgang SchorlauAls Georg Dengler Anrufe aus dem Schwarzwald erhält, dass seine Mutter wohl dement werde, fährt er besorgt in seinen Geburtsort Altglashütten am Feldberg. Nach diversen heimlichen Tests weiß er: Die Mutter ist mit ihren mehr als 80 Jahren geistig fit und rege. Aber warum sieht sie dann nachts im Hof Schatten von Menschen? Und warum ist Werkzeug ihres schon lange verstorbenen Mannes verschwunden? Schon bald hat der Privatdetektiv einen Verdacht. Viel später endet es mit einer wilden Schießerei auf dem Hof von Denglers Mutter.

Mit „Black Forest“ hat Krimiautor Wolfgang Schorlau – er ist Experte in der Recherche von aktuellen politischen Themen – es geschafft, die Diskussion der letzten Jahre um den ewig verschleppten Windkraftausbau im Schwarzwald in einen Plot zu packen, der von Lobbyisten und deren kriminellen Handlangern handelt, aber auch von gezielt in die Öffentlichkeit lancierten Falschinformationen. Ziel dieser Bestrebungen: So lange Gewinne mit fossiler Energie erzielen, wie es irgend geht. Das Klima: egal. Die Fakten zum Plot stehen wie immer auf Schorlaus Webseite.

Doch das ist noch lange nicht alles. Denglers Sohn Jakob kommt auf den Hof, unterstützt Vater wie auch Großmutter und ist praktisch Schorlaus Sprachrohr für wissenschaftliche Erkenntnisse. Georg Dengler selbst recherchiert in eigener Sache. Seit dem Tod seines Vaters hat er die Scheune des elterlichen Hofs nicht mehr betreten. Was Gründe hat: Als er noch ein Kind war, ist der Vater dort vor Georgs Augen in den Tod gestürzt. Und so sehr sich Dengler gegen die notwendige Erkenntnis wehrt, was denn damals wirklich geschehen ist: Es kommt alles ans Licht.

Dass dabei noch ein Umweg nach Peenemünde in den 1940ern ansteht, ist typisch Schorlau, der ganz nebenbei auch noch die Produktion der von den Nazis „Wunderwaffe“ genannten V2-Rakete in den Krimi einbaut. Wernher von Braun baute später bei der NASA Raketen, weitere Ingenieure schraubten am Vorgänger der europäischen Trägerrakete Ariane. Wer aber nach Ägypten ging, um das Regime aufzurüsten, wurde vom israelischen Mossad überredet, das sein zu lassen …

Kiepenheuer & Witsch, 2024, 448 S., 18 Euro

Riskieren Sie auch einen Blick auf unsere Liste der besten Krimis im Oktober 2024!

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